Cesare Lombroso (1835-1909)(Foto: rainbowfish/Wikip)
Das Genie ist genial. Weil es besonders intelligent ist. Aber auch, weil, in der naiven Vorstellung, etwas Magisches dabei mitschwingt. Den absoluten Monarchen reichte es noch, mächtig zu sein und von Gott begnadet. Die Masse Mensch liebt solche Galeonsfiguren auch heute noch, bunte Blätter widmen sich ihnen. Aber auch Freunde der gehobenen Geisteskräfte lieben das Herausgehobene. Und stellen große Freunde und Vertreter des Geistes wie Schiller und Goethe auf den Denkmalsockel. So gebar sich der Genie-Kult aus Ungenügen am “trockenen Geist”, wie ihn Luhmann schätzte. Nietzsche, selbst eine Inkarnation des Genies, wollte aus ihm noch mehr machen, einen, seinen “Übermenschen”. Sozusagen musikalisch-tänzerisch gedacht. Sein Zeitgenosse, der Psychiater und Mediziner Cesare Lombroso, studierte Tasso, Rousseau, Hölderlin und Kleist, schrieb sein wirkungsmächtiges Buch “Genie und Wahnsinn” und lieferte damit ein weiteres Glied im Geniekult. Die Hollywood-Schnulze “A beautiful mind” steht in dieser eigentlich schon verflossenen Mode. Thomas Mann hat sie noch stark beschäftigt, auch in der politischen Dimension. 1939 hat er dem “Künstler-Politiker” Hitler den Essay EIN BRUDER gewidmet:
“Ohne die entsetzlichen Opfer, welche unausgesetzt dem fatalen Seelenleben dieses Menschen fallen, ohne die umfassenden moralischen Verwüstungen, die davon ausgehen, fiele es leichter, zu gestehen, daß man sein Lebensphänomen fesselnd findet.”
Mit dem DOKTOR FAUSTUS, der auch ein Nietzsche-Roman ist, hat Th. Mann das Syndrom Genie, Künstler, Politik, Wahn und Magie durchgearbeitet und - möchte man meinen - erledigt.