Sonntag, 13. Juni 2010

Sie reden schön und reden Blech, die Dichter, Folge Platen





Sitzt bei 18°C in der Sonne, die junge Bachstelze, noch nicht ganz durchgefärbt, deswegen muß man genauer hinsehen, und wartet auf den Altvogel mit neuem Futter



Sie reden oft schön und reden oft Blech, die Dichter, Folge Platen:

Das Grab im Busento

Nächtlich am Busento lispeln
Bei Cosenza dumpfe Lieder,
Aus dem Wasser schallt es Antwort,
Und in Wirbeln hallt es wieder.

Und den Fluß hinauf, hinunter
Ziehn die Schatten tapfrer Gothen,
Die den Alarich beweinen,
Ihres Volkes Besten Toten.

Allzufrüh und fern der Heimat
Mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken
Seine Stirne blond umgaben.

...
August von Platen ( 1796 bis 1835 )

Eine sehr schöne erste Strophe. Es wird dann zu lang für den dürftigen Inhalt, der an der Alarich-Legende strickt. Das wirkt ganz harmlos, wie alles anfangs harmlos wirkt, und der Sprachklang flüstert schmeichelnd etwas ein, was sich in der intellektuellen Prüfung als dummes Zeug und Arbeit im Dunstkreis des Nationalismus erweist. Diesen kriegerischen Rumtreiber Alarich I. hat es 410 nach Seneca aus den Schuhen gekippt, nach der Plünderung Roms, gut so, so soll es allen anmaßenden Häuptlingen ergehen, würde der Verstand dem Platen sagen und hinzufügen, daß die Goten eine unklare Gruppe in der Geschichte darstellen, die vermutlich keine Ahnen der modernen Deutschen waren, weder der Friesen noch der ganz anders gearteten Bayern.
Anderlautende Legenden sind Dichterwerk.