Dienstag, 24. November 2009

Was in der Klimadebatte untergeht



Es ist so trübe und naß, daß man die Kohlmeise kaum sieht (doppelt klicken) - 8-10°C

- "Was in der Klimadebatte untergeht

Zu "EU geht ohne konkrete Hilfszusagen in Kopenhagener Klimakonferenz" (F.A.Z. vom 31. Oktober): Angesichts dramatischer Warnungen vor einer weiteren Zunahme der Kohlendioxidemissionen möchte ich auf einige beweisbare Tatsachen hinweisen.

Um nicht missverstanden zu werden: Auch ich bin selbstverständlich der Ansicht, dass wir mit den Ressourcen der Erde sorgsam umgehen müssen. In der öffentlichen Diskussion indes gilt das Kohlendioxid als der hauptsächliche Klimakiller. Das stimmt nicht: Selbst Klimapessimisten bestreiten nicht, dass der Wasserdampf, der von den Weltmeeren verdunstet, einen mehrfach größeren Treibhauseffekt hat als Kohlendioxid, nur ist er nicht zu beeinflussen.

Aus Messungen an Bohrkernen in Gletschereis und im Meeresboden weiß man, dass auch in geologisch früherer Zeit der atmosphärische Kohlendioxidgehalt geschwankt hat (Gebirgsbildungen, Vulkanismus und anderes). Es besteht kein systematischer Zusammenhang mit der globalen Temperatur, das heißt, manchmal folgte die Temperatur dem Kohlendioxid-Anstieg, mal gab es umgekehrt einen Kohlendioxid-Anstieg als Erwärmungsfolge. Eine Wärmeperiode wie die jetzige ist in den letzten 10000 Jahren, dem Holozän, nicht ungewöhnlich. Im Klimaoptimum vor zirka 7000 Jahren und dem Optimum vor 4500 Jahren war es mindestens so warm wie heute.

Es folgten weitere Optima: Vor zirka 2000 Jahren die Römische Warmzeit und vor etwa 1000 Jahren die Mittelalterliche Warmzeit. Dazwischen lagen kältere Perioden, wie - nach dem Ende der Mittelalterlichen Warmzeit - die Kleine Eiszeit, die erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts endete.

Auch die heutige Alpengletscherschmelze ist nicht einmalig, wie oft dargestellt. In den letzten 10000 Jahren sind acht Zeiten von Eisvorstößen und Rückzug bekannt. Vordringendes Eis verdrängte die Vegetation und hinterließ beim Rückzug datierbares Holz. In der Warmzeit vor 7000 Jahren waren die Alpen bis auf kleine Reste eisfrei.

Seit dem Höhepunkt der letzten Kaltzeit vor dem Holozän stieg mit dem Schmelzen der riesigen Eismassen der Meeresspiegel um ungefähr 120 Meter an, anfangs schneller, jetzt langsamer. Auch Klimapessimisten rechnen derzeit nur noch mit etwa 30 Zentimeter Anstieg pro Jahrhundert. Gelegentliche Horrormeldungen vom Untergang der Küstenregionen sind Phantasie.

Von Presse und Funk wird immer wieder von der drohenden Überschwemmung von Inselgruppen wie Tuvalu (Ellis Islands) und den Malediven im Pazifik berichtet. Die eigens zur Prüfung eingesetzte INAQUA Commission on Sea Level Changes and Coastal Evolution fand, dass der Meeresspiegel dort seit dreißig Jahren stabil steht. Die Inselbewohner propagieren jedoch die Gefahr weiter, denn sie befürchten Einbußen an Entwicklungshilfe und verlangen Beihilfe zu eventueller Umsiedelung nach Australien.

Der Einfluss der Sonnenaktivität auf das Erdklima wird gewöhnlich verschwiegen. Seit mindestens dreihundert Jahren ist die sehr hohe Korrelation zwischen der ständig schwankenden Sonnenfleckenaktivität und dem Klima bekannt. Bei größerer Aktivität wird es auf der Erde wärmer, bei geringerer kälter. Auf dem Höhepunkt der Kleinen Eiszeit gab es viele Jahre gar keine Sonnenflecken. Die Korrelation ist so hoch und die Beobachtungszeit so lang, dass es nicht leichtfällt, einen ursächlichen Zusammenhang auszuschließen. Man nimmt an, dass es sich um Zusammenwirken von Sonnenwind, Erdmagnetfeld und kosmischer Strahlung (Höhenstrahlung) handelt, mit dem die Wolkenbildung beeinflusst wird. Einen weiteren wesentlichen Klimaeinfluss haben periodische Veränderungen der Erdbahn um die Sonne (Milankovic-Effekt).

Der deutsche Anteil am Primärenergieverbrauch der Welt beträgt zurzeit weniger als vier Prozent, Tendenz fallend, wir sollen ja Energie sparen. Die Kohlendioxidmenge, die Deutschland einspart, wenn es seiner Verpflichtung von Kyoto folgt, beträgt 2020 zirka 396 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Hinsichtlich einer zu erwartenden Kohlendioxid-Weltemission von 55 Milliarden Tonnen für 2020 beziehungsweise 61 Milliarden Tonnen für 2030 beläuft sich der deutsche Sparanteil auf 0,7 bis 0,8 Prozent der Weltemission, also auf einen bedeutungslosen Wert.

Diese überprüfbaren Wahrheiten über das Klima sind von einer Mauer des Schweigens umgeben, abweichende Meinungen werden als Sakrileg angesehen. Die öffentliche Diskussion ist anscheinend unerwünscht.

DR. RER. NAT. HORST HERMANN, ESSEN

- " Der besorgte Draufgänger
Die Krise ist für den modernen Menschen das Normale – Vortrag des Soziologen Gerhard Schulze in Zürich.
Andreas Breitenstein ⋅ Der Bamberger Professor Gerhard Schulze gilt als menschenfreundlich-skeptischer Soziologe – ein Ruf, den er am vergangenen Donnerstag auf Einladung des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung in Zürich mit seinen antiapokalyptischen Ausführungen über die Komplexität von Krisen unter Beweis stellte. «5 vor 12 – ein soziologischer Bewusstseinstrip» lautete der Titel seines Vortrags, in dem er sich als unbequemer Beobachter derer hervortat, die sich in Bezug auf die Zeitläufte als Verkünder «unbequemer Wahrheiten» geben und dabei doch nur den Weg des geringsten Widerstands einschlagen. Das Ideal der Wissenschaft bestehe darin, anderen am Zeug zu flicken und sich selbst am Zeug flicken zu lassen, der Kern ihrer Moral sei die organisierte Skepsis, so Schulze. De facto aber herrsche, der Moral der Affirmation folgend, auf die der Mensch gepolt sei, das Umgekehrte, nämlich ritualisierter Konsens. Schulze rekurrierte auf die Klimadebatte, bei der es nach einschlägigem politischem Befinden um nicht weniger als um «Leben und Tod unseres Planeten» (EU-Kommissar László Kovács) geht. Er selber sei lange naiver Anhänger dieser Katastrophen-Theorie gewesen, bis er eines Tages festgestellt habe, dass es im Klimadiskurs absolute Wahrheitsansprüche und massive Ausgrenzungen Andersdenkender gebe. Klimaexperten neigten dazu, ihren Konsens für den Beweis zu halten. Statt anekdotische Bestätigungen ohne Beweiskraft für die Theorie der Klimakatastrophe anzuhäufen, sollten sie eher nach deren Widerlegung suchen. Nur dies könne die Theorie stärken.

Ob Finanzkollaps, Klimakatastrophe, Überalterung, Pandemien – Krise, so Schulze, sei eines der geläufigsten Wörter unserer Zeit, ohne dass man sich darüber einig sei, was eine solche denn genau ausmache. Krise definiere sich von dem her, was als normal empfunden werde, und das Normale erfülle sich vor allem in der Wiederholung, im Stabilen, Austarierten, Vorhersehbaren. Krise bedeute demnach die Störung wiederholter ineinandergreifender Abläufe und berge die Hoffnung auf Rückkehr zur Stabilität. Das Basiswissen darum, was Normalität ausmache, entwachse dem Wohlbefinden im eigenen Körper, doch lasse sich dieses nur schwer auf die Bereiche Staat, Wirtschaft, Geschlecht übertragen. Die Frage etwa, so Schulze, was denn die «normale» Weltwirtschaft ausmache, trenne ökonomischen Mainstream (Wachstum, Kapitalverkehr, Handelsgleichgewicht) und ewigen Rousseau (Autarkie). Auch sei Normalität stets eine Frage des Zeithorizonts, was an den Debatten um das «normale» Klima sichtbar werde. Die Veränderung des Klimas war immer auch normal.

Schulze sieht ein generelles Problem darin, dass Beschreibung von Normalität in Wertung kippt und Fakten zu Nomen werden. Das Körpermodell von Krise indes sei nur eine mögliche Sichtweise, und kindlich denke der, der die Welt als Organismus betrachte, der sich selbst reguliert. Dass die Welt durch Handlungen des Menschen aus den Fugen oder gar ans Ende gerate, sei eine uralte mythologische Erzählung, die zwar Sinn stifte, indem sie Schuld und Verantwortung zuweise, aber nichts kläre. Viele Deutungsmuster seien gefragt und das Aushalten des Uneindeutigen. Der moderne Mensch habe sich von Anfang an – draufgängerisch und doch stets besorgt – im grenzenlosen Raum noch nicht erschlossener Möglichkeiten bewegt. Er sei dazu verdammt, die permanente Umwälzung des Bestehenden, sprich das Krisenhafte, auszuhalten. Krise sei Heil und Verhängnis, sei das, was wir wollen und zugleich hassen. – Was dies für die Zukunft genau bedeutet, ist nicht ausgemacht. " NZZ 21.11.09

- Denkfigur des Verderbens und der Wagner-)Oper: Heidegger: "In «Wozu Dichter?» wird diese Denkbewegung als der Mut beschrieben, sich der Erfahrung des Abgrunds auszusetzen. Genau in der Erfahrung des Abgrunds liege die einzige Hoffnung auf einen Wendepunkt." Gumbrecht in NZZ 31. Oktober 2009

- Weitreichende Eitelkeit schafft weitreichende Handelsverbindungen: "Zierrat, Zinn und Zedern
Bernstein von der Ostsee wird in einer frühgeschichtlichen orientalischen Stadt gefunden. Auch aus Zypern importierte man schon damals. Wie ..." FAZ 11.11.09