Dienstag, 1. September 2009
Saarland; Golo Mann, Dt. Geschichte, Hitler-Stalin-Pakt, Die Logik von Organisationen
Auf dem ungemähten Wiesenstück blüht noch so manches - heute im Regen, 20-17°C
- Demokratie live: Da wird kein "Wilhelm Tell" aufgeführt, eher "Horst Schlämmers Tante".
- - Saarland: CDU 34,5% (-8 Sitze), SPD 24,5% (-5 Sitze), Linke 21,3% (+11 Sitze, FDP 9,2%, Grü. 5,9%, Sonst. 4,6% . Die CDU verliert die absolute Mehrheit, die SPD erzielt das schlechteste Ergebnis seit 1955 - zwei sozialdemokratische Parteien sind zusammen die großen Verlierer. Großer Gewinner ist der Linksaußen und Demagoge Lafontaine, der feige nach drei Tagen unter Schröder aus dem Finanzministerium desertierte. Mäßiger Gewinner mit + 2 Sitzen ist die FDP, die Grünen bleiben klein. Die CDU ist offenbar die glaubwürdigere sozialdem. Partei geworden, hat aber bürgerliche Stimmen an die Nichtwähler und die FDP verloren, während das Bedürfnis nach radikalen Linken und primitiven Parolen stark angestiegen ist.
- Die dt. Immobilienwerte sind bisher gut durch die Krise gekommen - nur Vivacon hat Liquiditätsprobleme.
Im August 0% Inflation.
- Golo Mann, Dt. Geschichte, 11. Kapitel, Abschnitt ENTFESSELUNG DES ZWEITEN WELTKRIEGES: "Der große, aber mittelmäßig regierte, amorphe polnische Nationalstaat hatte sich 1919 auf Kosten der Deutschen und Russen ausgedehnt; manche im Taumel billigen Sieges damals getroffene Regelung hätte man besser vermieden. Der sogenannte 'Korridor', der Ostpreußen vom Reich trennte, war eine Mißgeburt abstrakter, die Wirklichkeit mißachtender Gerechtigkeit, die 'Freie Stadt' Danzig reiner Unfug. Die Stadt war deutsch. Die Polen glaubten des Danziger Hafens unbedingt zu bedürfen und konnten sich auf die verstaubte Geschichtsbuchtatsache berufen, daß Danzig bis 1793 zu Polen gehört hatte. Die Sieger in Paris hatten in ihrer Weisheit beschlossen, daß Danzig weder deutsch noch polnisch sei sollte, sondern selbständig, unter der Kontrolle des Völkerbundes und zum polnischen Wirtschaftsgebiet gehörig. ..." Hier sollte man unbedingt weiterlesen, die nächsten Abschnitte ebenfalls noch mitnehmend, und vielleicht auch noch das 12., das letzte Kapitel lesen, und dann von vorne beginnen, mit dem Anfang, GRUNDTATSACHEN DER DT. GESCHICHTE, der Eingangsbetrachtung des 1. Kapitels, um dann mit dem STÜRMISCHEN BEGINN (1789-1815) fortzufahren (auch als Hörbuch erhältlich).- Es lohnt sich, Golo Mann versteht es meisterlich, Geschichte zu erzählen und große Linien darzustellen.
- - Hitler-Stalin-Pakt: " ... Stalin nannte Hitler einen "Prachtkerl" und hielt ihn selbst nach dem Überfall auf die Sowjetunion für ein "außerordentliches Genie". Ein "genialer Kerl" war wiederum Stalin für Hitler, der den Russen auch als "Tiger" und als eine "historische Persönlichkeit ohnegleichen" bezeichnete. An dem entscheidenden August-Tag erhob denn auch Stalin sein Glas auf den deutschen "Führer", es herrschte eine überaus kollegiale Atmosphäre. Bei der Unterzeichnung des nächsten deutsch-russischen Abkommens, des Grenz- und Freundschaftsvertrages vom 28. September 1939 in Moskau, ging es schon kameradschaftlich zu: Ribbentrop schwärmte nach seiner Rückkehr nach Berlin, er habe sich in Moskau wie unter alten Parteigenossen gefühlt.
Es sind solche, wenn auch kurzlebigen, nationalsozialistisch-kommunistischen Verbrüderungsmomente, die nicht in das deutsche Geschichtsbild passen wollen. Verdrängt werde hierzulande, so die Herausgeber Manfred Sapper und Volker Weichsel, dass infolge des Hitler-Stalin-Paktes die "Wehrmacht und die Rote Armee 1939 im besetzten Polen gemeinsame Paraden abhielten, (und) dass der NKWD und die Gestapo dort Koordinierungstreffen durchführten. Die Bedeutung des 17. September 1939 - des Tags, an dem die Rote Armee vom Osten in Polen einmarschierte - bleibt der deutschen Öffentlichkeit immer noch verschlossen". Von der einstigen sowjetischen Kumpanei mit dem NS-Regime wolle man heute aber auch in Russland und im Baltikum nichts hören. JOSEPH CROITORU, Rez. OSTEUROPA 7-8/09, Wie unter alten Genossen, FAZ 1.9.09
- - "Stalin-Renaissance in der Moskauer Metro
MOSKAU, Ende August / / Der Sowjetdiktator ersteht in den Grüften von Moskaus Untergrundbahn wieder auf. In der tempelartigen Eingangsrotunde der ..." FAZ 1.9.
- - Die Logik von Organisationen und Befehlsorganisationen: Der Einzelmensch ist relativ frei in seinen Entscheidungen, aber nicht als Mitglied einer Organisation: da wurde schon entschieden für den Einzelnen, in Befehlsorganisationen wird ihm die Entscheidung als Befehl übermittelt. Nietzsche nennt deshalb den Staat "das kälteste aller Ungeheuer".- Die Beispiele Napoleons, Lenins, Mussolinis, Stalins, Hitlers, Maos, Ho-Tschi-Minhs, Pol Pots etc. zeigen, wie sich Einzelne der Spitze von Staatsorganisationen bemächtigen können und wie fürchterlich sie dann ihre Organisationsmacht einsetzen können.- Immer bleibt es aber das unauflösbare Problem der zentralen Staatsmacht, daß sie einerseits den inneren Frieden durch ihr Gewaltmonopol garantieren soll und muß, andererseits aber jede Organisation darauf aus ist, ihre Macht auszudehnen; für einzelne Individuen wird es immer ein großer Reiz bleiben, den Oberhäuptling aller Organisationen zu geben.
- Neu: Morgner, Christian: Weltereignisse und Massenmedien: Zur Theorie des Weltmedienereignisses: Studien zu John F. Kennedy, Lady Diana und der Titanic, Bielefeld: transcript 2009.
http://www.transcript-verlag.de/ts1220/ts1220.php
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