Montag, 7. September 2009
Eichendorff, Heimat
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien, gest. 1857 in Neiße, Oberschlesien)
Schloss Lubowitz im Jahre 2008
Die Heimat.
An meinen Bruder.
Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh?
Das Horn lockt nächtlich dort, als ob’s dich riefe,
Am Abgrund grast das Reh,
Es rauscht der Wald verwirrend aus der Tiefe –
O stille, wecke nicht, es war als schliefe
Da drunten ein unnennbar Weh.
Kennst du den Garten? – Wenn sich der Lenz erneut,
Geht dort ein Mädchen auf den kühlen Gängen
Still durch die Einsamkeit,
Und weckt den leisen Strom von Zauberklängen,
Als ob die Blumen und die Bäume sängen
Rings von der alten schönen Zeit.
Ihr Wipfel und ihr Bronnen rauscht nur zu!
Wohin du auch in wilder Lust magst dringen,
Du findest nirgends Ruh,
Erreichen wird dich das geheime Singen, –
Ach, dieses Bannes zauberischen Ringen
Entflieh’n wir nimmer, ich und du!
> Vgl. Eintrag 3.9.09 "Heimatangebot"; Heimat scheint hervor aus den Kinder- und Jugendjahren, die sich eng mit dem Stück Land verbinden, an das sich so viele Erinnerungen knüpfen, die unverlierbar sind und in den Jahren des Alters, nach längerer Lantenzzeit meist, wieder in das Bewußtsein drängen; Eichendorff bringt das in diesem Gedicht sehr schön zum Ausdruck. Diese Heimat hat mit einem sog. "Vaterland" nichts zu tun, aber viel mit den Personen der Kindheit, mit Haus und Nachbarschaft.
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