Mittwoch, 15. Oktober 2008

Konrad Lorenz; Theodor Storm, Abseits; Sal. Oppenheim

Strizz, Reiche, FAZ

10-16° b/R

Theodor Storm (1817-1888): Abseits

Es ist so still; die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.

Laufkäfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen;
Die Vögel schwirren aus dem Kraut -
Die Luft ist voller Lerchenlaut.

Ein halb verfallen niedrig Haus
Steht einsam hier und sonnbeschienen;
Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,
Behaglich blinzelnd nach den Bienen;
Sein Junge auf dem Stein davor
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.

Kaum zittert durch die Mittagsruh
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt von seinen Honigernten.
- Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.


- Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse: '... «Es gibt eine Reaktion des Menschen, die besser als jede andere geeignet ist, zu demonstrieren, wie völlig unentbehrlich eine eindeutig , von den anthropoiden Ahnen ererbte Verhaltensweise sein kann. (. . .) Diese Reaktion ist die sogenannte Begeisterung (. . .); dazu läuft einem ein Schauer über den Rücken und, wie man bei genauer Beobachtung feststellt, auch über die Aussenseite der Arme. (. . .) Diesem Erleben ist folgendes, objektiv beobachtbare Verhalten korreliert: Der Tonus der gesamten quer gestreiften Muskulatur erhöht sich, die Körperhaltung strafft sich, die Arme werden etwas seitlich abgehoben und ein wenig nach innen rotiert, so dass die Ellenbogen etwas nach aussen zeigen. Der Kopf wird stolz emporgehoben, das Kinn vorgestreckt und die Gesichtsmuskulatur bewirkt eine ganz bestimmte Mimik, die wir alle aus dem Film als das kennen. Auf dem Rücken und entlang der Aussenseite der Arme sträuben sich die Körperhaare. (. . .) An der Heiligkeit dieses Schauers sowie an der Geistigkeit der Begeisterung wird derjenige zweifeln, der je die entsprechende Verhaltensweise eines Schimpansenmannes gesehen hat. Auch ihm sträuben sich die Haare, was eine gewaltige und sicher einschüchternd wirkende Vergrösserung der Körperkonturen bei Ansicht von vorne bewirkt. (. . .) Die ganze Kombination von Körperstellung und Haaresträuben dient also (. . .) einem Bluff, nämlich der Aufgabe, das Tier grösser und gefährlicher erscheinen zu lassen, als es tatsächlich ist. Unser aber ist nichts anderes als das Sträuben unseres nur mehr in Spuren vorhandenen Pelzes.» ...'

- '... den Staat als Miteigner ins Haus lassen. „Für Sal. Oppenheim können wir eine Inanspruchnahme dieses Angebots definitiv ausschließen“, erklärt Matthias Graf von Krockow, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter des Bankhauses. „Wir verfügen über ein gesunde Eigenkapitalausstattung und solide Bilanzrelationen. Heute bieten sich historisch einmalige Chancen, zu günstigsten Kursen wertvolle Beteiligungen zu erwerben. Sal. Oppenheim ist als unabhängige Privatbank seit rund 220 Jahren in Familienbesitz, und daran wird sich auch nichts ändern.“ ...' Die Hilfe lockt und schreckt zugleich, FAZ 15.10.

- Die Dt. Bank hat sich, soweit bisher bekannt, nicht schlecht geschlagen, das gilt auch für die meisten anderen Banken; daß offenbar ausgerechnet der Staatsfinanzierer Depfa die HYPOREAL in den Matsch gefahren hat, gibt zu denken; ansonsten sind es die staatl. KfW und die öff. Landesbanken, die eine schlechte Figur abgeben. Der Herdentrieb war zu stark, die Skepsis zu schwach. Selawi. Conditio humana.

- "Bundespräsidentenwahl. Sodann, oder doch nicht? Vor drei Jahren wollte der damalige „Tatort“-Kommissar „lieber ein politisch denkender Schauspieler bleiben als ein schauspielernder Politiker werden“ - nun hat ihn die Linkspartei tatsächlich als Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl nominiert. Der 72 Jahre alte Peter Sodann war aber anscheinend nicht die erste Wahl. ..." FAZ 14.10. // Unter uns, die wir WERKZEUGMACHER gelernt haben: Schauspielerei ist meist nur ein Eitelkeitskultus. Der Beruf ist zudem in einer Zwischenwelt angesiedelt, in der Realitätsausblendung positiv bewertet wird. Sodanns Lernverweigerung könnte man geradezu als professionelle Deformation werten.

- Rodrigo, Aranjuez, Adagio