Gordon A. Craig, Über die Deutschen:
“Es waren die deutschen Stämme, die die Tradition des römischen Reichs und das Vermächtnis Karls des Großen erbten und hochhielten, und als das Karolingerreich unter dem Druck neuer Barbareneinfälle zerbrach, waren die Deutschen das einzige stabilisierende Element in Nord- und Mitteleuropa. Sie waren es, die die Nordmänner ans Meer zurücktrieben, den Ansturm der Slawen im Osten abwiesen und durch eine starke Verbindung mit dem Papsttum in der Mitte Europas für Frieden sorgten. Nach der Kaiserkrönung Ottos I. im Jahr 962 … gab es Anzeichen dafür, daß auf deutschem Boden der erste wirklich nationale Staat in Europa entstand. Urkunden aus dem 10. Jahrhundert sprechen von einem “regnum teutonicorum” als einer vollendeten Tatsache, was darauf hindeutet, daß bereits eine erkennbare nationale Identität oder ein Nationalbewußtsein existierte.”
Aber es dauerte noch lange, bis aus den Vorformen tatsächlich ein deutliches Empfinden wurde, wie es sich etwa 1832 im Hambacher Fest zeigte. Da hatten England und Frankreich längst ihre nationale Form gefunden.