Vorneweg: Ich bin eher ein
Freund der gediegenen Sprache, ein Langweiler sozusagen. In Zeiten der Indezenz
ist das nicht angesagt. Daher sind mir ein Ralf Stegner und ein Lutz Bachmann
nicht die erste Wahl. Aber andere lieben eine drastische Wortwahl. Nun ja.
Jeder nach seiner Fasson? Auch Ironie kann dazukommen. Das ist aber sehr problematisch.
Uneigentliches Sprechen, das vom Hörer umgesetzt werden muß, um richtig
verstanden zu werden, verstehen viele nicht. Und wahrscheinlich werden es mit
der Absenkung des gymnasialen Niveaus immer mehr. Im Deutschunterricht sind
Filme wie „Fack u Göhte“ Renner.
„Aber die KZs sind ja leider
derzeit außer Betrieb“. Sagte laut FAZ der Autor Pirincci auf der
Pegida-Kundgebung am Montag. Das ist offenbar ironische Regierungskritik: Er
unterstellt Siggi-Pop, Linksaußen Heiko Maas und den anderen Berliner
Herrschern, daß sie Leute wie ihn - Akif Pirincci - am liebsten in ein KZ
einweisen würden. Das ist Satire. Geradezu harmlos, wenn man das mit Tucholsky
vergleicht:
“„Möge
das Gas in die Spielstuben eurer Kinder schleichen. Mögen sie langsam umsinken,
die Püppchen. Ich wünsche der Frau des Kirchenrats und des Chefredakteurs und
der Mutter des Bildhauers und der Schwester des Bankiers, daß sie einen
bitteren, qualvollen Tod finden, alle zusammen. Weil sie es so wollen, ohne es
zu wollen.“
Kurt Tucholsky, Werke Bd. 5, (Dänische Felder, Weltbühne 1927)