Mittwoch, 21. Oktober 2015

Vorsicht! Ironie!




Vorneweg: Ich bin eher ein Freund der gediegenen Sprache, ein Langweiler sozusagen. In Zeiten der Indezenz ist das nicht angesagt. Daher sind mir ein Ralf Stegner und ein Lutz Bachmann nicht die erste Wahl. Aber andere lieben eine drastische Wortwahl. Nun ja. Jeder nach seiner Fasson? Auch Ironie kann dazukommen. Das ist aber sehr problematisch. Uneigentliches Sprechen, das vom Hörer umgesetzt werden muß, um richtig verstanden zu werden, verstehen viele nicht. Und wahrscheinlich werden es mit der Absenkung des gymnasialen Niveaus immer mehr. Im Deutschunterricht sind Filme wie „Fack u Göhte“ Renner.
„Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“. Sagte laut FAZ der Autor Pirincci auf der Pegida-Kundgebung am Montag. Das ist offenbar ironische Regierungskritik: Er unterstellt Siggi-Pop, Linksaußen Heiko Maas und den anderen Berliner Herrschern, daß sie Leute wie ihn - Akif Pirincci - am liebsten in ein KZ einweisen würden. Das ist Satire. Geradezu harmlos, wenn man das mit Tucholsky vergleicht:
„Möge das Gas in die Spielstuben eurer Kinder schleichen. Mögen sie langsam umsinken, die Püppchen. Ich wünsche der Frau des Kirchen­rats und des Chefredakteurs und der Mutter des Bildhauers und der Schwester des Bankiers, daß sie einen bitteren, qualvollen Tod finden, alle zusammen. Weil sie es so wollen, ohne es zu wollen.“
Kurt Tucholsky, Werke Bd. 5, (Dänische Felder, Weltbühne 1927)