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- Gehorsam und Erziehung zur Gewalt. Von Necla Kelek
9. Februar 2008 Eine türkische Mutter sagte kürzlich zu mir: „Schlagen nützt nichts mehr, mein Sohn ist schon zu groß.“ Er ist zwölf Jahre alt. - „Als ich die Waffe bei ihm fand, habe ich ihm den Kopf rasiert“, erzählte mir ein türkischer Taxifahrer und beklagte, dass er keinen Kontakt mehr zu seinem fünfzehnjährigen Sohn findet. - „Ich möchte nicht, dass mein Vater ins Gefängnis kommt“, sagte eine junge deutsche Kurdin weinend, die vier Monate lang von ihrer Familie in der Türkei eingesperrt wurde und jetzt freikam. - „Was willst du Opfer?“, war die Antwort, die ein Schulrat in der Berliner U-Bahn bekam, als er türkische Halbwüchsige aufforderte, ihre MP3-Player leiser zu stellen. ... Erziehungsmuster in muslimischen Familien, Koranschulen und Moscheen:
Einer der Unterzeichner ist der Psychologe Haci-Halil Uslucan von der Universität Potsdam. Er hat im Auftrag des Familienministeriums eine Expertise mit dem Titel „Religiöse Werteerziehung in islamischen Familien“ vorgelegt und untersucht die „Erziehungsstile im ethnischen Vergleich“, hier die christlicher und muslimischer Eltern. Unter anderem stellte er in dieser Studie fest, „dass die Unterschiede ... zwischen den ethnischen Gruppen liegen“. Er konstatiert: „Islamische Erziehung ... geht nicht auf in der Wissensvermittlung, in der kognitiven Erkenntnis richtigen und falschen Handelns, sondern ist darüber hinausgehend primär Charakterformierung“. Uslucan zitiert den Koran als zentrale Richtschnur dieses Erziehungsideals: „Und ich habe die Dschinn und Menschen nur dazu geschaffen, dass sie mir dienen“ (Sure 51, Vers 56). ... Diese im Kern auf Gehorsam, Nichtinfragestellen von religiösen und weltlichen Autoritäten, auf Vergeltung und nicht auf Vergebung gerichtete Weltsicht prägt die Sozialisation der Kinder. Heute, hier, mitten in Deutschland. Und sie ist das Erziehungsmuster in den muslimischen Familien, in Koranschulen, in den Moscheen. Auch die Islamverbände vertreten diese autoritären Erziehungsziele und geben sie in der Öffentlichkeit als Integrationsarbeit aus. ... Kein soziales und auch kein Bildungsproblem.
Vor drei Jahren wurde die junge Deutschtürkin Hatun Sürücü von ihrem Bruder ermordet, unweit ihrer Wohnung, an einer Bushaltestelle, wohin sie ihn begleitet hatte. Die Familie hatte beschlossen, nicht zuzulassen, dass Hatun selbst entschied, wie sie leben wollte. Jedes Jahr versammeln sich am Mordtag in dem Berliner Viertel, wo die Untat geschah, mehr Menschen, um an Hatun Sürücü zu erinnern. Der Verein „Hatun und Can“ hat innerhalb eines einzigen Jahres in Berlin 127 Frauen, Mädchen und Männern - fast alle Muslime - geholfen, vor Zwangsheirat, sexuellem Missbrauch, Familienrache und Bevormundung zu fliehen. " Die Autorin ist Soziologin, zuletzt erschien ihr Buch „Die verlorenenen Söhne“.
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 7. Februar, Seite 8
Was Integration ist
Frank Schirrmacher schreibt in seinem Artikel „Junge Männer auf Feindfahrt“ in der F.A.Z. vom 15. Januar, dass wir die Nichtintegration zu verantworten haben. Wirklich? Da pocht beispielsweise eine Gruppe von Einwanderern auf eine dritte Moschee im Frankfurter Stadtteil Hausen mit fünftausend Einwohnern. Ich frage mich, ob man dort drei evangelische und drei katholische Kirchen findet, was der abendländischen Kultur entspräche. Was Integration ist, sieht man in Xi’an, China. In dieser Fünfmillionenstadt gibt es seit mehr als achthundert Jahren eine große muslimische Gemeinde. Natürlich haben sie eine Moschee, Koranschule und so weiter auf einem Gelände von zwölftausend Quadratmetern. Hier wurde in traditionellem chinesischen Stil gebaut, anstelle der Minarette gibt es Pagoden; wenn man die Adresse nicht kennt, findet man die Anlage nicht. Es wird nicht stündlich von dreizehn Uhr an gebetet, da diese Menschen ihrer Arbeit nachgehen, Sozialhilfe oder andere staatliche Unterstützung gibt es in China bekanntlich nicht. Kopftücher sieht man selbstverständlich auch nicht, da man nicht auffallen will. Das verstehe ich unter Integration.
Hagen G. Kirchner, Wölfersheim, LB, Text: F.A.Z., 09.02.2008, Nr. 34 / Seite 33
- "Scharia-Ideen. Wird für seinen Vorstoß heftig kritisiert: Rowan Williams
08. Februar 2008 Den Vorschlag des Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, Muslimen in Großbritannien künftig Zugang zu islamischer Rechtsprechung zu gewähren, haben die Regierung, die Opposition sowie christliche und muslimische Interessenverbände in scharfen Reaktionen abgewiesen. Williams hatte in einer Rede vor ranghohen britischen Juristen argumentiert, die Zulassung einiger Teile der Scharia sei „unvermeidlich“. Bestimmte Regelungen des islamischen Rechts zeigten sich jetzt schon im gesellschaftlichen Zusammenleben Großbritanniens." FAZ // Der erbärmliche Moralismus Europas? Oder Pragmatismus?
- "Drachenläufer", Film: Auch das Drachensteigen verboten die Taliban.