Mittwoch, 30. Oktober 2019

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Die Englischen Suiten haben nichts Englisches an sich, ein Irrtumsname. /// Bach English Suite No 6 BWV 811 D minor Andras Schiff

Klimaflattern







Hier sehen wir das sog. KLIMAFLATTERN - einen Wechsel von Warm- und Kaltzeit. Die Ursache ist unbekannt.
Mutmaßlich leben wir jetzt in einer Zwischeneiszeit. Eine neue Vereisung ist zu befürchten.










Christianisierung in der Antike

"Um die Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert lassen sich zwei gegenläufige Entwicklungen beobachten: auf der einen Seite werden die Christen von antichristlichen Autoren als gänzlich ungebildete Zeitgenossen vorgestellt, die aus den untersten Schichten (de ultima plebe) stammen, auf der anderen Seite gelingt es dem Christentum in den Großstädten zum ersten Mal nicht nur, eine größere Zahl von Intellektuellen zu gewinnen, sondern mit dem karthagischen Rhetor Tertullian, einem Mitglied des ordo equester, sowie einer Reihe von Lehrern der sogenannten alexandrinischen Katechetenschule, darunter Origenes, einige der klügsten und originellsten Köpfe des römischen Reiches für sich einzunehmen. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Frage nach den Ursachen dieser Entwicklung. Dabei soll ein wichtiger Aufsatz von Norbert Box herangezogen werden, der die These aufstellt, dass es im zweiten und dritten Jahrhundert so gut wie keine christliche Mission gegeben hat. Wenn pagan geprägte Gebildete sich dem Christentum nicht aufgrund missionarischer Werbung anschlossen, was hat sie dann dazu gebracht, dieser übel beleumundeten Religion näherzutreten?"
So die Inhaltsangabe Gregor Schöllgens zu seinem Vortrag in Düsseldorf.

Wie klug etwa Tertullian war, der das Theater mit langer Wirkung verbannte, sei dahingestellt, aber sicher war er ein intelligenter und eloquenter Kopf. Was auch für den Johannes der Apokalypse gilt. Von dieser fühlen sich manche Intellektuelle bis heute angezogen. 
Es dürfte aber auch sehr praktische Beweggründe gegeben haben. Nach Constantin setzte eine Unterstützung für die neue Sekte ein, die auch die Politik-Beamten stark veränderte. Waren sie Christen, so brauchten sie sich nicht mehr, so heißt es, für das Amt von ihrem Vermögen zu trennen. 


2019 ist zur Christianisierung der Antike ein Buch von Catherine Nixey erschienen des Titels "Heiliger Zorn". Dazu ist bei Amazon eine ausführliche Rezension zu lesen:

11. April 2019
"Kurz und knapp:

• Lebendige, bildhafte und packende (gut übersetzte) Sprache; mir gelegentlich etwas zu reißerisch
• Faszinierender, auf selektiver Quellensicht basierender Blick auf eine Zeit zerstörerischer Intoleranz
• Diverse Wiederholungen derselben Fakten, Logikschwächen und z.B. für Kenner der Bücher von K. Deschner nicht grundsätzlich neu.

Nachdem mich anfangs der packende Einstieg – schwarzgewandete Fanatiker stürmen den Athenatempel in Palmyra und zerschlagen die Statue – fasziniert hatte, wuchsen meine Bedenken: Zu sehr schien mir hier auf dünner Quellenlage eine Szene komponiert zu werden, die ich eher in einem Indiana-Jones Film verortet hätte, und die sich aufdringlich an die Bilder der 2015 erfolgten Zerstörung durch die IS-Terroristen anzuhängen schien.
Nun, diese Einwände bestehen zwar nach wie vor, doch hat mich der Rest des Buches so gefesselt, dass ich es wie einen Thriller verschlungen habe und es durchaus zur Erweiterung des konventionellen, christlich geprägten Geschichtsbildes empfehlen kann.
Zum Inhalt: Nach der letzten (und einzigen wirklich größeren) Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian gewährt Konstantin Religionsfreiheit, die jedoch bald durch eine immer stärkere Bevorzugung des Christentums eingeengt wird. Schon Konstantins Söhne drangsalieren die „Altgläubigen“, und ein knappes Menschenalter nach seinem Tod wird das Christentum Staatsreligion, hagelt es Verbote der alten Kulte bis hin zu Todesdrohungen.

In diesem Zeitalter des Übergangs (4./5. Jh.) agierten eine Reihe von heute noch hoch angesehenen „Kirchenvätern“ (wie der Heilige Martin, Ambrosius von Mailand, Augustinus, Chrysostomos, Kyrill von Alexandria, Abt Schenute von Atripe). Ihnen ging es nicht ums Überzeugen, sondern um das Überwältigen sowohl anderer Strömungen im Christentum als auch des bereits zurück gedrängten „Heidentums“ – bei Bedarf auch mit Gewalt, um die Seelen der „Ungläubigen“ vor der ewigen Verdammnis zu retten. Oder, wie es der ägyptische Abt Schenute ausdrückte: „Für die, die Christus haben, gibt es kein Verbrechen“ (S. 302).
Wer sich in der Bibel umsieht, findet leider auch genügend Vorbilder in der jüdisch-christlichen Tradition, auf die sich diese Fanatiker bei ihrem Feldzug gegen andere Kulturdenkmäler stützen konnten: „Zerstört alle Orte, da die Heiden, die ihr vertreiben werdet, ihren Göttern gedient haben, es sei auf hohen Bergen, auf Hügeln oder unter grünen Bäumen, und reißt um ihre Altäre und zerbrecht ihre Säulen und verbrennt mit Feuer ihre Haine, und die Bilder ihrer Götter zerschlagt, und vertilgt ihren Namen aus demselben Ort.“( Mose 5.12,1-3), oder auch: „Die Bilder ihrer Götter sollst Du mit Feuer verbrennen, und sollst nicht begehren des Silbers oder Goldes, das daran ist, oder es zu dir nehmen, dass du dich nicht darin verstrickst; denn solches ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.“(Mose 5.7,25). An das Nicht-Begehrensgebot schienen sich die christlichen Eiferer allerdings weniger strikt gehalten zu haben….
Dass im Übrigen der alte Glaube im 5. Jh. noch keineswegs völlig unterdrückt oder gar tot war, illustrieren die erst 529 erfolgte Schließung der Athener Akademie, die Mitte des 6. Jh. von Justinian erlassenen antiheidnischen Gesetze sowie die von Johannes v. Ephesos in triumphierendem Ton berichteten brutalen Heidenverfolgungen um 580 n. Chr. in Baalbek, die Nixey aber nicht mehr behandelt, da der Zeithorizont des Buches 532 endet.
Vor allem im Osten des Reiches wurden religiöse Stätten der „Altgläubigen“ von fanatisierten christlichen Schlägertrupps (Totengräbern wie den Parabalani) überfallen und zerstört, wurden Gläubige sogar von christlichen Predigern aufgestachelt, ihre Brüder und Schwestern zu bespitzeln (S. 294): „Lasst uns gemeinsam mit unseren Frauen, unseren Kinder und den Angehörigen unseres Haushalts unsere Beute jagen!“, forderte der Kirchenvater Johannes Chrysostomos („Goldmund“), von dem auch das in der Überschrift verwendete Zitat zur Eigenwahrnehmung der Christen stammt (S. 263). Und mit die schrecklichsten Beispiele für christliche Hassausbrüche sind sicher der 415 in Alexandria begangene Lynchmord an der Philosophin Hypatia und die einige Jahrzehnte später dort veranstalteten Misshandlungen „heidnischer“ Philosophen. All dieses Fakten sind zwar nicht unbekannt, führen aber meist doch eher eine Randexistenz in der Fachliteratur. In Deutschland hat zwar Karlheinz Deschner mit seiner 10-bändigen „Kriminalgeschichte des Christentums“ hier schon mehr als genug Material angehäuft, doch ist seine hasserfüllte Fleißarbeit nicht nach jedermanns Geschmack. Nixeys flott geschriebenes Buch, das auch (im Gegensatz zu Deschner) gelegentlich humorvolle Blicke auf Seitenthemen wie die nichtchristlichen antiken Autoren wirft, ist hier samt seinen Illustrationen eine unterhaltsame, informative (wenn auch meist bedrückende) Lektüre und eine Erweiterung des eigenen Horizonts. Amüsant sind gleichfalls die Betrachtungen zur modernen, schockierten Prüderie bei der Aufdeckung der pompejanischen erotischen Fresken ab der Mitte des 18. Jh.

Warum ich trotzdem nur vier Sterne vergeben kann? Nun, einige Schwächen des Buches sind offenkundig: Da ist zum einen die anfangs erwähnte Liebe zur allzu detailreichen Ausmalung erfundener „hochdramatischer“ Szenen (z.B. S. 10, S.296), zum anderen der Hang der Autorin, chronologisch hin und her zu springen und gleiche Ereignisse mehrfach zu präsentieren (z.B. das Ende der letzten Philosophen der athenischen Akademie, S. 13 ff und S. 318). Dabei verwickelt sie sich auch in Widersprüche: Während auf S. 16 behauptet wird, die Athenastatue auf der Akropolis sei dort „zerstört“ worden, heißt es auf S. 150, sie sei nach Konstantinopel „verschifft“ worden. Ja, was nun?

Daneben wird so getan, als sei um 400 n.Chr. ein staatlich geförderter, unaufhaltsamer Sturm an Tempelzerstörungen über das Imperium gebraust, was einfach nicht der Realität entspricht. Die meisten Tempel wurden geschlossen, nachdem die Kulte verboten worden waren, und (außerhalb Roms, wo man hier bis in das 7. Jh. eine besondere Scheu an den Tag legte) recht schnell in christliche Kirchen umgewandelt. Dem römischen Hang zum Bewahren der alten Sitten und des Althergebrachten (mos maiorum) entsprach eher ein konservatorischer Ansatz: „Obwohl Wir die Opfer in den Tempeln verbieten, so begehren Wir doch, dass die Zierden der öffentlichen Gebäude erhalten werden sollen. Und die, welche dieselben zu zerstören suchen, mögen sich ja nicht schmeicheln, dazu berechtigt zu sein, wenn sie sich etwa auf ein Reskript oder auf ein anderes Gesetz berufen, vielmehr soll ihnen eine solche Schrift abgenommen und selbige Uns vorgelegt werden.“ (Corpus Juris Civilis I.11.3, zum Jahr 399). Tempelzerstörungen wie die des Serapeions waren nicht die Regel – besonders im Westen des Reiches - und erregten vielleicht gerade deshalb besondere Aufmerksamkeit.
Auch die von Nixey mit flammenden Scheiterhaufen bildhaft beschworene, flächendeckende Vernichtung antiker Literatur hat es so nie gegeben. Abgesehen von christenkritischen Autoren (Kelsos, Porphyrios) richtete sich der Zorn vor allem auf die als „ketzerisch“ gebrandmarkten Schriften konkurrierender religiöser Strömungen. Und selbst eine indirekte Zensur durch selektive Vernachlässigung beim Kopieren in den Klosterbibliotheken kann erstaunlicherweise eben gerade nicht nachgewiesen werden, wie die uns die heute noch überlieferten, von Nixey zitierten "unsittlichen" heidnischen Autoren wie z.B. Ovid („Liebeskunst“), Martial oder Catull ( „Ich werde euch ….“ S. 208) beweisen. Praktisch alle antiken Texte kennen wir schließlich – von wenigen Papyrusfragmenten abgesehen – nur durch die Kopiertätigkeit der Klöster, und dass man dort bei der Knappheit an teurem Pergament gelegentlich einen antiken Autor abschabte, um Frommes darüber zu schreiben, hatte primär wirtschaftliche und nicht ideologische Gründe.

Fazit: Nixey hat ihr Buch wahrhaft mit „heiligem Zorn“ geschrieben (in der Originalausgabe hieß es übrigens „The Darkening Age“, was manche Althistoriker ebenfalls erboste), wodurch es spannend zu lesen und in Anbetracht der zahlreichen, von ihr verarbeiteten Quellen eine wichtige Erweiterung des eigenen, christlich geprägten Horizonts darstellt. Aber es ist und bleibt ein einseitiges, durch zu viel „ira et studio“ geprägtes Werk, das viele Aspekte, die dem gewollt düsteren Panorama entgegenstehen würden, bewusst ausblendet. Ein Christentum, das sich vor allem in kultureller Barbarei schmutzstarrender Fanatiker äußerte, hätte wohl kaum nicht nur die breiten Massen, sondern auch die einflussreiche römische Oberschicht – einschließlich der Kaiser – gewinnen können. Zu einem vollständigen Bild gehört der geistige Einfluss antiken Denkens auf das entstehende Christentum ebenso wie die kirchlich geförderte Überlieferung zahlreicher nichtchristlicher Autoren (wie z.B. Aristoteles) in den Schreibstuben der Klöster. Ohne diese Rettungstätigkeit wäre uns nach dem (nicht durch die Christen verursachten) Zusammenbruch des Römischen Reiches und der Machtübernahme germanischer Kriegerhaufen noch ungleich weniger erhalten geblieben – die Christen haben somit keineswegs „die Antike zerstört“, wie der Buch-Untertitel suggeriert.
Nixeys Buch ist zweifellos ein wichtiger Diskussionsbeitrag, ähnelt aber streckenweise eher einer Kampfschrift als einem objektiven, umfassenden Bild der damaligen Welt. Deshalb würde ich als Ergänzung z.B. P. Browns fundiertes und abgewogenes Werk „Der Schatz im Himmel“ empfehlen, das die Wechselwirkung der neuen Religion mit der römischen Gesellschaft untersucht: https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R2G5BMP2634BXI/ref=cm_cr_dp_d_rvw_ttl?ie=UTF8&ASIN=360894849X
(PS: Die im Vorsatz abgebildete Karte des Römischen Reiches “Ende des 1. Jh.“ ist leider nicht korrekt, da sie zwar das erst später eroberte Dakien als römisch zeigt, aber nicht das schon zuvor besetzte heutige Baden-Württemberg.)

















Treffen sich zwei Österreicher auf der Klavierbühne ... /// Friedrich Gulda & Joe Zawinul...so blues!so groove! II

Montag, 21. Oktober 2019

Samstag, 19. Oktober 2019

Auf die Spitze kommt es an


Wilfried Meyer (Gesamtschulrektor i.R.), Lernen lassen, Rückumschlag


"Erschreckend sind die Anteile der Schüler, die in Mathematik unterhalb des Mindeststandards bleiben, die also nach der Grundschule nichts mehr dazugelernt haben. In Bremen sind das 40,6 Prozent, in Berlin 33,9, im Saarland 31,2, in Hamburg 28,8 Prozent und in Schleswig-Holstein 28,5 Prozent. In Sachsen indessen bleiben nur 14 Prozent unterhalb des Mindeststandards. Entsprechend hoch ist hier wie auch in Bayern der Anteil der Schüler, die mindestens den Regelstandard erreicht (Bayern 55,2 Prozent, Sachsen 56,6 Prozent)."  Der Mindeststandard ist gering, die Befunde dort sind alarmierend. Was die Ergebnisse insgesamt betrifft, so stellt sich die Frage der Angebotsschule mit großer Wahlfreiheit. Das kommt den Minderbegabten zugute und den großen Begabungen, die von den Blockierern befreit werden." Schmoll/FAZ 19.10.19   












Freitag, 18. Oktober 2019

Arbeitsscheue Fanatiker belästigen Bürger auf dem Weg zur Arbeit. /// Commuters drag Extinction Rebellion protesters off Tube trains | ITV News

Ortega in Texas - launige Einführung in seine Erkenntnistheorie. Bis zu Luhmann ist es noch ein Stück, aber nicht mehr so ganz weit. Ortega starb am 18.10.1955. /// Ortega y Gasset

Kann man aus der Geschichte lernen?


Goethe verlangt zumindest die Kenntnis der Geschichte über einen längeren Zeitraum:
"Wer nicht von dreitausend Jahren // Sich weiß Rechenschaft zu geben, // Bleib im Dunkeln unerfahren, // Mag von Tag zu Tage leben." - Goethe, West-östlicher Divan , Buch des Unmuts
Der Historiker Golo Mann kann sich 1985 in einem Brief nicht so recht entscheiden beim historischen Lernpotential:
… Immerhin das folgende: eine historische Situation ist immer neu, immer anders als alle anderen uns bekannten (wenn wir andere kennen wollen). Der Geschichtsphilosoph Hegel schreibt: Eine laue, flaue Erinnerung hilft nichts im Drange der Gegenwart - oder so ähnlich. Und das ist natürlich auch richtig. Trotzdem kann man aus der Geschichte lernen und man hätte es öfter gekonnt als man es wirklich getan hat.
Aus dem Zustande, den die europäische Zivilisation im späten 19. Jahrhundert erlangt hat, hätte man schliessen können und müssen, dass ein grosser Krieg zwischen europäischen Mächten inskünftig ein Anachronismus und völlig sinnlos und nur noch zerstörerisch wäre; einige klarsichtige Leute haben das auch gewusst, leider aber viel zu wenige. Erst recht hätte man die Folgen des sogenannten Ersten Weltkrieges erkennen müssen; den Verlust der Vormachtstellung Europas und die neue Bedeutung des russisch-kommunistischen Imperiums. Hätte Hitler historische Bildung besessen oder wäre er nicht ein so bösartiger Wahnsinniger gewesen wie er war, so hätte er wissen müssen, dass Deutschland als Weltmacht, an sich unmöglich, im späteren 20. Jahrhundert radikal unmöglich geworden war.
Dagegen Beispiele wie, trotz allem, aus der Vergangenheit, aus schlimmen Erfahrungen gelernt wurde. Im 17., auch noch im 18. Jahrhundert sind die Franzosen innerhalb Europas wie auch ausserhalb die aggressivsten Imperialisten gewesen; sogar ihre grosse Revolution hat daran gar nichts geändert. Aber seit 1815, seit Waterloo, waren sie es nicht mehr. Seitdem ging es ihnen nur mehr um ihre eigene Sicherheit, aber nicht mehr um Expansion. So bis zum heutigen Tag.
Und was Waterloo für die Franzosen, war der sogenannte Zweite Weltkrieg und dessen Ausgang für die Deutschen; ich bin überzeugt, dass sie solchen blutigen Blödsinn, wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nie wieder machen werden. Natürlich wäre es besser gewesen, wir hätten es früher gelernt; aber besser spät als nie.
Dass die Russen bessere Politiker sind als die Nordamerikaner erklärt sich aus ihrer langen imperialen Tradition und der aus dieser Tradition entwickelten Erfahrung. Die Amerikaner sind nachgerade schon lange genug eine grosse Macht, um lernen zu können. Aber sie wollen nicht lernen und kennen ihre eigene Vergangenheit nicht und darum machen sie immer wieder grossen Blödsinn. Der bei weitem beste Aussenminister, den die USA in unserem Jahrhundert hatten, war Henry Kissinger, ein Deutscher, ein Europäer und obendrein ein historisch eminent gebildeter Mensch. Also: Besser ein Aussenminister, der Geschichte kennt, als ein ahnungsloser.
Mit freundlichen Grüssen, Golo Mann (4.11.1985, in FAZ 7.3.03)
Ein Außenminister, der über Vögel und Fliegenfischen schrieb, nicht über Geschichte, war 1914 Edward Grey. 
Bei Ferguson ist zu lesen:
“Britain, could conceive of arguments strong enough to dissuade the others from going to war over the Balkans: the French because they had become uncritically wedded to their alliance with Russia, the British because they could not see a way of deterring Germany that would not egg on Russia and France. If any individual deserves to be blamed personally for the systemic failure that occurred, it was the British Foreign Secretary, Sir Edward Grey. Britain was supposed to be the balancing power in a crisis such as this. On 29 July 1914, Grey warned the German ambassador that Britain would probably intervene if a continental war broke out, but that, if mediation were accepted, ‘he would be able to secure for Austria every possible satisfaction; there was no longer any question of a humiliating retreat for Austria, as the Serbs would in any case be punished and compelled, with the consent of Russia, to subordinate themselves to Austria’s wishes’.15 Two days later he told the Germans that, if they came up with a reasonable proposal, he would support it and would tell France and Russia that, if they did not accept it, Britain would have ‘nothing more to do with the consequences’. But by this time it was too late because the Germans had received the news of the Russian general mobilization, after which the time for diplomacy was over.
Ferguson, Niall. The Square and the Tower (S.196-197). Penguin Books Ltd. Kindle-Version. 
Man muß schon wollen, sonst geht es wahrscheinlich nicht. Der Sozialphilosoph Ortega Y Gasset bleibt halbwegs optimistisch:
" Wir werden aber sehen, daß es geboten ist, von der Vergangenheit, wenn auch keine positive Führung, so doch gewisse negative Ratschläge anzunehmen. Die Vergangenheit kann uns nicht sagen, was wir tun, wohl aber, was wir lassen müssen. "
José Ortega Y Gasset (1883-1955) : Aufstand der Massen, 1930 (dt. 1956, S. 33)
Wirklich? 
Skepsis herrscht zuletzt bei Goethe:
"Die Zeiten der Vergangenheit // Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Was ihr den Geist der Zeiten nennt
Das ist der Herren eigner Geist
In dem die Zeiten sich bespiegeln." - Faust I, Vers 575 ff.
Steven Pinker würde dem nicht unbedingt widersprechen, aber er sieht - im Anschluß an Norbert Elias - einen Zivilisationsprozeß am Verbesserungswerke:
“... ist der Rückgang der Gewalt eine Leistung, die wir würdigen können, und ein Impuls, die Kräfte von Zivilisation und Aufklärung, durch die sie möglich wurde, hochzuschätzen.”
Steven Pinker, Gewalt, Eine neue Geschichte der Menschheit, 2011, S. 1033





















Dienstag, 15. Oktober 2019

Nietzsche 15.10.1844


„Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind.“  

Es gelingen ihm stets schmissige Aphorismen, die Scharfsinn verraten und anregen. Aber leider widersprechen sie sich immer gegenseitig. Man darf ihn nicht wörtlich nehmen. Vertrat Luhmann die Auffassung, daß guter Geist trocken sei, so trifft bei Nietzsche das Gegenteil zu. Sein Geist ist meist besoffen, schon bei seiner gegen alle Philologie geschriebenen Phantasie “Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik”. Und auch geschmackssicher war er nicht, fiel er doch auf Wagner und seine Germanenkitschopern herein. Erare humanum est, Irren ist menschlich, dafür steht Nietzsche wie kein anderer; aber sein Anregungspotential ist faszinierend.



















Esmé Quartet - Joseph Haydn: String Quartet in D Major, Op. 71 No. 2

Kempowski und die Schule





Die Schulzeit erstreckt sich über viele Jahre und macht schon deswegen Eindruck. Lehrer Kempowski machte sich die Arbeit, frühere Schüler als Erwachsene nach ihrer Schulzeit zu befragen. Die Antworten stellte er nach Fächern geordnet als Buch zusammen. Man staunt, was da alles vorkommt, und keineswegs haben sich alle „so durchgemogelt“. Neben vielen positiven Rückblicken stehen natürlich auch die anderen, für die das Ende der Schulzeit auch die Befreiung zum Leben darstellt. Das Verdienst dieses Buches liegt darin, die ganze Bandbreite der Erfahrungen vorzuführen. Jeder Leser hat seine eigenen Eindrücke und ist geneigt, sie zu verallgemeinern. Das tun insbesondere auch die Lehrer, die grundsätzlich - von Berufs wegen schon - die Schule für etwas rundum Positives zu halten, wofür die durch Schulmänner verballhornte Sentenz Senecas steht: 

Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Bei Seneca heißt es im Original: 
Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir („Non vitae, sed scholae discimus.“) 
Zweifellos hat Seneca recht. So sehr sich die Schule in 2000 Jahren gewandelt hat, so sehr ist sie eine vom Leben abgesonderte Provinz geblieben. Aber viele Schüler haben sie trotzdem überwiegend positiv erlebt, was natürlich auch mit den Lehrern zu tun hat und mit den Schulfreunden. 
Schulfreundschaften können sehr langlebig sein und auch beruflich über Netzwerke sehr nützlich. Sie bilden einen Teil des kindlichen und jugendlichen Lebens, der mit Familie, Nachbarn und Geographie den Komplex „Heimat“ bildet. 
Kempowskis Sammlung - die einzige diese Art meines Wissens - liefert eine interessante Lektüre für Ex-Schüler und gehört in die Hand jedes Lehrers. 

Der Rezensent hätte sich ein paar Angaben zur Auswahl der Stichprobe gewünscht und zur Befragung selbst. 

















Mittwoch, 9. Oktober 2019

Edvard Grieg - Solveig's Song

Stimmt noch immer - aber das Klima-Irresein nahm inzwischen zu. /// Dr. Wolfgang Thüne - Ansprache an Frau Merkel

Ein grotesker Witz


Mal genau hinsehen! 
Kaum auszumachen, das winzige Deutschland!
Aber seine rotgrüne Regierung will die Bürger mit zusätzlichen Steuern belasten, um das Wetter zu beeinflussen!














Dazu einen Emilion Grand Cru. /// The Song is You - Fred Hersch

Freitag, 4. Oktober 2019

Nakamura und die Modelle

Wie oft müssen nutzlose Klimamodelle sterben, bevor sie aufgegeben werden?

Demmig, Übersetzung der Originalgrafik
Gastbeitrag von Mike Jonas,
Quadrant Online hat gerade einen bemerkenswerten Artikel veröffentlicht – A Climate Modeller Spills the Beans – [~ Ein Klimamodellierer hat es ausgesprochen] – in dem ein hochqualifizierter Klimawissenschaftler und Modellierer ausführlich klarstellt, dass die derzeit codierten und verwendeten Klimamodelle niemals das zukünftige Klima vorhersagen können.
Der Artikel ist zu finden unter https://quadrant.org.au/opinion/doomed-planet/2019/09/a-climate-modeller-spills-the-beans/ und der Link wurde in Kommentaren von Pat in früheren WUWT-Posts veröffentlicht. [Danke, Pat. Ich dachte, die Information wäre einen eigenen Artikel wert, also ist es das.]
Dr. Mototaka Nakamura ist ein Ozeanograph und Meteorologe auf höchstem Niveau, der von 1990 bis 2014 an der Wolkendynamik sowie an atmosphärischen und ozeanischen Strömungen arbeitete. Er hat ungefähr 20 Klimastudien über Fluiddynamik veröffentlicht und hat jetzt einfach genug von den Taschenspielertricks, die für Klimawissenschaft und Klimamodellierung gelten.
Im Juni veröffentlichte er ein kleines Buch in japanischer Sprache mit dem Titel „ Bekenntnisse eines Klimaforschers: Die Hypothese der globalen Erwärmung ist eine unbewiesene Hypothese “. Hinter diesem milden Titel verbirgt sich jedoch ein eindringliches Bild der Nutzlosigkeit von Klimamodellen für Prognosen. In einer vernünftigen Welt würde dies die aktuellen Klimamodelle töten, die absolut tot sind. Aber zurzeit ist die Welt natürlich alles andere als gesund.
Dr. Nakamura geht detailliert auf viele der Misserfolge von Klimamodellen ein. Einige dieser Fehler sind bei WUWT bekannt, und ich vermute, dass sie auch einigen Modellprogrammierern bekannt sind. z.B.
In diesen Modellen fehlen einige entscheidend wichtige Klimaprozesse und Rückkopplungen vollständig und sie repräsentieren einige andere wichtige Klimaprozesse und Rückkopplungen in stark verzerrter Weise, was diese Modelle für eine aussagekräftige Klimavorhersage völlig unbrauchbar macht.
Ich selbst verwendete Klimasimulationsmodelle für wissenschaftliche Studien und nicht für Vorhersagen und lernte dabei deren Probleme und Grenzen kennen.
und
Die Ad-hoc-Darstellung von Wolken dürfte die größte Quelle der Unsicherheit bei der Vorhersage des Klimas sein. Eine fundierte Tatsache ist, dass bereits eine sehr kleine Änderung, die so klein ist, dass sie nicht genau gemessen werden kann… in den globalen Wolkeneigenschaften den Erwärmungseffekt des verdoppelten atmosphärischen CO2 vollständig ausgleichen können.
und
Eine genaue Wolkensimulation ist in Klimamodellen einfach nicht möglich, da Prozesse in einem Maßstab von weniger als 1 mm berechnet werden müssen. “Stattdessen gaben die Modellbauer ihre eigenen Wolkenparameter ein. Wer sich mit realer Wolkenbildung und dann mit der Behandlung in Klimamodellen befasst, ist verblüfft über die oberflächliche Behandlung von Wolken in den Modellen.
… Aber es lohnt sich, den vollständigen Quadrant Online-Artikel zu lesen – und den Link an alle Ihre Freunde und natürlich an alle Ihre Feinde weiterzuleiten.
Hier noch ein kleiner Auszug aus dem genannten Originalartikel
Die Temperaturvorhersagemodelle, die versuchen, mit den schwierigen Bedingungen des Klimas fertig zu werden, sind nicht besser als „Spielzeug“ oder „Mickey-Mouse-Geschichten“ der realen Welt, sagt er. Dies ist eigentlich keine radikale Idee. Das IPCC räumte in seinem dritten Bericht (2001) selbst ein (Hervorhebung hinzugefügt),
In der Klimaforschung und -modellierung sollten wir erkennen, dass es sich um ein gekoppeltes nichtlineares chaotisches System handelt und daher die langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände nicht möglich ist. (Kapitel 14, Abschnitt 14.2.2.2.)]
Irgendwie wurde diese offizielle Warnung von den Alarmisten jedoch tief vergraben. Jetzt hat Nakamura es wiedergefunden und die orthodoxen Wissenschaftler der „Datenverfälschung“ beschuldigt, indem sie frühere Temperaturdaten angepasst haben, um die scheinbare Erwärmung zu erhöhen. „Die globalen Daten zur mittleren Änderung der Oberflächentemperatur haben keinen wissenschaftlichen Wert mehr und sind nichts anderes als ein Propaganda-Werkzeug für die Öffentlichkeit“, schreibt er.
Danke, Pat.
Gefunden auf WUWT vom 29.09.2019
Übersetzt durch Andreas Demmig

Rembrandt 4.10.1606-1669


Rembrandt, spätes Selbstporträt von 1660


Es begann schon vor dem 8. Jahrhundert v.u.Z im antiken Griechenland mit den Kouros-Standbildern, sie zeigen Jünglinge in einer typischen, nicht persönlichen Darstellung. 
Im 5. Jahrhundert wurde es realistischer und individueller, zum Beispiel bei Polyklet (460-420) und seinem Speerträger Doryphoros. Dann brach das christliche Mittelalter herein, und erst bei Donatello (Niccolò da Uzzano, 1432) und Dürer geht es weiter. Und dann eben auch hundert Jahre später bei Rembrandt (1606-1669). Eine europäische Geschichte der Menschenerkundung. Bis zur Psychologie - die den Menschen endlich weitergehend im Innersten betrachtet - dauerte es noch Jahrhunderte.