Mittwoch, 28. November 2012
Lakonischer Prototyp
Die Reste des Heiligtums der Artemis Orthia in Sparta - zunächst gab es hier wohl Menschenopfer, abgelöst dann von Geißelungen von Jungen (Epheben). Wer die Peitsche am längsten ertrug, wurde Sieger; starb er sogar unter der Peitsche, bekam er ein Standbild.
(Bild: http://lakedaimon.piranho.de/gesell/orthia.html)
Sparta
Militanz als Lebensform und Polisordnung
oder erste frühkommunistische NS-Polis?
In "Lakonischer" Rede:
Strenger Kollektivismus ab 7 Jahren
Brutale körperliche Erziehung mit bedingungslosem Gehorsam
Strenge Eugenik
Strenge Exklusion
Strenge Autarkie
Strenger Männerbund
Sittenstrenge
Herrenmenschentum gegenüber Heloten und Periöken
Gleichheit der Krieger in "Herde" und Zeltgemeinschaft
Verbot von Arbeit, Gewerbe, Handwerk, Wissenschaft, Kunst und Individualismus
Gemeinsamkeit Tag und Nacht
Die Spartiaten alias homoioi, also die 'Gleichen', besaßen rigide Rituale und Regeln; da sie sich fast ständig im militärischen Training oder im Krieg befanden, war die Militanz ihre Lebensform.
" Die Spartiaten sind in der griechischen Geschichte das extremste Beispiel für die völlige Ablehnung wirtschaftlicher Betätigung. Es war ihnen strengstens untersagt, eine wirtschaftliche Tätigkeit jeglicher Art aufzunehmen; zur Befriedigung ihrer wirtschaftlichen Bedürfnisse stützten sie sich auf die anderen Bevölkerungsgruppen, auf die Perioiken und insbesondere auf die Heloten."
(M. Austin/P. Vidal-Naquet, Gesellschaft u. Wirtsch. im alten Griechenland)
- War Sparta die erste NS-Polis? Oder das erste kommunistische Gemeinwesen? Sparta war keine Tyrannis, wie sie Platon in seinem ‘Philosophenkönig’ vorschwebte (Politeia). Stalin und Hitler waren aber zweifellos sogar extreme Tyrannen. Nordkoreas KIM Il-Sung und seine Nachfolger sind das bis heute, allerdings eingebettet in ein Familiensystem, das den braunen und roten Tyrannen fremd war. Das kleine, dorfgroße Sparta, der Kern des Imperiums, wurde die meiste Zeit von 2 Königen, 5 Ephoren und 28 Geronten regiert, die Ephoren wurden jährlich von der “Volksversammlung” gewählt, in der nur die männlichen Vollbürger saßen. Diese Volksversammlung dürfte einen ähnlichen Status wie das Parlament in der kommunistischen “Volksdemokratie” besessen haben, in dem dem Namen nach auch lauter “homoioi”, “Gleiche”, saßen, die aber nur die Befehle der Lenin, Stalin, Ulbricht, Mao etc. bestätigen durften. Bei Mussolini gab es dafür den Großen Faschistischen Rat, Hitler rief nur noch gelegentlich den Reichstag für Propagandasitzungen ein.
Mit der individuellen Besitzlosigkeit, dem strikten Kollektivismus, dem gesteigerten militärischen Kult der Kämpfergemeinschaft, der frühen Verstaatlichung der Knaben, die absolute Herrengesinnung und die damit einhergehende Aggressivität nach außen erlauben es, Sparta als Prototyp eines faschistisch-kommunistischen Herrschaftsverbands zu betrachten.
Alle späteren Nachfolger variieren die verschiedenen Elemente von Kollektivismus, Herrenmenschentum und Militanz nur, neue, wie die Massenparteien der Kommunisten und Fasci in großen Flächenstaaten, treten hinzu.
Nachdem Mussolini sein Herrschaftssystem “stato totalitario” benannt hatte, von Carl Schmitt aufgenommen, griffen Raymond Aron und Hannah Arendt auf diesen Begriff zurück, um alle auf die totale Macht und Kontrolle gestellten Staatsgebilde wie den NS-Staat und die Sowjetunion damit zu bezeichnen.
Sie wurzeln in archaischen Lebensformen: Der Geschlossenheit des Clan- und Stammeslebens, in der nur die Eigengruppe zählt, der Gleichheit im Männerhaus, und dem Häuptlingswesen mit seiner absoluten Befehlsgewalt. Ihr weltweites Vorkommen deutet darauf hin, daß diese Vergesellungs- und Herrschaftsformen angeboren sind und entsprechende Denkfiguren hervorbringen. Sie sind das Ursprüngliche, zivilisiertere Formen wie die athenische Demokratie unterlagen Sparta.
Der adlige Athener Platon, ein Gegner der Demokratie, schrieb dafür in seiner POLITEIA die intellektuelle Fundierung. Seine Ideal-Polis gibt dem verachteten “Geldmenschen” keinen Spielraum, ein gezüchteter “Wächterstand”, eine Art KGB-SS, sorgt für vollkommene Einheit (Kollektivismus) des als Organismus gedachten Gemeinwesens.
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