Donnerstag, 7. Februar 2013

Erfreulich







FAZ 27.1.13






Das Leben wird nach vorne gelebt und nach hinten verstanden. Im besten Fall. Bei beiden Dimensionen hilft der Campus-Ratgeber (unter Beruf&Chance) der FAZ, er kann auf faz.net nachgelesen werden. Eine großartige Sache. Dort kommentieren Leser ihre Studienwahl im Rückblick unter dem Stichwort "Was ich nie wieder studieren würde". Daraus läßt sich viel Gewinn ziehen, wenn man ab so ab 15 fundiert überlegen muß, welche Berufswahl wohl die passende ist. Viele Abiturienten wissen mit 18 immer noch nicht, was sie werden wollen. Lehrer sollten mit diesem Material viele Oberstufen-Stunden füllen, zumal im Netz manch goldener Kommentar hinzukommt. Eine großartige Sache.

Schwierig bleibt die Lebensplanung allemal, gilt es doch, drei sehr unterschiedliche Bereiche zu bedenken, über die nur wenige Kenntnisse und Erfahrungen im jungen Leben vorliegen. Da ist zunächst die Selbsterkundung als Fundament aller weiteren Entscheidungen. Die Schule spielt hier oft eine destruktive Rolle, indem sie idealistische, neomarxistische und grünreaktionäre Stoffe vermittelt, die sämtlich und jahrelang die Selbsterkundung der Schüler behindern und ein doktrinäres Menschenbild einflüstern. 
Die Studienfächer lassen sich meist auch erst richtig einschätzen, nachdem man sie studiert hat. 
Was sich mit dem erworbenen Studienwissen im Berufsleben anfangen läßt, ob es zu einem befriedigenden Arbeitsleben verhilft, bleibt ebenfalls ungewiß. Der Mathematiker, der in der Bank mathematischer Hilfsarbeiter wird, fühlt sich nicht besonders wohl, der Germanist, der irgendwo in der Öffentlichkeitsarbeit landet, vielleicht auch nicht. Allerdings ist die menschliche Flexibilität groß genug, um mit unvermeidlichen Überraschungen fertigzuwerden. Wer jedoch bereits gemachte Erfahrungen durchmustert, trifft wahrscheinlich bessere Entscheidungen. 
Was in der FAZ-Reihe bisher, soweit ich sehe, nicht thematisiert wurde, sind die Unterschiede im gleichen Fach zwischen den Lehrstühlen und Hochschullehrern selbst. Die sind beträchtlich, so daß es sich lohnt, Probevorlesungen zu hören. Bei allem Aufwand der Selbsterkundung und Wissensbeschaffung bleibt aber das Entscheidungswissen bruchstückhaft, hinzu kommen Fehleinschätzungen und  Irrtümer. Ohne viel Glück geht es also auch nicht. 
Ein gutes Unterpfand des Glücks stellt die Kohortengröße dar. Wenn der Jahrgang nämlich klein ist, sind die Arbeitsmarktchancen umso größer. Da kann man den jetzigen Schülern nur gratulieren, sie sind weniger, sie haben sehr gute Chancen. Die Campus-Reihe zu lesen, verbessert sie noch einmal. Leider sind viele Abiturienten durch die Schule so verdummt, daß sie es nicht bis zur FAZ schaffen werden.