Sonntag, 16. Mai 2021

Er will Häuptling sein

<<“Wir befehlen”, schrieb Papst Honorius III. im Jahr 1222, “daß diese Russen dazu gezwungen werden, die Riten der Lateiner zu beachten, wo sie bisher denen der Griechen folgten und sich damit vom Haupt, nämlich der römischen Kirche, getrennt hatten”.>>*


Ein Befehl wie Donnerhall. Auch die griechischen Christen aus Byzanz missionierten, namentlich die ‘Slawenapostel’ Kyrillos und Methodios, und so trafen sich die Lateiner und die orthodoxen Griechen im Osten, und trafen da auch handgreiflich aufeinander, denn beide Seiten waren überzeugt, daß es nur eine Wahrheit gäbe, nämlich ihre. So etwa wie heute Professor Drosten an seine alleinige Wahrheit glaubt, so glaubten die Zisterzienser und Schwertbrüder - direkt dem Papst untertan - an ihre alleinige Wahrheit. Das erinnert - hundert intellektuelle Stufen darunter - an das Schisma der Schiiten und Sunniten. Bei diesem Schisma ging es nicht um theologische Fragen, sondern um die Herrschaftsnachfolge des Religionsstifters, aber vergleichbar ist es doch. 

Jede Lehre differenziert sich auf irgendeine Weise weiter und kann im Laufe der Jahrhunderte die absonderlichsten Formen annehmen; wer hätte sich zur Zeit Bernhards von Clairvaux träumen lassen, daß wir heute einen CO2-Glauben beobachten können? 

Religionen können ja sehr possierlich sein, aber sie haben auch den Aberglauben in die Welt diesseits des Sirius gebracht, es gäbe nur eine, eine einzige, ihre Wahrheit. Das ist ein abstruses, Unfrieden stiftendes Beobachtungsschema.