Dienstag, 16. März 2010

Japan, Deng Xiaoping, Publikumsalter in Deutschland



Von der Sonne sieht man sonst nichts, 2-8°C

- Deng Xiaoping: Die Organisation, der Deng beigetreten war, nannte sich Bewegung für fleißige Arbeit und zielstrebiges Lernen. Aus Deng ist etwas geworden. Aber erst sehr spät ist er auf sehr merkwürdigen und krummen Wegen ein großer, nein, der größte Reformer Chinas geworden, der ohne Etikettenwechsel gegen viele Widerstände den Weg aus Unterentwicklung, Hunger, Not und Sklaverei der KP China ermöglicht hat. Gegen die Struktur hat er große Geschichte gemacht und sich doch noch gegen den Massenmörder Mao durchgesetzt.

- Japan: Fleißige Arbeit und zielstrebiges Lernen sind Japanern eigen. Ihre Industrialisierung erfolgte spät, aber rasend schnell. Seit den Neunziger Jahren, spätestens seit dem Erdbeben von Kobe, befindet sich Japan in einer Krise. Seitdem versucht die Regierung mit keynesianischen Mitteln, durch immer höhere Verschuldung, die inzwischen eine weltweit völlig einzigartige, astronomische Höhe von 200% des Bruttoinlandprodukts erreicht hat, eine Deflation zu verhindern, ohne daß ihr dies gelänge. Preise und Löhne fallen weiterhin langsam. Ohne den starken Export in alle Welt, aber besonders auch nach China, wäre Japans Lage schwierig, trotz der außerordentlich konkurrenzfähigen Wirtschaft. Der Grund scheint ein orientalischer zu sein: zuviel Lenkung von oben durch das Ministerium für Technik und Industrie (das haben deutsche Sozialdemokraten einmal als Vorbild gesehen), und zuviel Kollektivismus, der bei allem Fleiß der Japaner (da unterscheiden sie sich himmelweit von den Griechen), offenbar große Beweger wie Gates, Ellison, Bechtolsheim, Welch etc. nicht hervorbringt oder nicht zum Zuge kommen läßt. Große Wirtschaft wird von großen Unternehmern gemacht, das mag gefallen oder nicht. "Daß sich das größte Werk vollende, genügt ein Kopf für tausend Hände", das hätte Goethe auf Bill Gates oder Welch formulieren können und auf viele andere Unternehmer. Die Herde läuft mit und ist es zufrieden, in Japan ein bißchen zuviel: zu langsame und staatlich vermittelte Bereinigung der Immobilien- und Bankenkrise seit zwanzig Jahren, zu wenig Konsum im Inland. Im hierarchisch verfaßten Japan fehlen trotz sehr hohen Ausbildungsstandes Innovationsherde wie die Internetindustrie, die Nano- und Biotechnik. Sony hat den alten Glanz verloren und wird jetzt von einem Amerikaner geführt; aber Unterhaltungselektronik bauen die Koreaner auch gut und billiger. Gleichzeitig altert die japanische Gesellschaft, es muß also für das Alter gespart werden, was den Verbrauch nicht anregt, und die verminderten Kinderzahlen drücken den Konsum von der anderen Seite. Zu allem Unglück hat jetzt eine sozialdemokratisch orientierte Partei die Regierung übernommen und steigert für Sozialleistungen die Verschuldung noch mehr als bisher. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Schnell kann es nicht besser werden, dafür fehlen die individualistischen kulturellen Voraussetzungen vom Kindergarten bis zu den Unternehmens- und Staatshierarchien. Die Abhängigkeit von China als Absatzmarkt und Fabrikationsort für Vorprodukte wird weiter zunehmen wie insgesamt die Exportabhängigkeit. Das ähnelt der deutschen Situation, nur ist die deutsche Lernbereitschaft schon bei den Schulkindern empfindlich gestört.

- Publikumsalter in Deutschland: Bei Vorträgen aller Art, insbesondere bei wissenschftlichen, bei denen es früher immer junge Gesichter gab, beträgt das Durchschnittsalter oft über fünfzig Jahre, Dreißigjährige sind schon selten geworden, Schüler und Studenten sieht man fast nur noch, wenn sie ein Lehrer oder Hochschullehrer mitbringt.

- Graue Deflation
Wird es die Sonne wenden?
Silbern blinkt das Haar.