Donnerstag, 16. April 2015

Kulturdialektik






Bismarck war Zivilist, kein Militär; er folgte jedoch häufig bei offiziellen Auftritten der törichten Uniformmode - hier ein ziviles Foto von 1894, vier Jahre nach seiner Entlassung durch den jungalbernen Wilhelm II. und vier Jahre vor seinem Tod. 


Der Kulturkampf, der Ausdruck stammt von Virchow, diente der Kultur. Der zivilen, der Freiheitskultur. Sie mußte den Herrschaftsmächten, den Kirchen der Zwangstaufen, abgerungen werden. Bemerkenswert, wie sich das in Deutschland abspielte. Von Rom aus regierte der absolutistische Monarch Pius IX. nach Deutschland hinein über die ihm ergebenen Paladine. Das ließ sich das protestantische Preußen nicht bieten, sondern schwächte den finsteren Römling durch allerlei Maßnahmen, darunter sehr wirksam und zukunftsträchtig die Einführung des Standesamts mit Zivilehe und den amtsgerichtlichen Kirchenaustritt. 


Zentrale Figur des Kulturkampfes war Bismarck, der durch den pommerschen Pietismus der Thadden und Blankenburg beeinflußt war. Marie von Thadden hätte Bismarck mutmaßlich gern geheiratet, sie war jedoch verlobt; nach ihrem frühen Tod heiratete er deren Freundin Johanna von Puttkamer. 
Die Familie wird in Berlin vom zuständigen evangelischen Pfarrer Ernst von Dryander als fromm beschrieben.