Samstag, 24. Juni 2017

MASTER CLASS avec Vincent LÊ QUANG, CONSERVATOIRE DE DUNKERQUE 24/03/2012.

Geisterhaft




Bild: Goya/Wikip., “Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer”





Das kommt aber sehr windig daher beim Deutschlandfunk! Und der Titel ("Geisterwelten ragen in unsere Welt hinein")
taugt höchstens für die Geisterbahn. Und natürlich wird die Neurologie bemüht, und das geht schon gleich etwas schief. “Das Verrückte ist ja, dass die Neurobiologen mittlerweile fähig sind, Apparitionen, also Erscheinungen anderer Menschen, experimentell hervorzurufen. Interessanterweise passiert das durch Reizungen in genau dem mittleren hinteren Areal, wo alle Lappen und Teile des Gehirns zusammenlaufen und wo auch Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan vor allem verrechnet werden mit anderen inneren Informationen und Informationen aus der Haut. Das heißt, da, wo der Mensch sich selbst überhaupt als aufrecht stehender, sitzender, liegender Mensch gerade definiert und empfindet und auch die Intention zum Handeln gewinnt, genau da kann man diese Illusion hervorrufen, und dadurch wirkt sie ungeheuer realistisch; und sie ist ja auch realistisch, weil es eben die Wahrnehmung unser eigenen Komplexität ist.”

Das Gehirn ist ein sehr dezentrales Organ. Doch eine gewisse Örtlichkeit bestimmt seine Architektur. Im Groben lassen sich Hirnstamm, Zwischenhirn und Großhirnrinde unterscheiden. Alles ist mit allem verbunden, aber einzelne Module arbeiten selbständig neben-, mit- und gegeneinander. 
“Und schon seit Jahrzehnten wissen die Neurologen, daß die Realisierung des Willens - das Schmieden und Ausführen von Plänen - die Aufgabe der Stirnlappen ist.” (Pinker, Denken, S. 182) 
Da läuft also eine Menge zusammen - und gleich wieder auseinander, wenn das Gefühlshirn im Zwischenhirn (Limbisches System) etwas Anderes will als der vordere Stirnlappen. Und wenn der schläft - etwa, wie bei Goyas “Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer” - dann können sich auch Monster wie die Religion einstellen.