Sonntag, 4. August 2013

Aristoteles über die Demokratie









Es kursieren allerhand Mißverständnisse über Aristoteles (384-322 v. Seneca)

“Wir pflegen die monarchische Verfassung, die das allgemeine Wohl zum Ziel hat, Königtum zu nennen; die Verfassung, die sich das allgemeine Wohl der wenigen, die jedoch zahlreicher als ein einzelner sind, zum Ziel setzt, nennen wir dagegen Aristokratie - sie hat diesen Namen entweder, weil die Besten
herrschen oder weil man zum Besten des Staates und seiner Mitglieder herrscht; wenn aber die Menge zum allgemeinen Wohl Politik macht, dann wird diese Verfassung mit dem allen Verfassungen gemeinsamen Namen POLITIE bezeichnet - das geschieht mit guten Gründen: denn ein einzelner oder wenige können sich durch besondere charakterliche Qualität auszeichnen, es ist jedoch schwer, daß auch eine größere Zahl (von Menschen) peinlich genau den Anforderungen menschlicher Vorzüglichkeit in vollem Umfange genügen kann, am ehesten kann sie noch kriegerische Tüchtigkeit besitzen; diese findet sich ja bei der Menge. Deswegen stellen in dieser Verfassung die Krieger den obersten Souverän, und diejenigen, die über schwere Waffen verfügen, haben in ihr Bürgerrechte. Entartungen der hier genannten Verfassungen sind: Tyrannis die Entartung des Königtums, Oligarchie der Aristokratie, Demokratie die Entartung der POLITIE. Denn die Tyrannis ist eine
monarchische Staatsform zum Nutzen des Alleinherrschers, die Oligarchie zu dem der Reichen, und die Demokratie zu dem der Armen. Auf den Nutzen der Allgemeinheit ist keine von ihnen ausgerichtet.” (Aristoteles, Politik, wbg/Schütrumpf 9/II, S. 61)  

“Der negative Gebrauch des Namens Demokratie, ihre Einordnung als Entartungsform, war keinesfalls selbstverständlich … Die Demokratie ist für ihn (Aristoteles, WD) auch nur die Herrschaft einer bestimmten Bürgerschicht, einer Klasse aus der Gesamtzahl der Freien zum eigenen Vorteil wie jede der übrigen entarteten Verfassungen (Politien, WD) auch.” Eckart Schütrumpf im Kommentarteil der von ihm übersetzten, kommentierten und edierten Ausgabe von Aristoteles, Politik, wbg 1990/Schütrumpf