Donnerstag, 13. Mai 2010

Schuldensumpf und Sparstrumpf, Japan und Griechenland







- Schuldensumpf:

Die Politik, so dreist wie stumpf,
Liebt sich ihren Schuldensumpf.


Das war nicht immer so. Finanzminister Fritz Schäffer bei Adenauer hatte einen "Julius-Turm" an Staats-Guthaben von vielen Milliarden (!!!). Schmidt-Schnauze (Großmaulpolitiker Helmut Schmidt) änderte das grundlegend durch hohe Staatsverschuldung. Frei Schnauze sagte er : " 5% Inflation sind mir lieber als 5% Arbeitslosigkeit." Er kriegte beides hin, die Inflation von 6,3% und die Arbeitslosigkeit von 7,5% (vgl. Eintrag 23.12.08).

Als mittelloser Student des Zweiten Bildungsweges gab ich damals Nachhilfe- und sonstigen Unterricht und sparte ein bißchen, nicht für das Sparbuch zu 2,5%, sondern für Großmaul Schmidt, dessen Staatsanleihen ich kaufte (nicht alle), weil sie in der Spitze zu 10,5% rentierten. Nach der Zinszahlung habe ich sie gerne verkauft, wenn der Kurs stieg. Davon habe ich dann Bücher für das Studium gekauft, u.a. So hatte Schmidts wachsende Staatsverschuldung auch etwas Gutes.

Für andere Anleger natürlich auch. Kapitalsammelstellen wie Versicherungen und Banken haben das Gleiche getan. Das tun sie auch heute noch. Heute kaufen allerdings Anleger überall auf der Welt deutsche Staatsanleihen, ob deutsche Auswanderer in Neuseeland oder das County Orange in Kalifornien für die Pensionskasse der Angestellten. Der globale Kapitalmarkt bietet etwas für jeden Geschmack, jede Anlagesituation, jeden Geldbeutel und jedes Risikobewußtsein. Deutsche Staatsanleihen rentieren jedoch heute so niedrig, bei 2-3%, daß das eher etwas für Witwen, Waisen und Großanleger ist (da macht es die Masse und die höchste Bonitätsstufe AAA).

Ich mußte mir das seinerzeit übrigens selbst durch Eigenlektüre aneignen, Schule und Hochschule lieben das Lebenspraktische nicht. Die Schule, einzelne gute Lehrer ausgenommen, findet das Ökonomische ohnehin ordinär und beläßt es gern bei Brecht und Böll; Bölls "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral" fand weite Verbreitung in den Lesebüchern.

- Die Hebung der Arbeitsmoral war dem süddeutschen protestantischen Autor Johann Peter Hebel (Basel 10.5.1760 - 1826 Schwetzingen) durchaus ein Anliegen, hier etwa: " Ein hübscher Kirschenbaum in dem Garten wäre eine schöne Sache. Das Plätzchen schickte sich dazu. Warte nicht, bis er selber wächst, sondern setze einen. Ferner ein Abzugsgraben, ein guter Weg durch das Dorf, wenigstens ein trockener Fußweg, ein Geländer am Wasser oder an einem schmalen Steg, damit die Kinder nicht hineinfallen, kommt viel geschwinder zustande, wenn man ihn macht, als wenn man ihn nicht macht. "
(Hebel, Mahomed,Schatzkästlein, ghshauseniw.de/jphebel/geschichten/mahomed.)
Schnurrig und skurril, wie Hebel von Mohammed zum protestantischen Fleiß kommt, ebenso die sprichwörtlich gewordene Lehre, daß sich der Prophet zum Berge bequemen muß, sollte der Berg nicht zum Propheten kommen. Beim Lehrer Hebel am Gymnasium Karlsruhe dürften die Schüler viel Lebensnahes gelernt haben.

- Wer so fleißig ist, wie Hebel es war, der darf sich auch verschulden, Kredit kann sehr sinnvoll sein. Das gilt für den Privatmann und noch mehr für den Staat. Vor allem, wenn das Geld produktiv verwendet wird. Daher kann sich Japan seine langjährige riesige, die weltweit mit Abstand größte Staatsverschuldung erlauben (gratulieren kann man dazu nicht). Griechenland aber keineswegs. Wer hochproduktiv und fleißig ist, kann mehr Kredit aufnehmen als derjenige, der das Geld in den Verbrauch steckt. Es gibt kein absolutes Maß für die Staatsverschuldung.

Die Römer formulierten: Quod licet Jovi, non licet bovi (Was Jupiter darf, darf der Ochse nicht.).