Montag, 20. Mai 2013

"Aufs Schlimmste zu"









Quadratisch, praktisch, schwarz 
(Malewitsch, Schwarzes Quadrat / Wiki.)



Intakte Familie, Wohlstand, frühe Klavier- und Französischstunden - das sind schwierige Verhältnisse, das Leben kann hart sein. Das treibt in Milchbars mit UV-Licht, ins Kino mit Ingmar Bergman, in Jazz-Keller mit viel Rauch und wenig Sauerstoff, zu Bebop, der so ganz anders ist als Czerny. Und anders wollte man in jedem Falle sein. Der Pubertierende hat es nicht leicht, zu keiner Zeit, nirgendwo. Der Wohlstand verlängert diese Leidensperiode, die zwischen Plus und Minus dauerschwankt, angereichert mit Grobheit und Aggressivität. Aber irgendwann haben die Hormone ihren vorgesehenen Spiegel erreicht und auch die schwierigste Pubertät endet. Erinnerungsstücke bleiben. Thelonious Monk im Jazz-Keller, Beckett im Fernsehen. Vorbei. Verweht. Aber bestimmte Naturen können die Pubertät auf Ewigkeit stellen. Beckett zum Beispiel. Den puberilen Trübsinn konservieren und  raffinieren zu einem Lebenslanggeschwätz. Armer Beckett. Hat aber dafür den Nobelpreis erhalten. Was etwas über die Zeit aussagt, über die Milchbars mit UV-Licht, den Wohlstand und die Redakteure der Medien, die sich im Jazz-Keller trafen. Die leben immer noch und recyceln ihre Pubertätsautoren und schieben sie ins Programm. “Verstehe, wer kann”, heißt das dann im DLF. Da müssen wir noch dran arbeiten. Es fehlt uns einfach noch immer an “Trübe, Leere, schlechter als Garnichts”.