Samstag, 3. Oktober 2015

Transnationalität?













“Viel hat der europäische Genius erfunden und der Welt gegeben; Böses und Gutes, solche Dinge zumeist, die zugleich gut und böse waren. Darunter den Staat; darunter die Nation. Sie sollen uns nicht vormachen, daß es anderswo, in Asien und in Afrika, Nationen und Staaten vordem gegeben hätte. Dort werden sie heute gemacht, und nachgemacht …”

Golo Mann, Geschichte der Deutschen, Grundtatsachen der deutschen Geschichte, 1958, S. 19

Sie sind immer noch dabei, in Afrika, im Nahen Osten, und die Ergebnisse beim Nachmachen des Staates sind eher kläglich. So gibt es zwar viele Araber, und es werden immer mehr, aber einen funktionierenden Staat haben bisher kaum auf die Beine gebracht. Korruptionsmentalität und Staatsbildung konfligieren. Und wo Familie, Clan und Stamm die Loyalitäten binden, bildet sich keine Nation und kein Nationalbewußtsein. Daher macht es keinen Sinn, von einem libyschen Staatsvolk zu sprechen, oder einem irakischen, oder syrischen. Im Nahen Osten gibt es nur zusammengewürfelte Bevölkerungsgruppen, die ihre eigenen Binnenbindungen besitzen, auf unterster kultureller Stufe die Nomaden, die nicht einmal eine lokale Bindung aufweisen. Ähnlich verhält es sich in Afrika.

In Europa - speziell in Westeuropa - wurde aus dem Nationalbewußtsein zeitweise eine Übertreibungsform, der Nationalismus, der durch mangelhafte Führerauswahl zu kriegerischen Auswüchsen führte. Daraus zogen die heutigen Führer den Schluß, man müsse die Nation durch Transnationalität ersetzen. Da die Nationen ihre eigene Geschichte und Prägewirkung besitzen, die über Jahrhunderte gewachsen ist, kann Transnationalität nur eine marginale Ergänzung sein; und als solche ist sie auch zu begrüßen. Wer die eigene Nation transnationalisieren will - wie in Deutschland der linke Bundestag - der zerstört die Regelsysteme des Landes nachhaltig.