Samstag, 26. März 2011
Blasen
homo seifenblasiensis
Foto: Mila Zinkova / Wiki.
- Blasenbildung ist unvermeidbar, die meisten Menschen neigen zu starkem Herdentrieb, und dabei gibt es immer auch positive Effekte.
Ohne die Internet-Euphorie wäre nie so viel Geld in die Entwicklung dieser Technik geflossen und sie hätte sich weniger gut und viel langsamer entwickelt. Auch derjenige Anleger, der Geld bei SUN & Co. verloren hat, hat indirekt noch etwas gewonnen: bessere Computer zu billigerem Preis und schnelle Internetverbindungen.
Blasenbildung ist natürlich nicht nur auf die Ökonomie beschränkt, es gibt sie überall.
Der Sahelbewohner will seine Herde und seinen Harem vermehren, auch über jedes Maß hinaus, daher die Wüstenbildung und die vielen Söhne, die auch alle große Herden und viele Frauen anstreben.
Es gibt aber einen Bereich, dessen einziger Zweck die Blasenproduktion ausmacht: die Modebranche in den Wohlstandsländern. Zu jeder Saison soll die Blase etwas anders schillern und möglichst auch teurer werden. Präsentiert wird das bunte Zeug in großen Inszenierungen, in denen allerhand Albernheiten auftreten und die den Weg bis zum FAZ-Leser finden, dem die großformatige Wochenendbeilage mit Riesenbildern von Modeblasenmenschen die Samstagmorgenlaune leicht trüben, denn die volumenstarken Hefte stauchen die Zeitung, die nur aus leichtem Labberpapier besteht.
Modeblasen sind von weitem so harmlos wie Aphastrahler aus der Distanz, aber bei Nahkontakt können sie sich bei Kindern, Jugendlichen und Frauen im Gehirn einnisten und dort gewissen Orientierungsschaden stiften.
Dort sitzen vielleicht schon Bosheitsblasen. Hoffentlich nicht so schlimme wie bei Hemingway ( „Ich töte gerne“, s. Blogeinträge u.a. 6.4.09 u. 29.8.10).
Aber auch solche Ekelhaftigkeiten, wie sie von der Netzseite iShareGossip.com berichtet werden, beeinträchtigen die Schmähopfer oder können noch Schlimmeres anrichten (vgl. "Eine Hetzseite im Netz schürt puren Haß", FAZ 25.3.11)
Der Erfolg dieser Seite zeigt, daß Boshaftigkeit ihre Faszination ausübt und ansteckend wirkt, weil sie ein menschliches Erbteil ist. Dergestalt tragen solche Satansbratenseiten sicher zu einem realistischen Menschenbild bei, aber Schüler ohne Lebenserfahrung und vollgequasselt von schulischen Habermas-Dummheiten kann das in tiefe Depression stürzen, es soll sogar in Amerika zu Suizidfällen gekommen sein.
“Der wilde Mensch”, so Kant, muß gezwungen werden, “seine brutale Freiheit aufzugeben” (Idee zu e. a.G., 7. S.); das aber ist in Gesellschaften, die schwer an Sozialarbeiteritis erkrankt sind, nicht so einfach durchzuführen.
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