Freitag, 30. September 2011
Kühe haben einfach mehr zu bieten
Der Hermann-Lietz-Gehilfe Andreesen dachte Rousseau weiter und gründete 1928 eine Hermann-Lietz-Schule auf der Insel Spiekeroog
(Bild: Huebi / Wiki.)
“ Ich lese in meinem Herzen, und ich kenne die Menschen.
Ich bin nicht wie einer von denen geschaffen, die ich gesehen habe; ich wage sogar zu glauben, daß ich nicht wie einer der Lebenden gebildet bin.
Wenn ich nicht besser bin, dann bin ich wenigstens anders. “
Rousseau, Bekenntnisse
So ein Halbgott weiß alles, und da bestimmt er die zweite menschliche Entwicklungsperiode im EMIL ODER DIE ERZIEHUNG auf die Jahre 5-12, die die Kinder auf dem Lande naturnah verbringen sollen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der Umwelt, meint Rousseau.
Das leuchtet spontan ein, denn vorher ist das Kind bekanntlich taub und blind, es schreit nur dauernd, weswegen unser Erziehungsexperte R. seine fünf Schreihälse gleich auf Nimmerwiedersehen aus dem Haus verbannte.
Sokrates und seine Freunde sahen den Ort für Weisheit und Zivilisation damals allein in der Stadt, viele schlossen sich dieser Sicht an, und der Unterschied zwischen Stadt und Land war groß bis in das 20. Jahrhundert.
Aber Rousseau entdeckte eben kraft seines Genies, daß Kühe und Apfelbäume einen bedeutenderen Beitrag für die menschliche Reifung besitzen als das Leben in der Stadt, das die jungen Menschen mit der städtischen Zivilisation bedroht.
Daraus schöpfte die Landschulbewegung in Deutschland und Europa, zahlreiche Land-Schulen entstanden, Salem am Bodensee, der Birklehof im Schwarzwald, und, ja, die Odenwaldschule auch. Von der wissen wir inzwischen viele Interna, und wir können jetzt erst richtig verstehen, wie gesund das Internatsleben auf dem Lande ist. Fern der Stadt kann man mit den Kindern einfach mehr machen.
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