Dienstag, 31. Juli 2007

RAF-Mörderclique, grün angestrichener Winter

Drei Wochen grün angestrichener Winter – 14° tags, nachts 9° - warmes Klima wäre prima.

Stefan Aust, Ex-konkret-Redakteur, hat etwas gefunden: „ Die letzten Worte (nein, nicht ‚unseres Heilands am Kreuze', sondern) der RAF“ (faz.net/RAF):
Wird hier am Nachruhm der Galgenstricke gebastelt?
Ist das fanatisierte Geschwätz dieser Mörderclique nicht schon hinreichend dokumentiert?

Teheran, Habermas und Bush

Ich war die Gefangene von Teheran
Grauenvolles aus Iran: Marina Nemat schildert die Jahre ihrer Haft im Evin-Gefängnis
F.A.Z., 30.07.2007, Nr. 174 / Seite 31
„Marina Nemat: "Ich bitte nicht um mein Leben". Aus dem Amerikanischen von Holger Fock und Sabine Müller. Weltbild Verlag, Augsburg 2007. 392 S., Abb., geb., 12,95 [Euro]
Die ersten Stunden, die Marina Nemat im Evin-Gefängnis erlebt, sind Augenblicke der puren Gewalt. Das Geräusch von Gummislippern, die an leblosen Körpern über Steinböden schleifen; wütende Stimmen; das Knallen von Kabeln auf nackter Haut und Schreie - unter der Augenbinde kann die Iranerin nicht sehen, was um sie herum geschieht. Das Grauen kriecht in ihre Ohren, der Schock legt sich wie eine Bleiplatte auf ihre Seele und tötet alle Empfindungen ab. Ob das Evin-Gefängnis ein Ort sei, an dem alle menschlichen Gefühle erstickt werden, ohne dass man sich den Luxus leistet, dagegen anzukämpfen? So fragt sich Marina Nemat.

Sie habe in der Schülerzeitung Artikel gegen die Regierung geschrieben und einen Streik ausgelöst, wirft ihr der Revolutionswächter im Verhör vor. Nun wolle er die Namen ihrer Komplizen wissen. Marina Nemat schweigt - es gibt nichts, das sie erzählen könnte. Aus Protest gegen die politische Indoktrinierung hatte die Schülerin den Mathematikunterricht verlassen, die anderen Mädchen schlossen sich ihr einfach an. Marina Nemat lauscht der Stimme ihres Peinigers, der ihr, der Christin, aus dem Koran vorliest. Dann wird sie geschlagen, bis sie die Besinnung verliert. Als sie erwacht, hat ein Schnellgericht ihr Todesurteil schon unterschrieben. ...“ (http://www.faz.net/)
Gut, daß unser gescheiter Herr Habermas den Diskurs in Teheran pflegt (hatte er sich damals nicht mit Nirumand gegen den Schah engagiert?); vielleicht noch besser, daß die Regierung Bush eine Abwehrraketenrampe gegen Teheran plant.

Montag, 30. Juli 2007

Rockpalast

Rockpalast: WDR: ein Heer von Ameisen vor der Bühne, gigantische Aufbauten, drittklassige Musikanten (My Chemical Romance), hirnlose Texte ("I feel like a fucking ballerina"), Strombedarf einer Kleinstadt p.a. – Elvis, Berry, Hendricks, Jagger, Lennon – die hatten einfach für das Talent bessere Bedingungen: die fünfziger Jahre. Pars pro toto.

Aber der Vollmond macht wie immer eine gute Figur.

Sonntag, 29. Juli 2007

Islam-Konvertiten

"Sakka war verhaftet worden, als die Polizei in seiner Wohnung im Badeort Antalya eine 750 Kilogramm schwere Bombe fand. Mit dieser Bombe an Bord wollte er, das Vorbild gab der Hollywoodfilm „Syriana“ ab, vor der türkischen Küste ein Schnellboot in ein israelisches Kreuzfahrtschiff rammen. Sakka wurde nicht, wie die Vorbilder in „Syriana“, auf den arabischen Ölfeldern zum Dschihadisten. Er stammt aus Aleppo und lebte mehrere Jahre im politischen Exil in Schramberg, einer stillen Kleinstadt im Südschwarzwald. Dschihadist wurde er über seine Kontakte zu deutschen Konvertiten. Er ging in den Irak, geriet in das Umfeld von Terrorführer Zarqawi, und der schickte ihn mit Dollarbündeln in die Türkei. Zuvor habe er, sagte er in Istanbul aus, persönlich den „Prozess“ gegen den Briten Bigley geleitet, bei dem dieser zum Tod durch Enthauptung verurteilt worden sei."
Text: F.A.Z., 28.07.2007, Nr. 173 / Seite 33

Luhmann, Grass, Waffen-SS

Auch Luhmann soll Mitglied der NSDAP gewesen sein. Es könnte sich dabei um eine Fremdmeldung handeln wie bei Walser. Zu den NSDAP-Karteikarten von Hildebrandt, Lenz, Walser, Lübbe meldeten sich auf den Leserbriefseiten der FAZ seit etwa dem 1.7.07 eine Reihe von Stimmen, die direkt oder indirekt davon berichteten, daß es Kollektiveintrittsmeldungen von örtlichen Funktionären gegeben habe, besonders in den letzten Kriegsjahren, von denen die Betroffenen nicht unbedingt erfuhren (weil entweder keine Dokumentzustellung erfolgte oder eine solche nicht möglich war oder eine Fehlzustellung an wechselnde Einsatzorte Dokumente verlorengehen ließ); in solchen Fällen trägt die Mitgliedskarte keine Unterschrift der angeblich Beigetretenen.
Martin Walser hat so von seiner gefälschten Mitgliedschaft bis 2007 nichts erfahren.
Der Hintergrund solcher Manipulationen sind verstärkte Bemühungen um Mitglieder, weil seit Kriegsbeginn die Sympathie für die NSDAP kontinuierlich zurückging und 1943 einen ersten Tiefpunkt erreichte, der in den folgenden beiden Jahren weiter unterschritten wurde (vgl. u.a. Götz Aly (Herausgeber): Volkes Stimme. Skepsis und Führervertrauen im Nationalsozialismus. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2006. 224 S., 12,95 [Euro])

Etwas völlig anderes ist es, wenn sich der stramme Jungnazi Günter Grass freiwillig zur Waffen-SS meldete und dies Jahrzehnte verschwieg, obwohl er in diesen Jahrzehnten pausenlos andere zum Bekennen aufrief, die gar nichts zu bekennen hatten, wie z.B. der Ökonom Karl Schiller.
Für Deutsche war die Waffen-SS tatsächlich freiwillig, weil eine Meldung auch zur konkurrierenden Wehrmacht möglich war; alle Nazigegner meldeten sich deswegen zur Wehrmacht, wenn die SS-Werber anklopften, weil die Waffen-SS als ‚Bande der bekennenden Kriegsverbrecher’, um es drastisch zu formulieren, im Inland bekannt war. Anders verhielt es sich bei Ausländern, beispielsweise Balten, die gegen Stalin kämpfen wollten; Ausländer konnten nur in der Waffen-SS Dienst tun, und ihnen war der Gegensatz zwischen der Wehrmacht und der nazistischen Gegenarmee Waffen-SS nicht bekannt.

Konservativ

„Politisches Brachland
Ist die Union noch konservativ?“ fragt Wulf Schmiese in seinem FAZ-Kommentar am 27. Juli 2007. Trübe Frage, der das Schicksal sich vermummt, möchte man da mit Faust antworten.
Die Aufzucht von Säugetieren, die frühkindliche Erziehung folgen uralten Mustern. Die Bewertung von Berufstätigkeit folgt dagegen kulturellen Moden.

Freitag, 27. Juli 2007

Glos und die räuberischen Steuern

Wieder ein schöner Sommerabend mit gelbem Mond.
- Jungs, geht arbeiten. Schluß mit der Tour. Und ähnlichem Unsinn. Wenn juvenile Tiere gern gegeneinander kämpfen, muß man daraus keine olympischen Spiele machen. Noch ein zweiter oder dritter Job tun es auch, das ist billiger, schon wegen der entfallenden Dopingkosten, macht ruhiger und steigert das Bruttoinlandsprodukt.
Der Glos, hat der eigentlich dieser ungeheuerlichsten aller Mehrwertsteuererhöhungen zu Anfang des Jahres zugestimmt? Hat er Gewissensbisse? : „ 27. Juli 2007 11:00
„Steuersenkung wird Wahlkampfthema“
Wirtschaftsminister Glos lässt nicht locker. Im Gespräch mit der F.A.Z. kündigt er an, Steuersenkungen zum Wahlkampfthema zu machen. Außerdem spricht er über Abwehrmöglichkeiten gegen ausländische staatliche Investoren und den Streit über die Energiepolitik.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Eukaryoten, Eem-Warmzeit, Konservatismus, Gentechnik

In einer so lauen Sommernacht müssen die Eukaryoten entstanden sein!
„Das Ende des Waldelefanten
Wie die letzte Warmzeit verschwand
Dass eine Herde Waldelefanten laut im Busch umhertrompetet, ist im zentralen Afrika durchaus üblich, in unseren Breiten jedoch ungewöhnlich. In der Zeit vor 125.000 Jahren war das noch anders
WDR 5 Leonardo vom 24.07.2007“
„Was ist konservativ?“,
fragt heute in der FAZ Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio, Verfassungsrichter.
Vor allem doch die Leiblichkeit des Menschen, und alle Verhaltensprogramme, die direkt mit den Grundbedürfnissen verbunden sind: Nahrungsaufnahme, Wohnen, Sexualität, Geselligkeitsbedürfnis (Rudeldisposition: Verlangen, geführt zu werden bzw. zu führen), Unterhaltungs- und Beschäftigungsbedürfnis, Geltungsbedürfnis. Politische und ideelle Vorstellungen überhaupt müssen auf Kompatibilität mit den Grundbedürfnissen geprüft werden.
Das unterläßt di Fabio.

„Wohliger Ekel Gentechnik

Die Angst vor der Gentechnik hat sich verselbständigt. Den Verbrauchern wird es leicht gemacht, pauschal dagegen zu sein. Das wird sich bald rächen, denn eine wachsende Menschheit ist auf kreative Pflanzenzüchter angewiesen. Eine Analyse von Christian Schwägerl.“ FAZ 26.7.07

Mittwoch, 25. Juli 2007

Kernernergieausfallkosten und teures Schulsystem mit billigen Ergebnissen

Nach dem Frühherbsteinbruch war das doch ein hübscher Tag mit frischen Abendfarben.

„Allzu häufig wird bei politischen Regulierungen oder persönlichen Entscheidungen übersehen, daß die Vermeidung von Kosten und Gefahren immer mit Kosten und Gefahren verbunden ist.“ Rezension Cass R. Sunstein, Gesetze der Angst, NZZ 21.7.07

Leserbrief FAZ
Kernenergie überfordert die meisten

Zum Artikel "Vattenfall entlässt Atom-Chef" (F.A.Z. vom 17. Juli): Es ist eine Selbstverständlichkeit und seit über 40 Jahren wesentlicher Lehrinhalt aller kerntechnischen Lehrstühle an unseren Hochschulen, dass bei Kernkraftwerken der Sicherheit höchste Priorität zukommt. Die Außerdienststellung ausgewiesener Fachleute auf diesem Gebiet mag aufgrund vordergründiger Medienkampagnen ein leider notwendiger Schritt sein, bringt aber ganz sicher keinen Sicherheitsgewinn. Tatsache ist, da der Kraftwerksstillstand bei Vattenfall einen täglichen Verlust von rund 1 Million Euro zur Folge hat, dass die Ersatzstrombeschaffung wegen des verknappten Angebotes an der Strombörse tägliche Mehrkosten von rund 2 Millionen Euro verursachen wird, die wir alle als Strombezieher zu tragen haben werden. Vielleicht ist dieser Vorgang ein Lehrstück für das, was auf uns zukommt, wenn auch die übrigen 16 Kenkraftwerke abgeschaltet werden müssen. Dann werden die täglichen Mehrkosten für die anderweitige Strombeschaffung auf über 34 Millionen Euro ansteigen und alle Bürger und unsere Wirtschaft erheblich belasten, während sich unsere Nachbarländer weiterhin einer kostengünstigen Stromerzeugung aus Kernkraftwerken erfreuen dürfen.

Das eigentliche Drama bei der Kernenergienutzung ist, dass die sehr komplizierte physikalische Prozesstechnik ein so hohes analytisches Wissensverständnis erfordert, das die meisten Politiker, Journalisten und auch die meisten Bürger überfordert. Das Ergebnis ist dann, insbesondere wenn die Vertrauensbasis gestört ist, eine vorsorgliche Ablehnung insgesamt.

Professor Dr.-Ing. Helmut Alt, Aachen

Text: F.A.Z., 25.07.2007, Nr. 170 / Seite 15
- Seit Jahrzehnten fließt jährlich mehr Geld in das öffentliche Bildungssystem – was kommt dabei heraus? WD

Dienstag, 24. Juli 2007

Bildung, Rotchina, Deutsche Ideologie

Der Weltkongreß der Lehrergewerkschaften und die Schätzung des Gutes „Unterricht“: diese Hochschätzung fängt natürlich mit dem Preis an; wenn nicht, dann hat man deutsche Verhältnisse der Mißachtung von Bildung und Lehrern.
Hochleistungssport ist ungesund, das ist allgemein bekannt; deswegen ist schon die normale Olympiade ein barer Unsinn; der Vorschlag einer Kinderolympiade: also die Kinder früher zu schädigen und ihnen die Zeit für Bildung zu nehmen, spricht für sich.
China auf dem Weg zur drittgrößten Wirtschaftsnation hinter den USA (Bip 13,2 Bill. $, Japan 4,4 Bill., Deutschl. 2,9 Bill., Rotchina 2,8 Bill., Großbritannien 2,4 Bill., alle 2006); China baut jede Woche ein neues Kohlekraftwerk, die deutsche Regierung plant weitere Belastungen der Wirtschaft, insbesondere der Energiewirtschaft, um den geringen deutschen Anteil von 3,4% (rund drei Prozent!!) an der weltweiten CO2-Erzeugung zu senken. Auch wenn man an die CO2-Hypothese glaubt, ist das doch ein höchst unintelligentes Verhalten, denn wenn der deutsche Anteil auf 2,6% sinkt, so ist damit global nichts bewirkt, den Deutschen aber in ihrem Abstiegskampf viel geschadet.
Die Deutschen, jedenfalls ein großer Teil, sind Ideologen geblieben, man sieht es auch an der Linksmehrheit von 50% in den derzeitigen Umfragen für SPD, Grüne und PDS-Linke.
Die Deutsche Philosophie von Marx bis Habermas hat an der Deutschen Ideologie stets desorientierend mitgestrickt; ein schönes Unsinnsbeispiel :
„Vor fünfzig Jahren sprach Martin Heidegger über den ‚Satz der Identität’. "Erst wenn wir uns denkend dem schon Gedachten zuwenden, werden wir verwendet für das noch zu Denkende", war so ein typischer Heidegger-Satz, mit dem der Philosoph seine Rede schloss.“ Der Mehrwert der Freiburger Schule, FAZ 15.7.07

Sonntag, 22. Juli 2007

Status der Evolutionstheorie Harald Förster

Leserbrief FAZ
Biologischer Urknall

Zu: "Formen des Nichtwissens" (F.A.Z. vom 9. Juli): Als ehemaliger Experimentalwissenschaftler kenne ich den Wert (oder auch Unwert) von Hypothesen. Die Evolution ist eine sehr wenig abgesicherte Hypothese, insbesondere ist es bislang nicht gelungen, wesentliche Schwachpunkte durch Experimente zu entkräften. In meiner Jugend galt es als sicher, dass künstliches Leben im Reagenzglas in absehbarer Zeit geschaffen würde. Heute sind wir weiter von dieser Vorstellung entfernt als damals. Leser Franz Cesarz ("Alles weiß man nie", F.A.Z. vom 10. Juli) formulierte völlig richtig: "Wenn man nicht alles weiß, weiß man nicht, ob das, was man weiß, zutrifft. Alles aber weiß man nie. Also bleibt alles Wissen immer fraglich." Kann durch Zufall Ordnung geschaffen werden? Die menschliche Erfahrung kennt nur das Gegenteil, Ordnung geht verloren, wenn die spontan zunehmende Unordnung nicht stetig korrigiert wird. Die Evolution nach heutigen Vorstellungen wäre eine ununterbrochene Folge von unwahrscheinlichen Veränderungen, die jeweils und kontinuierlich mit einer theoretisch völlig unwahrscheinlichen Zunahme der Ordnung verbunden wären. Die Entwicklung des Menschen zum Bakterium, die Rückentwicklung, wäre durch Verlust von Ordnung denkbar, der umgekehrte Weg ist theoretisch nach unseren heutigen Kenntnissen eher ausgeschlossen.

Der biologische Urknall, die Entstehung von organischem Leben aus Materie, ist bislang nicht bewiesen worden. Aber auch die "sprunghafte" Veränderung vom Prokariozyten zum Eukariozyten ist ein weiterer Urknall, der nicht erklärbar ist. Das Gleiche gilt für die "sprunghafte" Entwicklung vom Einzeller zum Vielzeller. Es bleibt der Glaube an den Menschen und seine Gottähnlichkeit oder der Glaube an eine dem Menschen übergeordnete und von ihm noch nicht verstandene Ordnung.

Professor Dr. Harald Förster, Frankfurt, Professor für angewandte Biochemie
Text: F.A.Z., 21.07.2007, Nr. 167 / Seite 8

Freitag, 20. Juli 2007

Stauffenberg, Liebig, Erhard

Der Weizen abgeerntet, die Wiesen gemäht, der Mais schon ziemlich hoch.
Daß die übelsten Burschen so viel Glück haben – Stalin und Mao starben sogar vergöttert im Bett – ist schon schlimm. Alle drei Sozialisten konnten ihre Megaverbrechen nur mit der Staatsmaschine exekutieren. Die sozialistische Vision von der idealen Gemeinschaft wird bei einem Rudeltier wie dem Menschen immer lebendig und gefährlich bleiben. Man sehe sich den Werdegang Stauffenbergs an.
Mit Superphosphat gegen die Hungersnot
Zu den Gründern der Süd-Chemie gehörte vor 150 Jahren Justus von Liebig.
An den Anfängen war einer der bekanntesten deutschen Chemiker beteiligt. Justus von Liebig gehörte 1857 zu den Gründern der Bayerischen Aktiengesellschaft für chemische und landwirtschaftliche Fabrikate (BAG).
Das von Liebig entwickelte Superphosphat sorgte für bessere Ernten und damit für eine zuverlässigere Versorgung mit Nahrungsmitteln in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Noch heute gehört diese chemische Verbindung zu den in der Welt am meisten eingesetzten Phosphat-Düngern.“
F.A.Z., 20.07.2007, Nr. 166 / Seite 14
Man erinnere sich: Stadtluft machte frei, Landarbeiter strömten in die Städte, wo sie sich, aller Heiratsverbote ledig, fruchtbar vermehrten, ohne diese Kinderflut aber ernähren zu können. Armut und Elend wuchsen. (S. heute noch 3. Welt) Es ist erstaunlich, wie Naturwissenschaft, neue Unternehmens- und Finanzierungsformen (vulgo: Kapitalismus) dieses riesige Problem, die sog. Soziale Frage, in wenigen Jahrzehnten überwanden und den heutigen, im Vergleich zu 1850 märchenhaften Wohlstand schufen.
Merkel-Posse mit Erhard in Nürnberg (FAZ 20.7.07 S. 13). In seinem Buch WOHLSTAND FÜR ALLE hat Erhard das 12. Kapitel überschrieben: „Versorgungsstaat – Der moderne Wahn“; das sollte Frau Merkel einmal lesen zwischen zwei Subventionsentscheidungen.
Interessant:“ Im Moment erleben wir bei den Volksparteien eine einzigartige Angebotsverengung: Angela Merkel regiert links von Helmut Schmidt, Kurt Beck rechts von Willy Brandt. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Oskar Lafontaine ist die linke Antwort auf diese Sortimentsverknappung, ein David Copperfield der deutschen Politik. Auf der Rechten werden wir womöglich Ähnliches erleben. Eine konservative Partei, die ihre Grundüberzeugungen unsichtbar macht, schadet sich selbst.“ SPIEGEL-Redakteur Steingart im FAZ-Interview 20.7.07

Donnerstag, 19. Juli 2007

Blätterfall, Klima von gestern

Der Blätterfall hat sachte, kaum merklich begonnen.

Natur und Wissenschaft Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2007, Nr. 164, S. N2

Das Klima von gestern
Ein Jahrtausend Mensch und Natur

Nicht erst seit diesen Tagen bestimmt der klimatische Wandel den Lebensraum des Europäers. Wie Umweltentwicklungen die Kulturgeschichte beeinflussen, stellen Wissenschaftler der interdisziplinären Kommission für Ökologie in dem auf einem Rundgespräch beruhenden Buch "Natur und Mensch in Mitteleuropa im letzten Jahrtausend" vor. Im neunzehnten Jahrhundert noch malte Caspar David Friedrich mächtige Meereseisschollen auf der Elbe - eines der Phänomene, die in dem Band auf alten Karten und Bildern dargestellt werden. Auch dass der Wein zwischen dem neunten und dem vierzehnten Jahrhundert die besten Bedingungen hatte zu gedeihen und in schmalen Zeiten Grundnahrungsmittel war, erfährt man hier. Strenge Wetterbedingungen bestimmten außerdem die europäische Realpolitik: So hat die türkische Armee 1529 erst wesentlich später als geplant Wien erreicht, weil sie der verregnete Sommer vom Fortkommen mit der Artillerie abhielt.

Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): "Natur und Mensch in Mitteleuropa im letzten Jahrtausend". Rundgespräche der Kommission für Ökologie 32. Verlag Friedrich Pfeil, München 2007. 174 S., 25 Euro.

Eclipse of reason / Großer Wagen

Drei Null-Ereignisse in Krümmel

Von Andreas Mihm

FAZ 18.7.07
Vom Brand in Krümmel gab es spektakuläre Bilder. Technisch gesehen war auch er ein Null-Ereignis

Für Störfälle im Betrieb von Kernkraftanlagen gibt es ein detailliertes Melde- und Einstufungsverfahren. Das nationale Meldeverfahren sieht bestimmte Fristen vor, innerhalb derer die zuständige Atomaufsicht informiert werden muss. Unterschieden wird in drei Kategorien: „N“ wie Normal steht für „Ereignisse von untergeordneter sicherheitstechnischer Bedeutung“. Diese Ereignisse gingen im allgemeinen nur wenig über routinemäßige betriebstechnische Ereignisse hinaus, heißt es auf der Website des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Meldefrist hier: fünf Tage.








FAZ 18.7.07
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Aber der Große Wagen fährt auch heute gut sichtbar weiter über Krümmel und die Nordhalbkugel und die Grillen zirpen, als hätten sie keine Süddeutsche gelesen. Vereinzelt leuchten auch noch Glühwürmchen.






Mittwoch, 18. Juli 2007

Krümmel, Lübbe, Weber

„Summertime, when the living is easy“, summer nights, when the stars are so bright.

Wetter schön, Nachrichten verhagelt.
„Das Bundesamt für Strahlenschutz beurteilt indes die Pannen in Brunsbüttel und Krümmel nach seinem bisherigen Wissensstand als relativ ungefährlich. "Nach allen Erkenntnissen, die wir haben, sind diese Störfälle nicht sehr gravierend gewesen", sagte der Präsident der Behörde, Wolfram König, im Deutschlandfunk.“ (Vattenfall entläßt Atom-Chef, FAZ 17.7.07, S. 11)
Die meisten Journalisten, ausgebrütet im germanistischen Seminar, ficht das nicht an. Man sieht eben nur mit dem richtigen Glauben gut.
Dazu paßt, über die Ecke gedacht: Der Philosoph Hermann Lübbe, geboren 1926 in Aurich, veröffentlichte 1977 eine Monographie zur historischen Methode: "Geschichtsbegriff und Geschichtsinteresse". Er begründet darin unter anderem die These, dass sich "zu Biographien kaum bessere Titel finden" lassen "als die Namen der Personen, deren Leben darin erzählt wird". Es mag verwundern, dass die These der Begründung bedarf. Gemeint ist, dass keine Charakterisierung des Biographierten die Geschichte seines Lebens erschöpfen könnte. Lübbe verweist auf Beispiele aus der "großen biographischen Historiographie", die wohl tatsächlich keine besseren Titel tragen könnten, wie "Richelieu" von Carl Jacob Burckhardt. "Der Kardinal" oder "Der Minister": Die Entscheidung für den geistlichen Rang oder das weltliche Amt müsste das Urteil über Richelieus Lebensproblem präjudizieren. Ein Kapitel von Lübbes Untersuchung legt den Sinn der Redensart "Das kann man nur historisch erklären" frei. Einer historischen Erklärung bedarf alles, was sich nicht als Resultat einer augenscheinlich vernünftigen Absicht von selbst versteht. Historische Erklärungen führen zusätzliche Faktoren ein, hinzutretende Bedingungen, die die ursprüngliche Absicht im Ergebnis verzerrt haben. (...)(F.A.Z., 17.07.2007, Nr. 163 / Seite 33)
Oder: "Es ist durchaus wahr und eine Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."

Max Weber, Politik als Beruf
Ob Merkel je eine Zeile Weber gelesen hat? Das braucht man bei Müntefering und Beck gar nicht erst zu fragen. Aber alle drei leben von der Politik.

Montag, 16. Juli 2007

Piscator, Stalin, Mao

30° - eigentlich nur ein Abend, um den Grillen zuzuhören.
Zufallsfund im Archiv, paßt aber gut zum heutigen FAZ-Feuilleton-Aufmacher („Über Maos Jagd darf heute niemand mehr reden“) : Erwin Piscator, Präsident des Internationalen Revolutionären Theaterbundes mit Sitz in Moskau, verfilmt 1932, nein, nicht den von Stalin in der Ukraine organisierten Massenhungermord, sondern Genossin Seghers’ „Aufstand der Fischer“ am Schwarzen Meer. Hübsche Bilder zeigen ihn auch im im großen Packard, den er aus Berlin einführen ließ (von der Roten Hilfe?). (FAZ 17.8.02)
Dazu fällt mir ein, daß Robert Conquest gerade 90 geworden ist (FAZ 14.7.07, S. 35), der über Stalins Hungerterror forschte: „In 1986, Conquest published ‚The Harvest of Sorrow: Soviet Collectivisation and the Terror-Famine, another exhaustively researched work, dealing with the collectivisation of agriculture under Stalin's direction in 1929-31, in which millions of peasants died of starvation or through deportation to labour camps.“ (Wikipedia) Den Schriftsteller Warlam Schalamow konnte Piscator in seiner geschätzten SU nicht treffen, was er auch gar nicht wollte; der saß seit 1929 im Gulag. („Am Kältepol der Grausamkeit“, Neue Zürcher Zeitung, 30.6.07)
- Das gehört dann auch noch hierher: „Einhundert Millionen
13. November 1997 FAZ
Gezählt hat sie keiner. Fünfundachtzig, vielleicht sogar hundert Millionen sollen es seit 1917 gewesen sein. Zum achtzigsten Geburtstag der Oktoberrevolution haben französische Historiker eine Bestandsaufnahme der im Namen des Kommunismus erfolgten Verbrechen vorgelegt: "Le livre noir du communisme. Crimes, Terreur, Répression". Der 850 Seiten umfassende Sammelband ist in den Editions Robert Laffont erschienen, der Historiker Stéphane Courtois zeichnet als verantwortlicher Herausgeber. Von Rußland bis Vietnam, von der ehemaligen DDR über Äthiopien und Kambodscha bis China, Kuba, Nordkorea wird eine Bilanz erstellt. Der Befund ist niederschmetternd. "Der Nürnberger Prozeß des Kommunismus" überschrieb Pierre Daix im "Figaro" seine Besprechung: "In den meisten kommunistischen Ländern gehörten die Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Regierungssystem.“ "
(Alle genannten FAZ-Artikel sind frei auf faz.net einsehbar)

Sonntag, 15. Juli 2007

Grillen, Kröten, Hamburger und Dübel

Seitdem die Vögel schweigen, zirpen die Grillen; viele kleine Kröten (8-10 mm) sind unterwegs.
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Ian MacEwan liest den GUARDIAN und die HERALD TRIBUNE, verrät er der FAZ (14.7.), ob er auch den Wirtschaftsteil liest? Skurril seine Vorstellungen zur Schichtenernährung, „class“ fälschlich mit „Klasse“ übersetzt.
------------------------------------------- Im übrigen bin ich entschieden der Meinung, daß Krümmel erst wieder angefahren werden darf, wenn sämtliche 805 000 Dübel untersucht worden sind, besonders die im Fundament, den Dübel auch!

Freitag, 13. Juli 2007

Toxoplasma gondii, Antarktis, Bismarck

Recht schwül geworden, aber was für ein samtener Sternenhimmel! 18°C

"Verlängerte Klimareihe in der Antarktis FAZ 11.7.07
Epica-Eisbohrung verlängert den untersuchten Zeitraum auf 800 000 Jahre- „enorme natürliche Schwankungsbreite: kältester Durchschnitt
vor rund 20000 Jahren rund 10° unter heute, wärmster Durchnitt vor 130000 Jahren 4,5° über heute."
------- Das arme Leben der Reichen: Was mag Bismarcks Ururenkel über den freien Willen gedacht haben?
(„Gottfried Graf Bismarck, 44, 9. Juli 2007 FAZ, Als die Polizei am Montag in der 7,5 Millionen Euro teuren Londoner Penthouse-Wohnung von Gottfried Graf von Bismarck-Schönhausen eintrifft, findet sie nahezu leere Zimmer vor. Auf dem Boden die Leiche des Grafen. Die Drogenutensilien um ihn herum lassen kaum einen Zweifel an der Todesursache: eine Überdosis Heroin.“) -----------

„Parasit manipuliert Verhalten von Ratten
Die Manipulation der Ratte ist erstaunlich spezifisch
11. Juli 2007 FAZ
Ratten, die von dem Parasiten Toxoplasma gondii befallen sind, zeigen eine Verhaltensanomalie. Der Urin von Katzen löst bei ihnen keine Schreckreaktion mehr aus, sondern sie fühlen sich von ihm sogar angezogen. Das dürfte für den Parasiten einen Überlebensvorteil mit sich bringen. Denn die Toxoplasmen sind für ihre geschlechtliche Vermehrung auf den Wechsel zwischen zwei Wirten angewiesen.“
Wer hat das Bakterium programmiert, das im Hirn der Ratte programmiert? Die Herren Jahwe, Jesus, Allah etc. werden es nicht gewesen sein. Die Herren Evolutionsbiologen äußern sich auf mikrobiologischer Ebene, wenn überhaupt, sehr wolkig.

Donnerstag, 12. Juli 2007

Mildes Wetter, Glücks-Schwarz, Petri, Zecken, immer bunter

Ich liebe dieses milde Atlantikwetter ohne Regen, mit leichtem Wind!
Die Faschos sterben einfach nicht aus: Der Kinder- und Jugendpsychiater Horst Petri warnt in seinem gleichnamigen Buch: „Bloß nicht zu viel Liebe“ (FAZ-Rez. 11.7.07); außerdem rät er zu den klassischen Geschlechterrollen.
Norbert Schwarz, empirischer Psychologe an der Universität von Michigan, blättert in einem Vortrag seine Glücksforschung auf und kommt zu dem einleuchtenden (das hatten wir doch schon in Schopenhauers „Aphorismen zur Lebensweisheit“! Wenn auch nicht empirisch.) Befund: Alte Menschen sind im Durchschnitt glücklicher als junge. Und: Zufriedenheit sei lernbar. (FAZ 11.7.07, S.38)
Glück gehabt mit den Zecken dieses Jahr: die erste heute entfernt, normalerweise steckt schon Ende März oder Anfang April die erste in der Haut; da der Winter schön mild war, verwundert das: haben sich die Raubinsekten stärker vermehrt?

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Die bunten Bilder in der FAZ wachsen und vermehren sich – und sie verdrängen nicht nur den Text, oft schlagen sie durch ihre grelle Farbwirkung den Text nebenan auch noch tot (vgl. 12.7., S.35 / 30.6., S.5). Eine sehr unschöne Entwicklung.
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Mittwoch, 11. Juli 2007

Verraten - Sechs Freunde und ein Spitzel ARD 23.30h

Die ARD-Filmdokumentation über die marxistischen Philosophen im Ulbricht-Honecker-Land, die von einem Spitzel verraten werden, nein, nicht von Lafontaine, sondern von einem anderen Linken, seinem Genossen, einem Konvertiten aus Bremen, der ins SEDmauer-Land wechselte, von Arnold Schölzel, heute Chefredakteur der linken Tageszeitung "Junge Welt".

Dienstag, 10. Juli 2007

Deutsche arbeiten immer länger für den Staat

Nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler beanspruchen Fiskus und Sozialversicherungen in diesem Jahr 53,01 Prozent der Bruttoeinkommen für sich. Die Erhöhung von Mehrwertsteuer und Versicherungsteuer, die Kürzung der Pendlerpauschale, die Kappung des Sparerfreibetrags und andere Maßnahmen haben den sogenannten Steuerzahler-Gedenktag im Vergleich zum vergangenen Jahr um gut eine Woche nach hinten rücken lassen. Länger als ein halbes Jahr arbeiten demnach Bürger und Betriebe für den Staat. Erst von Freitag, dem 13. Juli, an wirtschaften die Deutschen in die eigene Tasche.
s. http://www.faz.net/
DDR light
Das ist Steinbrücks und Lafontaines Steuersozialismus: das Individuum wird enteignet, monatlich, zu rund 50%, statt tatsächlich eine individuelle, passende Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung abzuschließen, wird es in kollektivistische Umlagesysteme gepreßt.

Montag, 9. Juli 2007

Wir stimmen einfach ab über das Klima


07. Juli 2007 07:07
Klima-Demoskopen

Auch in der Wissenschaft gehen die Meinungen manchmal auseinander. Anders als aber beispielsweise in der Politik zählen in der Wissenschaft letztlich nicht Meinungen und Umfragewerte, sondern Fakten. Oder vielleicht doch nicht?

"Was ein wirklicher Klimaexperte ist, lässt sich für uns Klimagepeinigten immer schwerer sagen. Über Winston Churchills ironische Formel jedenfalls, wonach ein Experte ein Mann ist, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat, will schon lange kein Klimatologe mehr recht lachen. Das zeigt das Golfstrom-Syndrom. (...)
Weiter bei:
FAZ.NET Wissen (http://www.faz.net/s/RubC5406E1142284FB6BB79CE581A20766E/Doc~EA6203DA217BF4629A22052D57B969AC2~ATpl~Ecommon~Scontent.html)


Bürokratisches Ideal des Sozialismus

Lafontaine bramarbasiert in der heutigen FAZ über "Freiheit durch Sozialismus"; stets war in allen sozialistischen Vorstellungen der Bürokrat, der Funktionär und derApparatschik die Leitfigur, die das freie Individuum anzuleiten, zu führen, oder im Falle der sozialistischen Volksdemokratien, im Zweifelsfalle, etwa beim Verlassen des Landes, zu erschießen hatte. Lafontaine selbst kann man sich gut als politischen Kommissar vorstellen.

French fried

Ministerin beschuldigt Amerika - Die neue französische Wohnungsbauministerin Christine Boutin ist durch Äußerungen über die Rolle Amerikas bei den Anschlägen vom 11. September 2001 in die Kritik geraten. Französische Zeitungen berichteten über ein Interview aus dem vorigen Jahr. Auf die Frage, ob Präsident Bush womöglich selbst hinter den Anschlägen gesteckt habe, antwortete die Politikern im November: "Ich denke, das ist möglich. Ich denke schon." (Reuters, FAZ 9.7.07, S. 4)

Reviergesang verstummt

Die Brutzeit ist vorbei, der Reviergesang ist verstummt.

Samstag, 7. Juli 2007

Diamond: Fahriger Herumfabulierer

Dieses Interview („Sind wir die ersten normalen Menschen?“, FAZ 6.7.07, S. 40) zeigt den typischen Diamond: seine fabelhafte Mischung aus ein bißchen Evolutionsbiologie, unscharfer Begrifflichkeit und missionarischer Meinungsmache. Wenn er z.B. behauptet, "erst vor fünftausend Jahren (seien) die ersten Staaten moderner Prägung entstanden", dann verwendet er sozusagen einen 'steinzeitlichen' Staatsbegriff, der fast nichts faßt (vgl. Roman Herzog u.a.). Ähnlich seine Behauptung zur Kindererziehung, wo er das Kinderalter nicht differenziert und er nur zeigt, daß er sich noch nie mit der Verhaltensbiologie von Säugetieren, geschweige denn der Verhaltensbiologie von Kindern in den ersten drei Jahren beschäftigt hat (vgl. Bernhard Hassenstein u.a.). Wenig scharfsinnig auch sein Hinweis, daß Stammesgemeinschaften die älteren Kinder früher in das Arbeitsleben der Erwachsenen einbeziehen; das ist bis heute überall auf der Welt so, wo nicht großer Wohlstand herrscht. In den Wohlstandsgesellschaften verzögert natürlich die pauschale Verlängerung der Schulzeiten die Persönlichkeitsreifung und verstärkt die damit einhergehende Desorientierung junger Menschen.