Mittwoch, 15. Februar 2012

Unter Hominiden





Alexander III. von Makedonien - der große Kriegstreiber

(Bild: Wiki.)


Denkfiguren der Hominiden: Held und Sündenbock


Ja, ich gebe es zu, ich habe mir damals die Kämpfe des Cassius Clay, welch schöner Name!, angesehen. Es war ein ästhetische Genuß, der Bursche war hübsch und bewegte sich schnell und grazil. Das gab es seitdem nicht mehr, soweit mir bekannt. Außerdem war er ein unterhaltsames Großmaul mit flotten Sprüchen, wenn er da auch oft stark überzog. Nach seinen ersten Siegen hatte er den Heldenstatus weg und den behielt er bis heute, obwohl seine Kämpfe immer schlechter wurden. Die Seil-Boxerei in Kinshasa gegen Foreman war keine Minute sehenswert. Mit jedem neuen schlechten Kampf schien er auch den Verstand zu verlieren, bis er schließlich von drittklassigen Gegnern so verprügelt wurde, daß die Familie ihn aus dem Verkehr zog. Heute fristet er sein Alter mit Parkinson, aber der Heldenstatus klebt an ihm. Man will seine Helden nicht verlieren.
Auch ein Alexander bleibt der Große, obwohl er die zivilisierte Polis-Welt seiner Zeit zerstörte. Auch Namen wie Stalin, Hitler und Mao wären hier zu nennen, die lange von ihrem Anfangsmythos zehrten, Mao wird sogar heute noch hochgehalten.

Ähnlich verhält es sich mit den Sündenböcken. Auch ihrer bedürfen die Hominiden. Der Name stammt aus dem Ritual der Israeliten, zur eigenen Entschuldung einen Bock mit den Missetaten des Stammes beladen in die Wüste zu jagen.
Dieser Tage wurde der Duisburger Bürgermeister von einer SPD-Gewerkschafts-Bürgerinitiative per Abwahlabstimmung aus dem Amt gejagt. Der Ex-Lehrer hatte ein Primatenspektakel, die sog. Love Parade, nach Duisburg geholt, das Publikum quetschte mehrere Jugendliche zu Tode, was dann den Sündenbockbedarf schuf. Direkte Tottreter im Publikum waren nicht auszumachen, es handelte sich um eine Verknüpfung unglücklicher Faktoren rund um eine primitive Menge. Aber ein Sündenbock war begehrt und so traf es den bürgermeisterlichen Initiator.
Die besondere Schwäche des Sündenbockwesens liegt darin, daß die tatsächliche Verantwortlichkeit nicht gestärkt wird, sondern Nebenschauplätze eröffnet werden und Stimmungsmache betrieben wird.
In Afrika werden jedes Jahr Tausende Frauen zu Sündenböcken, sog. Hexen, gemacht, sie werden ausgestoßen, verfolgt und ermordet (“Im ostafrikanischen Tansania müssen der Hexerei verdächtige Frauen sogar mit dem Schlimmsten rechnen: Schätzungen des Familienministeriums zufolge sind dort zwischen 1994 und 1998 rund 5000 Frauen umgebracht worden.” Vgl. Burkina Faso: Die Seelenfresserinnen, Thomas Veser, Ouagadougou, FAZ 3. 11.2007).