Freitag, 8. September 2017

Auf die Herkunft kommt es an










Neuronale Entwicklung: Nikotinabhängige morphologische und funktionelle Veränderungen des Zentralnervensystems

Von Carina Wessels u. Georg Winterer, Neuroforum 2/08, S. 199ff. / Der Nervenarzt

ZUSAMMENFASSUNG:
Tierexperimentelle und klinische Studien haben ergeben, dass eine Nikotinexposition während der Gehirnentwicklung – beginnend pränatal bis zur Adoleszenz – neben morphologischen Veränderungen zu einer persistierenden Beeinflussung neuronaler Transmissionssysteme führen kann.
Eine nikotinbedingte Plazentainsuffienz führt postnatal durchschnittlich bei 50% der Neugeborenen zu zerebralen Anomalien und bei 28% zu intrazerebralen Blutungen. Die Konzentration von Nikotinrezeptoren auf der fetalen Seite der Plazenta ist durchschnittlich 15% höher als bei der Mutter.
Nikotinabhängigkeit sowie das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom sind mit einem Nikotinkonsum der Mütter der Betroffenen während der Schwangerschaft assoziiert. Auch finden sich erste Hinweise darauf, dass Nikotinmissbrauch in der Jugend die Funktion des zerebralen Aufmerksamkeitsnetzwerkes und das Gedächtnis nachhaltig beeinträchtigen kann. Unklar ist hingegen bislang noch, welche Auswirkungen eine Nikotinexposition auf die Entstehung von psychiatrischen Erkrankungen hat.
Die somatischen Konsequenzen des Zigarettenrauchens und die resultierenden gesundheitsökonomischen Probleme sind bekannt, die Auswirkungen einer während der Gehirnentwicklung stattfindenden Nikotinexposition werden derzeit noch unterschätzt. Es sollte mehr Aufklärung der Bevölkerung erfolgen, um Nikotinkonsum bereits während der Schwangerschaft sowie bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden.”

Rauchen ist weitgehend ein Unterschichtenphänomen geworden. Solche Mütter sind schwer zu erreichen mit medizinischer Aufklärung, noch schwerer fallen Verhaltensänderungen. Treten Lernschwierigkeiten bei den Kindern auf, dann haben sie tatsächlich etwas mit der Herkunft zu tun, jedoch nicht in der Weise, wie sich linke Soziologen und Schulforscher bei der Bertelsmann-Stiftung das vorstellen. Die Unterschicht hat ein Verhaltensproblem, das sich bereits im Mutterleib auf die Kinder auswirkt.  



Je heller, desto mehr Stoffwechsel/Intensität - deutlicher Unterschied bei jungen erwachsenen Rauchern - links - und Nichtrauchern - rechts. 
(Ereigniskorreliertes MRT, A.a.O., S. 201)