Montag, 29. Juli 2013

Das geht seinen edlen chinesischen Beamtengang












Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Konfuzius hat es auch ohne geschafft, seine Schüler haben einiges hinterlassen. Sprüche wie:
„Konfuzius sprach: »Zum Weg des Edlen gehört dreierlei, aber ich bewältige es nicht: Richtiges Verhalten zu anderen Menschen − es befreit von Sorgen. Weisheit − sie bewahrt vor Zweifeln. Entschlossenheit − sie überwindet die Furcht.« Zi-gong bemerkte: »So beurteilt der Meister sich selbst.«“[4] (Wiki.)
Da wird schon deutlich, daß sich nur Menschen mit Abstraktionsvermögen angesprochen fühlen können - die meisten also nicht.
Dagegen bietet die bunte Textsammlung der Christen für jeden etwas: für die Dummies die Mose-Bücher, für Intellektuelle das spätantike BUCH DES PREDIGERS und für Frauen das Neue Testament (etwas vereinfacht). Die Texte selbst fördern durch ihre Widersprüchlichkeit den hermeneutischen Wettstreit und damit geistige Beweglichkeit. Diese u.a. hat die Reformatoren und die Reformation hervorgebracht, während das konfuzianische Denken eher der Beharrung das Wort redet, insbesondere auch in dem dominierenden Motiv der Ahnenverehrung. Solches Denken wertet das lebende Individuum ab. Mit „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht“ kann man sich die europäische Geschichte in ihrer Vitalität nicht vorstellen, mit „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht“ läßt sich nicht einmal ein Hammer schmieden. Deswegen wurde zwar in China von Einzelnen viel erfunden, aber wenig damit angefangen. In der strikten Untertanenordnung entschieden die jeweiligen Gebietsherren willkürlich über Erfindungen und ihren Einsatz. Ein freies Geistesleben der Individuen und ein vermittelnder Markt konnten so nicht entstehen. Das chinesische  Kaiserreich erstarrte in beamtischer Trägheit, rigider Ordnung und literarischer Bildung. So stellt auch Max Weber fest: “Der Konfuzianismus war – obwohl die Schule auch eine Kosmogonie entwickelt hat – an sich von jedem metaphysischen Interesse in sehr hohem Grade frei. Nicht minder bescheiden waren die wissenschaftlichen Ansprüche der Schule. Die Entwicklung der Mathematik, einst bis zu trigonometrischen Erkenntnissen vorgeschritten302, verfiel früh, weil sie nicht gepflegt wurde303. Konfuzius selbst hat offenbar von der Präzession der Aequinoktien, die in Vorderasien längst bekannt war, nichts gewußt304. Das Amt des Hofastronomen (d.h. des Kalenderordners, wohl zu scheiden von dem Hofastrologen, der zugleich Annalist und einflußreicher Berater war) ging, als Träger von Geheimwissen, im Erbgang über; aber irgend erhebliche Kenntnisse können kaum entwickelt worden sein, wie der große Erfolg der Jesuiten mit ihren europäischen Instrumenten beweist.” (M. Weber, Die Wirtschaftsethik d. Weltreligionen, Konfuzianismus u. Taoismus, in: Ges. Aufs. zur Religionssoziologie I, UTB 1988, S. 443)
Und da das wirtschaftliche Handeln Unruhe mit sich bringt wegen der damit verbundenen Risiken, bevorzugt der Konfuzianismus das Beamtentum. Das hat er mit vielen Deutschen aller Geistesrichtungen gemeinsam.