Mittwoch, 23. Oktober 2013

Beethoven hat reagiert


Übergang über die Beresina 1812 - Napoleon hatte sich schon davongemacht - geschönte Darstellung von January Suchodolsky 1866

(Bild: Nationalmuseum Posen / Wiki.)

Ernst Büchner war der Vater Georg Büchners, er selbst Sohn des Dorfchirurgen Jakob Büchner. Als Chirurgengehilfe begann Vater Ernst in der niederländischen Armee und wechselte dann zu Napoleon. Da hatte er viel zu tun quer durch Europa. Ströme von Blut, verstümmelte Soldaten und Zivilisten, Sterbende und Tote muß er tausendfach erlebt haben. Der junge Beethoven ließ sich ebenfalls vom Charisma Napoleons blenden, aber er war ein Komponierstubenbewohner, er griff nicht zur Amputiersäge, er sah nicht die Leichenberge nackter und verwesender Soldaten aufgetürmt, die Napoleon überall hinterließ. Und Beethoven strich die Napoleon-Widmung seiner 3. Sinfonie “Eroica”, als sich der korsische Militärdiktator 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen krönte:

„Ist der auch nicht anders, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher, wie alle Anderen stellen, ein Tyrann werden!“  


Dagegen soll Ernst Büchner zeitlebens stolz darauf gewesen sein, zur “alten Garde” des Großkriegsverbrechers Napoleon gehört zu haben, so der Büchner-Biograph Ernst Johann. Büchner Vater gehörte nicht zu den hessisch-darmstädtischen Grenadieren, die an der Beresina erschossen oder auf der Brücke zertrampelt wurden. Ernst Bü., den man also als unbelehrbaren politischen Spinner und mitleidlosen Soldatenchrirurgen ansehen muß, wurde hessischer Beamter und Obermedizinalrat in Darmstadt, denn Herzog Ludwig I. baute ein öffentliches Gesundheitswesen auf. 
Daran konstruktiv mitzuwirken hatte aber der Sohn Georg Büchner keine Lust. Kranke waren ihm einfach egal, so wie seinem Vater die Blutzüge Napoleons.