Sonntag, 12. Mai 2013

Wir wollen mal was lernen








Leben ist Lernen und Problemlösen, meinten Konrad Lorenz und Karl Popper, und das gilt besonders für den Menschen. Für Tiere wie Hai und Igel, die auf eine lange, stabile Stammesgeschichte zurückblicken könnten, wenn sie denn das Gehirn dazu besäßen, gilt das weit weniger als für Primaten, deren jüngster Sproß, der Mensch, sich in unglaublich kurzer Zeit sehr schnell von den anderen Affen wegentwickelt und sie kognitiv milchstraßenweit zurückgelassen hat. Durch begriffliches Denken und die Sprache, die durch eine merkwürdige Entwicklung des menschlichen Gehirns möglich wurden, bei anderen Primaten und bei intelligenten Rabenvögeln aber nicht. Der Säugling kommt mit der Befähigung zur Sprache auf die Welt, welche Einzelsprache er jedoch erlernt, hängt vom Ort seines Aufwachsens ab und ist beliebig. 

Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Fähigkeiten, für die es bestimmte Zeitfenster gibt. Die angeborene Fähigkeit, auf zwei Beinen laufen zu können, kommt erst nach einem Jahr, die Geschlechtsreife erst nach zehn Jahren. Zur Intelligenz- und Sprachentwicklung haben Piaget, Lenneberg, Kohlberg u.v.a. Arbeiten vorgelegt. Lernen steht dort im Zentrum. Ob der Umgang mit den eigenen Beinen, der Sexualität, den anderen Menschen - das hat alles seine Zeit und auch seine individuelle Begrenzung. Lernen erfolgt auch individuell etwas verschieden, so lernen Introvertierte und Extrovertierte etwas unterschiedlich (vgl. Eysenck, Ungleichheit der Menschen). Der individuelle Lerner muß sich dessen bewußt werden und sein Lernverhalten danach ausrichten. Das gleiche gilt für seine Lehrer (die dafür allerdings meist zu kenntnislos sind). Lernen bleibt, solange das Gehirn mitmacht, die zentrale Kategorie im menschlichen Leben, ob (Selbst-)Beherrschung, Lerndisziplin oder Autofahren; Lesen, Schreiben, Wissenschaft treiben; Körperpflege, Lebensplanung, Lebensgestaltung; Selbstbild, Gelassenheit, Diplomatie. Die Begabung für die verschiedenen Bereiche ist genetisch unterschiedlich prädisponiert, entsprechend müssen, wie bei Sportarten, die Bereiche verschieden stark trainiert werden. 

Phantasieeinteilungen wie das ES, ICH und ÜBER-ICH verstellen die Sicht auf die Faktoren und Segmente, und überhaupt die Sicht auf die lebenslange Zentralaufgabe des Lernens in den verschiedensten Bereichen.