Mittwoch, 21. April 2021

War’s das warme Klima? Der gute Wein?

Woher stammte die Dynamik, die den fränkischen Kriegeradel nach Süden in Bewegung setzte? Letztlich sei die Frage ungelöst, meint Bartlett. Das männliche Erstgeburtsrecht spielt jedenfalls eine Rolle. 

“Im Jahre 1185 kamen der Herzog, die Bischöfe und die Barone der Bretagne überein, ‘daß es in Zukunft bei Baronien und Rittergütern keine Teilung mehr geben soll, sondern daß der Erstgeborene den Besitz als Ganzes erhalten soll.’”*

Damit wäre eine Strukturänderung im Spiel, die die männliche Linie stabilisiert und damit die Zukunft der Familie auf ihrem Lehensgrund. Ein Abstieg durch immer kleinere Grundherrschaften durch Teilungen wird ausgeschlossen. Das ist nicht nur in England auch heute noch so. Der Erstgeborene erbt den Titel, daher kann man zum Beispiel bei Churchill die hochadelige Herkunft nicht mehr erkennen. Ohne das Erstgeburtsrecht verarmten anderwo viele Adelsfamilien. Bekam ein Ritter 12 Söhne wie Tankred de Hauteville - ein ungewöhnlicher Fall - dann warf das ein großes Problem auf. Die Hautevilles zogen nach Apulien und ein Enkel - Roger - wurde König von Sizilien. 

Daß diese Südexpansion bis nach Konstantinopel so stark ausfiel, mag auch mit dem damit verbundenen Klimawandel zu tun haben. In Sizilien ist es 3° bis 4°C wärmer als in der Bretagne, das mühsame Heizen entfiel. Die Sonne schien, und der Wein war sehr viel besser als in Frankreich.  


*Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 64f.