Sonntag, 28. Oktober 2007

Labiles Klima

Mi 10° b Fast voller Mond mit weitem Hof
"FORSCHUNG UND LEHRE
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10.2007, S. 37
Labiles Klima
Die globale Erwärmung ist nicht vorhersagbar
Die Klimaforschung mag ihre Computermodelle zur Vorhersage des Weltklimas noch so erweitern und verbessern, sie wird wohl nie wirklich im Voraus wissen, wie sich die globale Erwärmung entwickelt. Die Unsicherheit der Prognosen wächst sogar, je stärker sich das Klima aufheizt - gleichgültig, wie gut man die physikalischen Prozesse im Klimasystem im Einzelnen versteht. Diesen Schluss ziehen Gerard Roe und Marcia Baker von der University of Washington in Seattle aus einer umfassenden Analyse von Modellergebnissen und paläoklimatologischen Daten, mit denen sie eine elementare Größe der Klimaberechnungen, die sogenannte Klimasensitivität, untersucht haben. Diese gibt die Erwärmung in Grad Celsius an, wenn sich der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre verdoppelt. Derzeit liegen die besten Schätzungen zwischen zwei und vier Grad. Die Werte können sich ändern, weil verschiedene Größen und Rückkoppelungen im Klimasystem, wie die Konzentration von Wasserdampf und Aerosolen oder die Wolkenbedeckung, an Bedeutung gewinnen oder verlieren. Und diese Einflüsse sind wohl unberechenbar, wie Roe und Baker in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Science" (Bd. 318, S. 629) berichten. Danach kann die Klimasensitivität viel größer oder auch viel kleiner ausfallen, als man vermutet. Bei einer Erhöhung der Kohlendioxidkonzentrationen auf 450 ppm (Anteile pro Million Luftmoleküle) etwa, einen Wert, den man mit der internationalen Klimapolitik im Laufe des Jahrhunderts nicht überschreiten will, würde die globale Erwärmung durchschnittlich zwei Grad betragen, sie könnte aber auch deutlich höher ausfallen. Jedenfalls dürfte die Prognosegenauigkeit auch mit verbesserten Klimamodellen nicht besser werden, meinen die Forscher. "Kleine Unsicherheiten in vielen einzelnen physikalischen Parametern verstärken sich zu großen Unsicherheiten, und es gibt nichts, was wir dagegen tun können", sagt Roe." jom