Freitag, 28. November 2008

Januskopf des Monotheismus: Die Füße im Feuer


Conrad Ferdinand Meyer

Die Füße im Feuer

Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell
Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann ...

- "Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt
Nach Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock!"
- "Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmerts mich?
Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!"
Der Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal,
Von eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,
Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht
Droht hier ein Hugenott im Harnisch, dort ein Weib,
Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild ...
Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd
Und starrt in den lebendgen Brand. Er brütet, gafft ...
Leis sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den Saal ...
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
Den Abendtisch bestellt die greise Schaffnerin
Mit Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein hilft.
Ein Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick
Hangt schreckensstarr am Gast und hangt am Herd entsetzt ...
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.

- "Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!
Drei Jahre sinds ... Auf einer Hugenottenjagd ...
Ein fein, halsstarrig Weib ... 'Wo steckt der Junker? Sprich!'
Sie schweigt. 'Bekenn!' Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt.
Ich werde wild. Der Stolz! Ich zerre das Geschöpf ...
Die nackten Füße pack ich ihr und strecke sie
Tief mitten in die Glut ... 'Gib ihn heraus!' ... Sie schweigt ...
Sie windet sich ... Sahst du das Wappen nicht am Tor?
Wer hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr?
Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich." -
Eintritt der Edelmann. "Du träumst! Zu Tische, Gast ..."

Da sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht
Und er. Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet.
Ihn starren sie mit aufgerissnen Augen an -
Den Becher füllt und übergießt er, stürzt den Trunk,
Springt auf: "Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt!
Müd bin ich wie ein Hund!" Ein Diener leuchtet ihm,
Doch auf der Schwelle wirft er einen Blick zurück
Und sieht den Knaben flüstern in des Vaters Ohr ...
Dem Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach.

Fest riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und Schwert.
Gell pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt.
Die Treppe kracht ... Dröhnt hier ein Tritt? Schleicht dort ein Schritt? ...
Ihn täuscht das Ohr. Vorüberwandelt Mitternacht.
Auf seinen Lidern lastet Blei, und schlummernd sinkt
Er auf das Lager. Draußen plätschert Regenflut.

Er träumt. "Gesteh!" Sie schweigt. "Gib ihn heraus!" Sie schweigt.
Er zerrt das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut.
Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt ...
- "Erwach! Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!"
Durch die Tapetentür in das Gemach gelangt,
Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr - ergraut,
Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.

Sie reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut.
Zersplittert liegen Ästetrümmer quer im Pfad,
Die frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume noch.
Friedselge Wolken schwimmen durch die klare Luft,
Als kehrten Engel heim von einer nächtgen Wacht.
Die dunkeln Schollen atmen kräftgen Erdgeruch,
Die Ebne öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug,
Der Reiter lauert aus den Augenwinkeln: "Herr,
Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit
Und wißt, daß ich dem größten König eigen bin.
Lebt wohl! Auf Nimmerwiedersehn!" Der andre spricht:
"Du sagsts! Dem größten König eigen! Heute ward
Sein Dienst mir schwer ... Gemordet hast du teuflisch mir
Mein Weib! Und lebst ... Mein ist die Rache, redet Gott."

Berlin, Ukraine: Stalins Hunger-Terror, Dürrenmatt, C.F. Meyer

Russische Panzer in Berlin

- 27. November 1958 : Auch Stalins Nachfolger läßt nichts unversucht, die Kriegsbeute zu sichern: Die UdSSR kündigt den Vier-Mächte-Status Berlins. Eine normale Lage sollte geschaffen werden. Nach den Vorstellungen der Sowjetunion bedeutete dies, dass die Westalliierten aus West-Berlin abziehen, damit eine freie Stadt entstehen könne. Der Westteil Berlins sollte sowohl von der Bundesrepublik als auch von der DDR unabhängig sein. Die politische Verantwortung für den sowjetisch besetzten Teil Berlins sollte an die DDR übertragen werden.
Die USA, Großbritannien und Frankreich blieben jedoch entschlossen, ihre Rechte in Berlin zu wahren. Auch die NATO erklärte eindeutig, dass West-Berlin zum Schutzbereich des Bündnisses gehöre. Das eigentliche Ziel, das die Sowjetunion mit der Kündigung des Vier-Mächte-Status verfolgte, war beide Teile Berlins zu vereinigen und in die DDR einzugliedern.
Das Kräftemessen der einstigen Alliierten um die Existenz und den Status West-Berlins dauerte bis zum Jahr 1972, in dem die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs das Vier-Mächte Abkommen unterzeichneten." Zz, Autor: Wolfram Stahl

- Ukraine, Stalins Hunger-Terror: "Holodomor (Ukrainisch Голодомор; russisch Golodomor), früher teilweise auch „Hungerholocaust“ genannt, ist der Name einer großen Hungersnot der Jahre 1932/33 in vielen Teilen der Sowjetunion, wobei die Bevölkerung der damaligen Ukrainischen SSR die meisten Toten zu beklagen hatte und dieser Teil der Hungersnot heute besonders bekannt ist. Laut neuesten Berechnungen der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, die im November 2008 veröffentlicht wurden, betrugen die Opferzahlen in der Ukraine ca. 3,5 Millionen Menschen.[1] Andere betroffene Regionen waren unter anderem Südrussland, Gebiete an der mittleren und unteren Wolga, Südural, Nordkasachstan und Westsibirien. Hauptsächlich betroffen waren landwirtschaftliche Räume, die eigentlich zur Produktion eines Überschusses an Getreide in der Lage waren. Andere Quellen sprechen von gut 10.000.000 Toten innerhalb von 2 Jahren. Auf Basis sowjetischer Volkszählungen kommt man, indem man die Hungertoten und Toten infolge von Kollektivierung und Kulakenverfolgung zusammenfasst, auf eine Opferzahl von bis zu 14,5 Millionen Menschen[2]"

- Dürrenmatt geht zur KP-Party: " Unser aller Feind, das Atom . Autor Seltsam oder Wie sie lernten, mit der Bombe zu leben: Eine Marbacher Ausstellung zeigt, wie Hiroshima die Literatur beeinflusst hat. / / ..." 20.11. FAZ // Dürrenmatt besuchte noch 1987 einen "Friedenskongreß" der Moskauer Diktatoren - ein alter Esel, der offenbar seit Stalin nichts mehr recht wahrgenommen, geschweige denn dazugelernt hat.

- - 28. November 1898: Todestag des Schriftstellers Conrad Ferdinand Meyer.
- "Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!
Drei Jahre sinds ... Auf einer Hugenottenjagd ...
Ein fein, halsstarrig Weib ... 'Wo steckt der Junker? Sprich!'
Sie schweigt. 'Bekenn!' Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt.
Ich werde wild. Der Stolz! Ich zerre das Geschöpf ...
Die nackten Füße pack ich ihr und strecke sie
Tief mitten in die Glut ... 'Gib ihn heraus!' ... Sie schweigt ...
Sie windet sich ...