Montag, 28. April 2014

Unter Putinfreunden


Aus einer Korrespondenz:

Im übrigen ist mein Hauptaugenmerk auf den privaten Freiheitsstatus des Bürgers gerichtet. Den sehe ich speziell in der Schweiz und den USA gesichert; die rein repräsentative Demokratie in Deutschland hat sich beschädigt durch das institutionelle Mißtrauen gegenüber dem einzelnen Bürger, der nichts direkt wählen darf. Die individuell garantierte Freiheit hat in Deutschland keine starke Tradition gebildet, siehe Luther, Bismarck, Wilhelm 2, Hindenburg, Papen, Hitler, Paul Sethe, Gottfried Benn, Carl Schmitt, Martin Heidegger etc. Auf der linken Seite interessierte sich schon aus theoretischen Gründen niemand für individuelle Freiheiten. Die Bevormundung des einzelnen Bürgers war in der DDR lückenlos und total, stets drohte Verhaftung, Folter und Tod; im Kaiserreich war der persönliche Freiheitsgrad verglichen mit der linken Diktatur riesig.
Da die Schweiz international machtlos ist, bleiben allein die USA als globale Schutzmacht individueller Freiheitsrechte. Staatsapparate sind aber sui generis Freiheitsverzehrer. Und außenpolitisch kann es immer zu Fehleinschätzungen kommen. Auch, was die Wirkung von Demokratie betrifft. Ich teile nicht die Ansicht, daß Demokratie automatisch dem einzelnen Bürger dient und seine persönliche Freiheit sichert. Das scheint mir die haupsächliche Lehre in Tunesien, Libyen und Ägypten zu sein. Schon Hitler ist, auf dem Rücken seiner Bewegung, zunächst über das Parlament groß geworden. Wie Nursi hat er die Macht mißbraucht.

Bezüglich WK1 verweise ich auf  Hegel: „Der Streit der Staaten kann deswegen ... nur durch Krieg entschieden werden.“ § 334, Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts. 
Krieg galt allen Staaten als normales Mittel vor 1945. Fritz Fischer und viele andere Historiker moralisieren und kommen zu schrägen Ergebnissen.

Christopher Clark kommt in seinem aktuellen Buch “Die Schlafwandler” zu angemesseneren Befunden. Die etablierten europäischen Regierungen waren unfähig, die Krise zu meistern, weil sie aus ihren alten Denkbahnen, in denen der Krieg ein selbstverständliches Mittel darstellte, nicht herausfanden. Hätte es übrigens eine eindeutig dominante Macht gegeben, wie es das antike Rom seinerzeit war, dann hätte es auch eine der PAX ROMANA vergleichbare Friedensdominanz gegeben. Die PAX AUGUSTA gab es erst, als Octavian seine starken Gegenspieler Lepidus, Pompeius und Marc Anton besiegt hatte. Dreißigjährige Kriege finden statt, wenn sich viele Halbstarke um die Macht balgen. So auch 1914. Und ohne die europäische Appeasement- und Abrüstungspolitik wäre Putin vermutlich zurückhaltender. 
In Europa sehe ich derzeit keine ernstzunehmenden Politiker, sondern nur Sozialstaatsonkels und -tanten. Besonders albern mutet das Merkel-Nahles-Deutschland an mit seinem Klima- und Energiewendewahn.