Samstag, 10. April 2021

Konstantins zufälliger Traum an der Milvischen Brücke wird wegweisend

“Das Verhältnis von Herrschaftsordnung und Organisation der Religionsgemeinschaft  gestaltete sich auch in der Geschichte des Christentums sehr wechselvoll. Eine prägende Phase war sicher das 4. Jahrhundert, in dem es zur Reichsreligion wurde. Auf dem von Kaiser Konstantin 325 nach Nicaea einberufenen Reichskonzil wurden die Weichen für eine weitgehende Angleichung der Reichskirche an die Struktur des Imperiums gestellt. Das Römerreich der Spätantike war ein hochgradig hierarchisch-bürokratisch strukturiertes Herrschaftsgebilde. Dementsprechend übernahm durch diesen Anpassungsprozeß die christliche Kirche solche Organisationsformen.” *


Nicaea fand statt im Schatten der römischen Legionen. Es kann daher nicht völlig verwundern, daß in diesem Schatten der römisch-katholische Kriegermönch entstand, der “miles christianus”. Er wurde eingesetzt in Jerusalem, der Levante, in Spanien und - im europäischen Nord-Osten. Bernhard von Clairvaux rief zum Wendenkreuzzug auf, zur Schwertmission. Ein Ritterorden existiert noch, der 1199 in Jerusalem gegründete Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem, der Deutsche Orden. Nach Stationen auf Zypern und Kreta zog er noch Norden und übernahm das Gebiet des Schwertbrüderordens in Livland. Noch bis ins 15. Jahrhundert fanden die international zusammengesetzten Feldzüge der römisch-katholischen Kriegermönche ins Pruzzenland statt. Michael Mitterauer sieht in diesen aus Rom zentral orchestrierten Kreuzzügen der Papstkirche mit ihren universalen Ordensgemeinschaften den Beginn des europäischen Expansionismus. Als Muster stand die arabische Expansion seit dem 7. Jahrhundert im historischen Raum, gegen die sich die meisten Papstkriege richteten. Nur der Papst konnte zum Kreuzzug aufrufen. 


* Mitterauer, Warum Europa? S. 177f.