Calvin (1509-64) war ein strenger Zuchtmeister, alles und
jedes und alle wollte er der Kirchenzucht unterwerfen und tat es.
Ins Auge
fällt dabei – wie schon bei Savonarola (1452-98) in Florenz – das Verbot von
weltlichem Gesang und Tanz. Nach ihrem Sieg 1994 taten die Taliban desgleichen.
Die kriegerische Seite jeder Religion entdeckt sich hier, und natürlich in der
Ermordung der Abweichler.
Allen Glaubensbrüdern ist dabei, neben dem Gotteswahn, auch eine
kaum glaubliche Selbstverblendung zu eigen. Sie erfinden nicht nur Götter,
sondern phantasieren sich auch zusammen, göttliche Werkzeuge zu sein.
Phantasien sind also ihrer Natur nach grenzen-,
verantwortungs- und skrupellos. Die Grenzen müssen von außen gezogen werden,
von einem säkularen Staat, der auch Eiferer zur Verantwortung zieht. Und
natürlich gilt allgemein Luhmanns Wort, daß guter Geist trocken sei.
Bei Calvin vermischen sich Eiferertum, Kollegialitätsprinzip
und erbarmungslose soziale Kontrolle. Das Kollegialitätsprinzip der
Pfarrerversammlung kann man als Vorlage für eine Demokratisierung werten, die
soziale Kontrolle wiederum implantiert ein dauerhaft schlechtes Gewissen, das
der Individualisierung Vorschub leistet.
Rüdiger Achenbach hat im DLF ein fünfteilige Calvinreihe
veröffentlicht, die dort mit Gewinn nachgelesen und –gehört werden kann. Ebenso am gleichen Ort empfehlenswert ist Astrid Nettlings SENECA-Sendung. ( http://tinyurl.com/nud8z9d)