Donnerstag, 8. Mai 2008
Wirtschaft vom ersten Schuljahr an, Rente und Transfer
STRIZZ, Reiche, FAZ 8.5.
Sonne - Wonne mi 25° 3. Zecke der Saison
- " Bankenverband will Wirtschaft vom ersten Schuljahr an
km. BERLIN, 7. Mai. Der Befund ist erschütternd: Nur vier von zehn Jugendlichen können den Begriff "Inflationsrate" erklären, und nur jeder ..." 8.5.
- "Rente und Transfer
Wer ein Interesse am Ausbau des Sozialstaats hat
ppl. FRANKFURT, 7. Mai. Ist es zulässig, die fast 20 Millionen Rentner in Deutschland zu den Transferempfängern zu zählen? Die meisten wehren sich gegen diese Einteilung und verstehen sich nicht als Bezieher von Sozialleistungen. Schließlich hätten sie über vierzig, fünfundvierzig oder gar mehr Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt, sagen sie. Doch ist die deutsche gesetzliche Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren aufgebaut: Was an Beiträgen der Arbeitenden einfließt, wird sofort an die Alten weitergeleitet. Eine Kasse zur Deckung künftiger Auszahlungen wurde nie aufgefüllt.
"Von dem Sozialprodukt, das die junge, arbeitende Generation jedes Jahr erstellt, wird ein Teil abgezweigt, um die Renten zu zahlen", erklärt Horst Siebert, der langjährige Präsident des Instituts für Weltwirtschaft. Es existiert keine Rücklage in der gesetzlichen Rentenversicherung bis auf eine minimale Reserve, die nur für wenige Tage die Rentenzahlung deckt. "Die aus laufenden Beiträgen und den Steuerzuschüssen finanzierten Renten stellen - anders als eine kapitalgedeckte Rente - ein Transfereinkommen dar", bekräftigt auch Bert Rürup, der Vorsitzende des Sachverständigenrats.
Damit verstärkt die steigende Zahl der Rentner das politische Lager jener, die aus Eigeninteresse auf eine Ausweitung staatlicher Transfers dringen. Nach dem jüngsten Mikrozensus des Statistischen Bundesamts finanzieren 14,5 Millionen, also fast 90 Prozent der über 65 Jahre Alten, ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Renten und Pensionen, 7,3 Prozent werden überwiegend durch ihre Angehörigen unterhalten, nur 0,6 Prozent hatten so viel Vermögen, dass sie davon ihre Lebenshaltungskosten überwiegend bestreiten konnten. Von der Gesamtbevölkerung lebten 5,6 Prozent von Arbeitslosengeld, mehr als 22 Prozent hauptsächlich von Renten und Pensionen; dagegen verringerte sich der Anteil derer, die überwiegend von Erwerbseinkommen lebten, auf 41 Prozent. Es hat erhebliche politische Relevanz, wenn immer mehr Wähler zu den Transferempfängern gehören. Im Jahr 1971, rechnet Siebert vor, gab es in der Bundesrepublik 20,6 Millionen Lohnsteuerzahler und 11,2 Millionen Transferempfänger; heute sind es 25,7 Millionen Lohnsteuerzahler, aber 30,8 Millionen Transferempfänger, zu denen er Rentenbezieher, Empfänger von Arbeitslosengeld und Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen rechnet.
Die Frage, ob die Zahlungen der gesetzlichen Rentenversicherung komplett als ein Transfer zu werten sind, sehen einige Ökonomen durchaus ambivalent. "Man muss den Barwert der Auszahlungen mit dem Barwert der Einzahlungen vergleichen", erklärt Roland Vaubel von der Universität Mannheim. "Wenn die Differenz über dem liegt, was mit einer Anlage am Markt zu erzielen wäre, dann erhalten die Rentner einen positiven Transfer." In der Vergangenheit war die Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung überdurchschnittlich, künftig werde sie immer magerer. Für diejenigen, die heute in das Rentensystem einzahlten, werde der Transfer sogar negativ, sagt Vaubel, "weil die Ertragsrate des Umlageverfahrens niedriger ist als die Ertragsrate eines Kapitaldeckungsverfahrens".
"Die semantische Frage, ob Rentner zu den Transferempfängern zählen, ist unerheblich", urteilt Hans-Werner Sinn, der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. "Entscheidend ist, wer von einer Erhöhung des Staatsanteils, hier konkret der Renten und Beiträge, profitiert - das sind nun mal die Rentner und Leute, die kurz vor dem Rentenalter stehen." Angesichts der alternden Bevölkerung verschieben sich die politischen Gewichte im Lande. Deutschland befinde sich auf dem Weg in eine "Gerontokratie", eine Herrschaft der Greise, fürchtet Sinn. "Deutschland wird etwa im Jahr 2015 kippen, weil es dann eine Mehrheit gibt, die von Beitragserhöhungen profitiert."
Text: F.A.Z., 08.05.2008, Nr. 107 / Seite 14 // Hätte Adenauer nicht ein humanistisches Gymnasium besucht sondern eine Höhere Handelsschule, dann wäre es Erhard vielleicht gelungen, Adenauer von der gigantisch unsinnigen und die Lohnnebenkosten blähende Änderung des Rentensystems abzuhalten.
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