Freitag, 18. Juni 2010

Erfreulich: DIW kann bis drei zählen





Mit Kardinalsrot kommt er doch gut zur Geltung: Larry Ellison (Bild ORACLE / Wiki.)



DIW-Spielereien (Graphik FAZ)("Wer so misst, für den sind dann beispielsweise angehende Studienräte in Deutschland, sofern sie allein leben, Mitglieder der Oberschicht. Dort fände er sich dann mit Verfassungsrichtern, Eishockeyspielern und Lena wieder. Oder Haushalte, in denen die Frau im Krankenhaus Stationsschwester ist und der Mann eine KfZ-Werkstatt im Zweimannbetrieb hat: Oberschicht." FAZ 17.6.10, s.u.)






Gestern sonnige 20°C - heute 15° - nachts 11°C - die Klima-Erwärmung auch heute nicht



- Soziale Welt: Diese Fußballprofis verdienen Millionen jährlich, sind in der Regel aber völlig ungebildet und auch wenig intelligent - aufgrund ihres Einkommens zählt sie das DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) zur Oberschicht. Das gleiche gilt für andere Sportmillionäre. Gehören sie wirklich zur Oberschicht? Neben ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt, neben Dieter Zetsche von Daimler, neben Kanzlerin Merkel, die im Vergleich zum Rennfahrer Schumacher fast nichts verdient?

Das DIW steht seit langem der SPD nahe und liefert Neidforschungsergebnisse. Die DIW-Botschaft war am gestrigen Tage, daß die "Mittelschicht" schrumpfe ("2,5%"), und daß soziale Unruhen zu erwarten seien. Auch wenn man bedenkt, daß das DIW nur ein Propagandainstitut ist, so muß man doch feststellen, daß hier das Niveau, gemessen an anderen SPD-Freunden, wie beispielsweise Offe und Habermas, weit nach unten abgerutscht ist, auf BILD- und EXPRESS-Tiefe. Gut, DIW-Jan Goebel und Kollegen haben mit ihrem 3-Schichten-Modell bewiesen, daß sie bis DREI zählen können. Danach stellen sich aber schon tausend Fragen.
Das Merkmal EINKOMMEN ist auch für das einfachste Schichtmodell zu wenig. Eine Schicht-Konstruktion braucht traditionell mindestens drei Merkmale: Bildung, Beruf, Einkommen. Aber auch das erscheint sehr simpel. Dazu wären zu ergänzen u.a. : Berufsstatus und Macht.
Aber: Ein Journalist beim Werbeblatt kann recht gebildet sein mit Abitur und Germanistikstudium, ist aber mit dem Chefredakteur des SPIEGEL im Hinblick auf Macht und Einkommen völlig unvergleichbar, das gilt ähnlich auch für den Oberstudienrat. DIW-Dummdeibel-Goebel setzt sie alle drei in die Oberschicht. Blöder geht es nimmer.
Doch! Der nette, selbständige Kioskbesitzer, ein rundum zufriedener Mensch mit sehr geringem Einkommen, aber Herr über sich selbst, gehört bei SPD-DIW zu den ganz armen Prekariatsleuten. Auch mancher Programmierer gehört in diese Ecke. Er bastelt gerne Programme und freut sich, wenn sie laufen, das Geld hätte er gerne, aber es interessiert ihn nicht weiter.
So einer war auch Larry Ellison, bevor er ORACLE-Milliardär wurde. Mit seinem Einkommen gehört er heute zweifellos in die Oberschicht, aber verglichen mit einem SPIEGEL-Chef hat er wenig Macht und noch weniger Bildung.

Es lassen sich weitere soziale Merkmale hinzuziehen, Lebensstil etwa, aber stets kommt man zu unbefriedigenden Schichtungleichheiten: Die soziale Welt ist sehr mobil, flexibel und außerordentlich reich an Unterschieden geworden. Das Schichtungsmodell entstammt der feudalen Ständegesellschaft, in der es eine größere Einheitlichkeit gab. Die vielgestaltige, funktional differenzierte Gesellschaft läßt sich mit der simplen Denkfigur SCHICHTUNG - oben die großen Kartoffeln, unten die kleinen - nicht erfassen und nicht verstehen.

(Vgl. auch: " Statusangst. Die inszenierte Mittelschichtspanik.
Angestoßen durch eine Wissenschaft, die ins Fernsehen will: Die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung über eine angeblich schrumpfende Mittelschicht ist soziologisch wertlos.

Von Jürgen Kaube, FAZ 17.6.10)