Samstag, 11. April 2009

Weniger Geburten, mehr Sterbefälle. HÖREN, SEHEN, NICHTS VERSTEHEN




- " Weniger Geburten, mehr Sterbefälle.
Und Deutschland schrumpft doch

Doch kein Aufwärtstrend: Die Geburtenzahl ist rückläufig
FAZ 07. April 2009 Immer weniger Kinder werden in Deutschland geboren, die Geburtenzahl ist rückläufig. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, kamen 2008 nach vorläufigen Ergebnissen rund 675.000 Neugeborene lebend zur Welt. Das waren 1,1 Prozent weniger als im Jahr 2007. Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte noch im Februar einen Anstieg der Geburten verkündet.

Die bis dahin bekannte Statistik bis September 2008 hatte einen Aufwärtstrend an Geburten angedeutet, der sich durch die Zahlen des letzten Quartals des Jahres 2008 jedoch nicht bestätigt hatte. Von der Leyen sprach am Dienstag von einem „ungewöhnlichen Einbruch der Geburtenzahlen im letzten Quartal 2008“, den niemand habe vorhersehen können. Der vorläufige Anstieg der Statistik von 2007 bis September 2008 und der anschließende Rückgang zeigten, dass der Mut zu Kindern noch „ein zartes Pflänzchen“ sei, sagte die Ministerin. ... In der Bevölkerungsstatistik erhöhte sich die Zahl der Sterbefälle des vergangenen Jahres um 20.000 gegenüber 2007 (plus 2,4 Prozent) auf 844.000. Damit wurden 2008 rund 169.000 weniger Kinder geboren als Menschen verstarben. 2007 lag die rechnerische Lücke zwischen Neugeborenen und Verstorbenen bei 141.000. Wie die Statistiker weiter mitteilten, heirateten im vergangenen Jahr 375.000 Paare. Im Jahr 2007 waren es 368.000. Damit ist die Zahl der Eheschließungen im Vergleichszeitraum um 1,8 Prozent gestiegen. Hinsichtlich des endgültigen Jahresergebnisses von 2008 sind laut Bundesamt noch geringfügige Veränderungen der Statistik möglich, da im vorläufigen Ergebnis noch nicht alle Meldungen verarbeitet sind." FAZ
Robert Hamacher: Grober Unfug bereits im Februar 2009!
Meine vorherigen Kommentare zu diesem Thema vervielfältige ich nicht noch mal. Aber anzumerken bleibt: Bereits für die ersten 9 Monate des Jahres 2008 eine leichte Bevölkerungszunahme zu behaupten, war grober Unfug. Denn seit Beginn des Jahres 2008 wurde die statistische Erhebung verändert; es wurde der Kreis der erfassten Mütter um einige Jahrgänge der angemeldeten Wohnortpräsenz erweitert. Auf diese Erweiterung waren die minimalen Zuwächse zurückzuführen; doch dann schlug die Wirtschaftskrise als Psychokeule zu. Leider geht der FAZ-Artikel auf diese Veränderung nicht ein; macht die FAZ sowieso nicht gern. :)) Nur als Anmerkung: Die recht nette Statistikkurve zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland krankt natürlich daran, dass kein einheitlicher Meßstandard benutzt worden ist - als ob die Arbeitslosigkeit 1949, 1961, 1978, 1997, 2001 auf dieselbe Weise berechnet worden sei wie 2009. Manche Zeitungen müssen ihre Leser für ziemlich dämlich halten - oder befinden sich manchmal die Macher in diesem Zustand? :))
norbert doerre: Eine völlig verfehlte und gegen Arbeitnehmer gerichtete Sozialpolitik.
Nach der offiziellen Meinung unsrere Politiker und unserer Familienministerin insbesondere ist die Ursache für den Rückgang der Geburtenrate nur durch die Einkommensschwäche der jungen potentiellen Eltern bedingt. Wahrlich ist es nicht die Einkommensschwäche, sondern die Höhe der Steuern und Abgaben. Die in Deutschland lebende Gruppe der mittellosen 'Weltbürger' wird sehr bald die steuerzahlenden deutschen Kleinfamilien im Zuge der andauernden Wirtschaftskrise in der Geburtenrate übertreffen. Dann sind ein zunehmend karges Leben und Kinderreichtum miteinander fest verkoppelt, während die immer weiter schrumpfende Menge der Steuerzahler dafür die Alimente zahlen muß. Kinder von Steuerzahlern müssen darüber hinaus vom Säuglingsalter an in Fremdbetreuung gegeben werden, damit die Staatsverwaltung auch in Zukunft noch genügend Steuerumsatz macht, um weiter Staatsschulden aufzunehmen. So entsteht auf der Seite der Nichtarbeitenden das Potential einer armen, aber potentiell intakten Familienstruktur, auf der Seite der Mehrwertschaffenden jedoch die sozialistische Kälte von Anstaltskindern. Die weiter schrumpfende Zahl der Steuerzahler muß in Zukunft nicht nur sich selbst aufgeben, sondern eine Kleinfamilie auf dem Papier leben. "

- HÖREN, SEHEN, NICHTS VERSTEHEN: „ würde ich sagen, daß diese Verhaltensmöglichkeiten sich einer hardware verdanken, der sozial die 'Welt' aufgespielt wird bis hin - so würde ich vermuten - zur Veränderung der somatischen Basis durch die Aufspieleffekte.“

Liebe Herren F. und W.,
durch solche sozialen Aufspieleffekte verändert sich in der Tat etwas somatisch (ohne daß man gleich von Transubstantiation sprechen müßte): Synapsen werden nach Quantität des Gebrauchs aufgebaut, verstärkt, zurückgebaut und abgebaut (Verdrängung löscht kostengünstig ohne Psychoanalyse). Allerdings ist die Adressabilität, die Erreichbarkeit recht unterschiedlich. Extrovertierte und Introvertierte lernen unterschiedlich, und die soziale Erreichbarkeit von Menschen wie Thomas Wolf (s. frühere Mitteilung) ist gering.
Hier hat die Theorie Sozialer Systeme vielleicht ein Osterhäschenauge.
Die soziale Erreichbarkeit verschiedener Menschen ist sehr unterschiedlich. Während einige introvertierte Seelchen bei einem Stromschlag von 220V/8A umfallen, finden das robuste Psychotizisten geradezu unterhaltsam (unter robusten Psychotizisten sind bisher keine Soziologen bekannt) (Vgl. auch das Kap. SICHERHEIT UND ERREGUNG bei Norb. Bischof, Das Rätsel Ödipus).
Für die Schule und die verschiedene Erreichbarkeit der Schüler hat Luhmann einiges Allgemeine zutreffend gesagt. Aber den fließenden Übergang zwischen genetisch fundiertem sozialen Verhalten und frei kreierter sozialer Sinnkür scheint er nicht gesehen zu haben. Die Sinnschöpfungskompetenz jenseits des homo sapiens irrationalis ist nicht entfaltet, aber doch ansatzweise angeboren vorhanden: Die Warnrufe der Amsel alarmieren nicht nur andere Amseln, darüberhinaus auch die ganze andere Vogelwelt, und noch weiterhin auch den homo s. i. (der dann vielleicht bei anhaltendem Warngeschrei ennerviert nachsieht, ob der Bussard oder die Katze die Ursache ist).

Alarmfrequenzen und Artikulationsabstände reichen also über Artengrenzen hinweg, werden über angeborene, sozial kalibrierte Programme gesendet, empfangen und verstanden. Da die Evolution konservativ ist, kann das nicht überraschen, erstaunt aber doch. Wenn die Amsel warnt, und Rotkehlchen, Meise und Krähe hören und verstehen – Füchse schlafen da meist noch – handelt es sich da nicht um Kommunikation, generiert und verstanden aus angeborenen Programmen, sogar über Artsystemgrenzen hinweg?
Hören die Amseln oder ihre Hirne? Wenn die alten Meisen warnen, dann sind die jungen, krakeelenden Nestlinge sofort ruhig, ohne daß sie vorher eine einschlägige, subsystemäre Grundschule besucht hätten. Ihr der Hörrinde der Säugetiere entsprechendes Hirnmodul – das Gehirn besteht aus einer Reihe Modulen, Subsystemen (mit Parallelverarbeitung!) – interpretiert die entsprechenden Warnlaute angeborenerweise.
Da wurde nichts aufgespielt. Ohnehin hinkt der Computervergleich sehr stark: Diese weichen hirnlichen Proteinkonfigurationen sind Hard- und Software zugleich (nur alleine laufen und Ostereier suchen können sie nicht). Aber ansprechen kann man sie, wenn man ihre verschiedenen Schnittstellen adressiert (nicht zu plump! Das Hirn ist bei Geisteswissenschaftlern meist ein Sensibelchen!) Und es erzeugt dann auch, bei sensibler Ansprache, schöne Einfälle, Ideen mit Geschmack, Heureka-Vorlagen.