Nicht quadratisch, aber praktisch und billig, Reclams Sachbücher
El-Andalus! Da hört man immer wieder allerhand Löbliches. Alle sollen dort glücklich und zufrieden gewesen sein, und die Aristoteles-Kommentare des Ibn Rushd (Averroës, 1126-98) waren angeblich sehr wichtig für die Entwicklung Westeuropas.
Die Wirklichkeit war anders. Schon die Eroberung Spaniens war kein Vergnügen für die Eroberten. Dabei blieb es, sie mußten zahlen. „Insgesamt wird man den Muslimen Desinteresse und Gleichgültigkeit gegenüber der christlichen Religion und Kultur, die sie nicht als ebenbürtig betrachteten, bescheinigen müssen. Die islamische Haltung kennzeichnete weniger eine bewußt gelebte Toleranz als vielmehr Indifferenz.“
(Pierre Guichard, Die islamischen Reiche des spanischen Mittelalters 711-1492, in: Geschichte Spaniens, Hg. Peer Schmidt, 2002, S. 101)
Die Mohammedaner zerstörten allerdings praktisch alle gotischen Spuren, in den spanischen Museen gibt es nichts mehr aus der Zeit der westgotischen Reiche. Die verschiedenen Emire und Kalifen waren vor allem an der eigenen Macht und der eigenen Prunkentfaltung interessiert. Ibn Rushds Schriften und er selbst wurden verboten und verbannt. Und eine Minderung des aristotelischen Einflusses auf die Scholastik hätte den zisterziensischen Reformer Bernhard von Clairvaux sehr gefreut, wie auch alle empirisch-analytisch denkenden Wissenschaftsfreunde. Mit seinen „Zweckursachen“ hat Aristoteles die europäische Wissenschaftsentwicklung lange Zeit gehemmt. Zugunsten blödsinniger Abschreiberei.
„Indifferenz“, übrigens, kennzeichnet das mohammedanische Verhältnis zu den Wissenschaften seit jeher und bis heute. Daher rührt der wissenschaftliche und zivilisatorische Rückstand des Orients.