Freitag, 19. Mai 2017
Männerphantasien
Das Hetärenwesen „war eine käufliche Liebe, die für die Männer ohne Verpflichtung blieb … Für die beteiligten Frauen war sie meist das unfreiwillige Los ihrer Leibeigenschaft oder leichtes und letztes Mittel, den Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Selten war sie der Weg zum Reichtum. Aber allein jenen, die durch Prostitution zu Reichtum und Berühmtheit kamen, verdankt das Hetärenwesen den nachhaltigen Ruhm und die Aufwertung zu einem vielbeachteten Kulturphänomen. Das Heer der namen- und rechtlosen Sklavendirnen verschwand hinter dem strahlenden und ebenso trügerischen Bild jener schönen, gebildeten und geistreich parlierenden Lebedamen …’’ (Carola Reinsberg, Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Griechenland, S. 80)
Diese waren eine verschwindende Minderheit, wenn es sie überhaupt gab; sie begleiteten die Männer zum Symposion und ersetzten die Ehefrauen, die an das Haus gebunden waren. Zudem heirateten die Männer gezwungenermaßen spät, erst mit etwa 30 Jahren. Auf diesen Gastmählern boten die Hetären erotische Unterhaltung mit Tanz und Musik. Heute etwa vergleichbar mit gehobenen Striptease-Clubs.
In diesem Zusammenhang werden oft Namen genannt wie jener der Aspasia, die Gefährtin des Perikles.
„Gerade in Bezug auf sie konnte bislang nicht gesichert werden, daß sie tatsächlich eine Hetäre war. Aspasia stammte aus dem kleinasiatischen Milet und lebte seit den vierziger Jahren des 5. Jahrhunderts in Athen. Als Ausländerin hatte sie den Metökenstatus, d.h. die juristische Stellung der nicht mit dem Bürgerrecht privilegierten Einwohner Athens. Insofern konnte sie … keine rechtmäßige Ehe eingehen. Ihre Verbindung mit Perikles blieb zeitlebens eine freie, nicht legalisierte Ehe …“ (Ebd., S. 82)
Eine Sondergruppe bildeten die Philosophenfreundinnen und schülerinnen wie die Hipparchia des Krates von Theben und Leontion, die Geliebte Epikurs. Sie wurden oft verleumdend Hetären genannt und auch, wie Sokrates, der Gottlosigkeit bezichtigt, weil sie sich unübliche Freiheiten herausnahmen.
(Vgl. Reinsberg, S. 84ff.)
Das Bild vom glänzenden Hetärentum entpuppt sich dergestalt weitgehend als eine Männerphantasie.
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