Sonntag, 4. Mai 2014

Papst und Polygynie












“Mit wenigen Ausnahmen galt für die Mehrzahl der Kulturen, daß erfolgreiche Männer über die Kontrolle der Ressourcen auch mehr Nachkommen in die Welt setzten. Sie konnten sich mehrere Frauen leisten, und oft standen ihnen auch noch die Frauen ihrer Untergebenen zur Verfügung. Erfolgreiche Häuptlinge haben bei den Yanomami mehr Frauen und Nachkommen als andere (N.A. Chagnon 1979). Bei den Chinesen hatten Reiche nicht nur Nebenfrauen und Konkubinen, sondern auch Zugang zu den Frauen ihrer Untergebenen. …
Mit dem Christentum, das interessanterweise zunächst bei den Sklaven und Armen Roms Verbreitung fand, kam die Ideologie der Einebnung (wie Nietzsche es ausdrückte) in die Welt. Sie richtete sich gegen diejenigen, die die Ressourcen kontrollierten, bemühte sich um eine Ethik des Teilens und des Ausgleichs und um eine strengere Einhaltung der Monogamie. Päpstlicher Bann gegen Fürsten war ein Mittel, um den Herrschenden in Europa die Polygynie abzugewöhnen. Letzteres erwies sich als das Entscheidende. Denn durch die Ideologie der Monogamie bei Verbot der Geburtenkontrolle wurde den oberen Klassen das Fortpflanzungsprivileg genommen. … Möglicherweise war das ein Faktor, der den großen Erfolg der Europäer in der Welt bedingte. Im Modell führen uns die Hutteriten in Kanada vor, wie eine Gruppe mit strenger Monogamie ohne Geburtenverhütung eine höhere Fortpflanzungsquote erreicht als andere Bevölkerungsgruppen dieses Landes. Die offene Frage ist, wie sich ein solches Muster auf lange Sicht auswirkt. Wahrscheinlich ist es im biologischen Bereich evolutionshemmend. Es könnte aber einer Gruppe zu bestimmten Zeiten Vorteile bringen in Konkurrenz mit anderen. Wie man aber auf die Dauer degenerativen Erscheinungen entgegenwirkt, darüber wäre nachzudenken. Bis vor kurzem stand das Recht der Fortpflanzung in Europa nur denen zu, die eine Familie ernähren konnten. Diese Anforderung wird heute nicht mehr gestellt.”
Eibl-Eibesfeldt, Biologie des menschlichen Verhaltens, S.30f.

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