Mittwoch, 30. März 2011

Rumpelstilzchen und die Alchemie







Das grandiose Bücherrad - eine Erfindung der Renaissance - hier das des Herzogs August d. J. zu Braunschweig und Lüneburg aus dem 17. Jahrhundert. Der bücherfreundliche Herzog sammelte 135.000 Bände.

Da wird so manches zusammengekommen sein, ein Buch über Transurane kann nicht dabei gewesen sein, aber sicher auch manche alchimistische Schrift.
Die Alchemie versuchte sich unter anderem daran, aus allen möglichen Stoffen Gold herzustellen. Das gelang bekanntlich nicht, weswegen es Rumpelstilzchen mit Stroh und Königstochter versuchte.
Auch das führte nicht zum Erfolg.
Rumpelstilzchen hätte es mit Uran probieren sollen, und er hätte das " Wunder der Radioaktivität " (W. Braunbek, Neue Physik) entdecken können.
"Widersinnigerweise wandeln sich hier chemische Elemente - die bislang Unwandelbaren! - von selbst in andere Elemente um und senden dabei geheimnisvolle Strahlen aus, Alpha-, Beta- und Gammastrahlen.
Teils bestehen diese Strahlen aus schnell fliegenden Partikelchen, nämlich bei den Alpha- und Betastrahlen, teils sind sie den Röntgenstrahlen eng verwandt (Gammastrahlen)." (Braunbek S. 83)

Was in der Natur seit Anbeginn stattfindet, die radioaktive Umwandlung, kann der Mensch inzwischen, durch Experiment belehrt, selbst bewerkstelligen. Und so wird aus Uran Transurane:
Neptunium, Plutonium, Americium, Curium, Berkelium, Californium , Einsteinium, Fermium, Mendelevium, Nobelium etc.
Die Preise für diese Elemente stellen den Goldpreis in den Schatten.

Plutonium zum Beispiel ist als Kernbrennstoff weltweit recht begehrt (nicht in Deutschland).
Eingeschlossen in einen Stahlbehälter oder selbst in eine Plastiktüte ist ein kleines Stückchen Plutonium relativ ungefährlich, schon ein Blatt Papier stoppt die Alpha-Strahlung.
Hält man das Plutonium in einer Tüte an die Wange, dann fühlt man die angenehme Wärme dieses Stoffes, die durch den radioaktiven Zerfall entsteht, und diese Wärme läßt sich wunderbar in Energie umsetzen.
Kleine Plutoniumbatterien wurden zB bei Apollo-Missionen eingesetzt, bei Tiefseetaucheranzügen und bei Herzschrittmachern, wo große Blockbatterien einfach unpraktisch wären, schon wegen des großen Knubbels in der Brust, zumindest der männlichen, und natürlich, weil man normale Batterien immer wieder austauschen muß.

Ziemlich prima also, was man mit dem Plutonium anfangen kann, aber natürlich sollte man es nicht essen und auch nicht hoch oben in der Atmosphäre verteilen, wie das bei den rund 2000 Atombombentests zwischen 1945 und 1970 geschah.

(Vgl. John Emsley, Chemie im Alltag II, S. 264ff. sowie Blog-Eintrag v. 23.4.10 u. 6.11.10)

Bild: museum-hitzacker.de/51/Herzog_August.html