Samstag, 2. Januar 2016

Sweet sixteen und magische 34





Zahlenmagie veredelt jeden Aberglauben - hier Dürers magisches Zahlenquadrat aus dem berühmten Stich "Melencolia I" aus dem Jahr 1514. Die Zeilen- und Quersumme ergeben jeweils 34.
(Quelle: Wiki.)





Das Wort zur Esoterik-Messe in Köln-Mülheim:
“Pascal, der Mann, der in seinem 12. Jahr die Sätze des Euklids für sich fand, und in seinem 16. ein Werk über die Kegelschnitte schrieb, das seinesgleichen seit Archimedes Zeiten nicht gehabt haben soll, glaubte in seinem 30. in allem Ernst, daß eine Tränenfistel seiner Schwester Tochter durch eine Reliquie, einen heiligen Dorn, geheilt worden sei.” 
Georg Christoph Lichtenberg (1742-99), Sudelbücher, Heft E, 29

Später wunderte sich Blumenberg über den Lutheraner Leibniz:
Was aber soll man davon halten, dass selbst ein freier Geist und großer Gelehrter wie Gottfried Wilhelm Leibniz geweihte Gegenstände des katholischen Kults im Abwehrzauber instrumentalisierte? Wie er seinem Adlatus berichtete, habe er bei einer Seefahrt auf dem Mittelmeer 1689/90 mit Erfolg einen Rosenkranz räuberischen Mördern entgegengehalten. Doch, so grübelte noch vor einiger Zeit Hans Blumenberg, wieso führte Leibniz die geweihten Perlen überhaupt mit sich?” (Der Mediävist Borgolte in einer Rezension des Buches ‘Magie im Mittelalter’ von Helmut Birkhan, FAZ 30.9.2010)

Auch der katholische Kölner Mathematiklehrer aus Polen sei noch erwähnt, der stets mit seinem Heilstein auftrat, den er vielleicht in einem Kölner Esoterikladen gekauft hat.
Besitzt die Mathematik eine Neigung zur Esoterik?
Auffällig ist zumindest, daß schon bei Pythagoras und seinen Pythagoreern diese Verbindung vermutet wird. Von Pythagoras ist nichts erhalten, er lebte etwa von 570 bis 510 vor Seneca. Der Graecist Burkert siedelt Pythagoras im Schamanismus an: 

Pythagoras hat sehr wahrscheinlich keinen einzigen Beitrag zur Arithmetik, Geometrie, Musiktheorie und Astronomie geleistet und dies auch gar nicht beabsichtigt. Sein Anliegen war kein wissenschaftliches, sondern es ging ihm um spekulative Kosmologie, um Zahlensymbolik und besonders um die Anwendung magischer Techniken im Sinne des Schamanismus. Für seine Anhänger war er ein übermenschliches Wesen und hatte Zugang zu unfehlbarem göttlichem Wissen. Der Legitimierung dieses Anspruchs dienten ihm zugeschriebene Wundertaten. Die Pythagoreer bildeten eine Kultgemeinschaft, die hinsichtlich ihrer Riten den Mitgliedern ein rigoroses Schweigegebot auferlegte, und waren an zahlreiche im Alltag streng zu befolgende Regeln gebunden. Der Zweck der Schule war primär religiös und schloss auch politische Aktivitäten ein. Wissenschaftliche Bestrebungen traten – wenn überhaupt – erst nach dem Tod des Pythagoras hinzu. Von einer pythagoreischen Philosophie kann zu Lebzeiten des Pythagoras nicht gesprochen werden, sondern erst ab der Zeit des Pythagoreers Philolaos. Das Weltverständnis des Pythagoras war insgesamt ein vorwissenschaftlich-mythisches.” (Wikip.)

Es verwundert nicht, daß der Aberglaubenexperte (Theologe) Wilhelm Schickhardt (1592-1635) auch Mathematiker war und eine Generation vor Leibniz eine frühe Rechenmaschine konstruierte.