Mittwoch, 29. Dezember 2010

Echt wahr









- Die WAHRHEIT ist auch nicht mehr, was sie mal war (viele haben das noch nicht bemerkt):

" ... die Rechtfertigungsbedingungen für Urteile wechseln wie unser Gesamtwissen wechselt, und diese Rechtfertigungsbedingungen können nicht für alle Zeit als unveränderlich aufgefaßt werden. Nicht nur, daß wir Feststellungen, die wir heute als erwiesen und bewiesen betrachten, sich als falsch erweisen können, es könnten sich sogar Regeln und Methoden als falsch erweisen, die wir jetzt noch als gültig erachten, und daß andere Methoden sich als zielführender für die Prüfung von Sachverhalten und Hypothesen herausstellen können. "
(Hilary Putnam, Realism and Reason, S.85; zit. nach William James, Das pluralistische Universum, Einführung Klaus Schubert, S. XXII, Übersetzung WD)

Schon Georg Christoph Lichtenberg sinnierte darüber, ob die Sprache nicht oft irreführe, daß Wörter oft hohl seien und Begriffe mehr verdunkelten als erhellten. Diese Zweifel an der Klarheit der Sprache radikalisierte sich bei Ernst Cassirer ("Substanzbegriff und Funktionsbegriff"), bei Wittgenstein, William James, Glasersfeld, Luhmann u.a.m. Diese Wende wird als "linguistic turn" bezeichnet.
Hilary Putnam bezieht auch die erklärenden Naturwissenschaften an. Als Beispiel könnte man das Denkkonzept der "Gene" ansehen (vgl. Das Leben neu denken: Metaphern der Biologie im 20. Jahrhundert, Evelyn Fox Keller), die Genetik ließe sich auch anders denken, da es das "Gen", wie das "Ding an sich" (Kant) nicht gibt bzw. unerkennbar ist.