Wilhelm II. verkörpert, wie heute Prinz Charles, daß das monarchische Prinzip ein ziemlich untaugliches ist: eine genetische Lotterie bekommt politischen Einfluß in die Wiege gelegt
Bismarck war geistreich, Friedrich Wilhelm IV. ebenfalls, so kam der Junker vom Lande als Günstling des Königs nach Berlin, wurde Diplomat, dann preußischer Ministerpräsident, dann Reichskanzler. 27 Jahre gestaltete er preußisch-deutsche Politik mit einem König, Wilhelm I., dem Nachfolger Friedrich Wilhelms IV., der ihn nicht mochte, aber brauchte, und dem er sich unterwarf, auch bei der ungeliebten Reichsgründung 1871, da mußte sich Wilhelm I. sogar gegen seine Überzeugung die Kaiserkrone aufsetzen lassen. Dieses konträre Tandem machte es lange miteinander, Wilhelm wurde, kaum glaublich, 91 Jahre alt, Bismarck immerhin 83 und mußte von Wilhelm II. aus dem Amt entlassen werden, von allein ging er nicht. Der Kaiser konnte ihn rauswerfen, weil Bismarck der Monarchie eine starke, antiparlamentarische Macht erhalten hatte, aus monarchischer Überzeugung und zum eigenen Nutzen. Vielleicht war dieser Antiparlamentarismus das folgenreichste Erbe der Bismarckzeit, weil dadurch die Entwicklung von Parteien und politischen Führern behindert wurde. Auch ein Bismarck hätte an die Zeit nach Bismarck denken müssen.
Wer aber heute die Parteiführer Merkel, Gabriel, Hofreiter, Lindner und Gysi sieht, mag auch auf den Gedanken verfallen, daß Parlamentarismus ins Alberne abgleiten kann. Da waren Bebel, Bennigsen und Windthorst andere Formate.