Donnerstag, 14. Februar 2013

Darf's etwas mehr sein?







    

Nicht fallenlassen, Herr Meyer!



Frauen wollen nur das Beste, meint mancher, und Wilfried Meyer auch. Er denkt da allerdings vor allem an 1a Sperma. Für Frauen, die gerne Mutter werden wollen. In der Intelligenz-Unterschicht, von der SPD und ihren Zeitungen "Prekariat" genannt, werde der prekäre Status erblich, weil sich Dumme immer wieder mit Dummen paarten. Und Intelligenz sei eben zu einem großen Teil erblich. 1a Sperma für junge dumme Frauen, die der Schule und der Berufstätigkeit durch Schwangerschaft entfliehen wollen, was immer häufiger vorkomme, das wäre also Gratis-Sperma von hochintelligenten Männern, bezogen von der Exzellenz-Samenbank. So gezeugte Kinder würden intelligenter als die vom Saufnachbarn nebenan, und hätten dadurch viel bessere Aufstiegschancen. Das wäre in der Tat zu erwarten. Denn nicht nur die Intelligenz, auch das Verhalten und die physiologische Ausstattung sind erblich, wenn auch nicht unbedingt in direkter Weise von der Elterngeneration auf das Kind. 
Meyer stellt sich ein solches Prekariatsintelligenzhebungsprogramm in großem, staatlichen Rahmen vor mit erhöhtem Kindergeld - schon das mutet ein bißchen utopisch an. Darüberhinaus entwirft er auch eine professionelle Mutterrolle begabter Frauen zwischen den alten Beginen und den Müttern der SOS-Kinderdörfer. 
Meyers EUGENIK IST WEIBLICH enthält viel Material und interessante Anregungen. Die regierende Sozialdemokratie wird aber dafür nicht erreichbar sein, weil sie strikt an ihrer neomarxistischen Milieutheorie festhält und zudem die weibliche Berufsrolle propagiert. Die Mütter sollen ihre Kinder nebenbei aufziehen. Man könnte sich jedoch vorstellen, daß sich Stifter für solche Projekte erwärmen könnten. Am zu erwartenden Erfolg kommen dann auch die Ideologen nicht mehr so einfach vorbei.
Also, laßt dann mal tausend Blumen blühen!  

PS: Meyer ist Pädagoge. In seiner langen Schullaufbahn hat er viel gesehen und erlebt. In seinen vorherigen Schriften zur Schule hat er gezeigt, daß er keinem Schulaberglauben huldigt wie die amtierenden Kultusminister. Dennoch sieht er alles ein wenig aus der Schul- und Intelligenzperspektive. Er glaubt tatsächlich, daß PISA aussagekräftig sei: " Für die Ergebnisse in Mathematik, die am deutlichsten mit Intelligenz korreliert sind, hat PISA 2009 die folgende absteigende Reihenfolge ermittelt ..." (S. 21) Es folgen dann Shanghai, Singapur und Hongkong an der Spitze, Deutschland, Estland und Island noch über dem Durchschnitt, Tschechien, Frankreich und Großbritannien sind Mittelmaß, und USA, Israel und Rußland liegen unter Mittelmaß. Deutschland kann damit halbwegs zufrieden sein. Suggerieren die PISA-Statistik-Gaukler. Komisch nur, daß man dauernd von Mathematikern und Ingenieuren im Hochschuldienst hört, daß die Mathematikkompetenz der Ingenieurstudenten enorm gesunken sei. Die hohe Abbrecherquote scheint das zu unterstreichen. 

Zum anderen operiert Meyer mit einem engen, monolithischen Intelligenzbegriff, wo die Rede von verschiedenen Intelligenzen und Intelligenzmodulen sein müßte. Was nützen intelligente Entwicklungen wie das MP3-Format, wenn sich keine Unternehmer in Deutschland finden, die genug Marktintelligenz aufbringen, daraus ein marktgängiges Produkt zu entwickeln? Die Informatiker können so etwas nur ausnahmsweise. Sie sind meist beschränkt auf ihre mathematische Intelligenz. Oder wer verfügt über die wirtschaftshermeneutische Intelligenz in Deutschland zu sehen, daß die riesigen Banker-Boni der Wall Street das Silicon Valley und seine Erfolge finanzieren? Auf 50 Gründungen kommen 48 Pleiten, man weiß nur vorher nicht, wer groß herauskommen wird. Dafür wird viel Spielgeld gebraucht, "Wagniskapital" genannt, das nur "unsolide" Großverdiener investieren. Ein solider, hochintelligenter Buchhalter wie Warren Buffett, phantasie- und mutlos bis auf die weißen Unterhosen, investiert in Eisenbahn, Versicherung, Coca Cola und HEINZ-Ketchup. Solche Langweiler-Typen muß es auch geben, aber von denen kommt kein Fortschritt, kommen keine MICROSOFT, SUN, CISCO und APPLE. 

In Meyers Literaturverzeichnis fehlt denn auch eine besonders wichtige Schrift, die der Bildungsforscherin Alison Wolf (King's College, London: DOES EDUCATION MATTER? Myths about Education and Economic Growth» (Penguin Books 2002) (s. auch www.la-articles.org.uk/eoe.htm/  )