Donnerstag, 22. Oktober 2015

Kommunikationen sind das "Wesen"



Ja, Religionen unterscheiden sich. Man braucht nur den Zivilisationsstand rund um die Welt zu betrachten. Wie sich zB Usbekistan von Japan unterscheidet. Aber auch im Christentum gibt es Unterschiede. Karl-Heinz Menke hat sich damit beschäftigt in seinem Buch “Das unterscheidend Christliche”.

Der sog. Altprotestantismus vertraue auf die Verbalinspiration, daher stehe das Wort im Mittelpunkt. Am Anfang stand bekanntlich das Wort. Der Katholizismus hingegen identifiziere sich mit der “Wahrheit” des Jesus Christus. Deswegen trägt das Vorgängerbuch des Bonner Theologen Menke auch den Titel “Die Wahrheit ist Person”.
Der Neuprotestantismus ist archäologisch geartet: Was steckt unter der historischen Larve? Adolf von Harnack bemüht sich um das Abtragen der geschichtlichen Dogmen, um zum “Wesen des Christentums” vorzustoßen. Dies war 1841 der Titel der Feuerbach’schen Religionskritik.
Je mehr die Bibelforschung herausfand, desto stärker empfanden vor allem die protestantischen Theologen die Aufgabe, das Überzeitliche zu identifizieren. Zu nennen sind hier speziell Ernst Troeltsch, dem die innere Berührung mit Gott die Hauptsache des Christentums ausmacht, und der ‘Entmythologisierer’ Rudolf Bultmann. Insgesamt sind diese Denkbemühungen der christlichen Theologen recht eindrucksvoll, und sie reichen mit Küng, H.Urs v. Balthasar und Ratzinger bis in die Gegenwart.

Damit unterscheidet sich das Christentum insgesamt hinsichtlich intellektueller Produktivität von allen anderen Religionen der Welt, mit teilweiser Ausnahme vielleicht des Judentums. Dieses beschränkt sich fast gänzlich - Jude ist, wer eine jüdische Mutter besitzt - auf das eigene Volkstum, während das Christentum die ganze Welt eingemeindet. Ihm droht damit die Gefahr der Grenzenlosigkeit.


http://www.deutschlandfunk.de/das-religionsverstaendnis-von-rudolf-bultmann.886.de.html?dram:article_id=239309