“Der Bürger hat diesen Status nicht, weil er irgendwo ansässig ist - denn auch Metöken und Sklaven teilen (mit den Bürgern) den Wohnsitz … Für die Praxis bestimmt man dagegen als Bürger denjenigen, dessen beide Elternteile - und nicht nur der eine, also Vater oder Mutter - Bürger waren; andere gehen in diesem Prinzip noch weiter und verlangen zwei, drei oder noch mehr (Generationen von) Großvätern (bürgerlichen Standes).” (Aristoteles, Politik, wbg 1990/Schütrumpf 9/II, Buch III, S. 49ff.)
Der Bürger ist bei Aristoteles der Polis-Bürger einer Gemeinde von nur 1000-5000 Bürgern; dazu kommen Fremde und Sklaven, beide ohne Bürgerrechte. Die Poleis ähnelten einander, wiesen aber doch nennenswerte Unterschiede auf. Der Militär-Kommunismus Spartas war eine andere Lebensform als die attische Demokratie, die von Sparta besiegt wurde. Daran denkt Putin wahrscheinlich morgens und abends. Aber das Einheitlichkeitsargument des Aristoteles, das weltweit gültig ist, wird ihm Kopfzerbrechen bereiten. Amerika war erfolgreich durch strikte Durchsetzung der angelsächsischen Sprache und Kultur. Mit dem Rückgang dieser Dominanz gibt es mehr Probleme zwischen den Einwanderergruppen, die jedoch nie verschwunden waren. Putin versucht mit einem neuen russischen Nationalismus die ethnischen Differenzen des Kreml-Imperiums auszusteuern. Die kaukasischen Geburtenraten und die schwache Fertilität der Russen konterkarieren diese Absicht. Man wird sehen. Einstweilen behält der Staat mit einer eingesessenen Bevölkerung - wie bei Aristoteles - seine Berechtigung, weil er Stabilität, das hohe - höchste? Gut - einigermaßen gewähren kann.