Auch Dürer porträtierte Erasmus
(Rechte Museum Melanchthonhaus Bretten)
Nett formuliert:
“Was meint ihr: ist es der Kopf, das Gesicht, die Brust, die Hand, das Ohr, kurzum, ein sogenannter edler Teil, was einem Gott, was einem Menschen das Leben gibt? Ich denke nein; vielmehr ein dermaßen törichtes, dermaßen lächerliches Etwas am Menschen ist der Stammhalter seines Geschlechts, daß man es, ohne zu lachen, gar nicht nennen kann; aber dieses Etwas ist der wahre heilige Quell, aus dem alle Wesen ihr Leben schöpfen, und nicht, wie der gute Pythagoras meinte, die Vierzahl.”
Erasmus von Rotterdam,. Das Lob der Torheit (German Edition) . Projekt Gutenberg-DE. Kindle-Version.
Nett formuliert, aber doch verräterisch. Auch der gescheite Christ, der gelehrte Christ bleibt ein beschränkter Kopf, der keinen Gedanken an die Wasserleitung, die Ingenieurskunst und die Naturwissenschaft verschwendet. Dieser Mangel entdeckt, warum das Christentum die Menschen so lange im stinkigen und finsteren Mittelalter gehalten hat. Das Menschenbild war völlig falsch, inspiriert und dominiert von Göttern, Geistern und Dämonen. Da stritten sich die Doktoren der Scholastik, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz fänden, statt darüber nachzudenken, wie ihre täglichen Stoffwechselendprodukte hygienisch und unstinkig zu entsorgen wären.
In den Häusern war es kalt, man sieht es an der Kleidung des Erasmus. Noch kälter aber waren die Aborte hinter dem Haus. Den Gang dahin in der Kälte scheute mancher Stadtbewohner in mehrgeschossigen Häusern, so daß der Magistrat entsprechende Vorschriften und Strafen beschloß, um die Passanten auf der Straße schützen, die aber auch der Stadtreinlichkeit allgemein dienen sollten. Die Durchsetzung bereitete Schwierigkeiten, so wurde beispielsweise Albrecht Dürer in Nürnberg wegen Zuwiderhandlung verwarnt. Dürer - man kann den Ort im Nürnberger Dürerhaus besichtigen - defäkierte aus dem 1. Stock dem Passanten auf den Kopf, wenn der Pech hatte und gerade unten vorbeiging.