Dienstag, 21. Juni 2011

Freiheit & Co.





Wer lauert denn da auf wen?
Das Katz-und-Maus-Spiel spielen Sunniten und Schiiten auch gern.





- Freiheit & Co.: Am 17.6.1953 rollten die russischen Panzer in Ostberlin, Leipzig und anderen Orten der Sowjetisch besetzten Zone (SBZ) und beendeten die Demonstrationen gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, die sich dann gegen die SED-Diktatur insgesamt ausweiteten. Randalierer und Ganoven waren auch dabei. Ulbricht sah vor allem Randalierer und Nazis aus dem Westen am Werk, in Bonn war es ein Arbeiteraufstand gegen die kommunistische Diktatur. 1956 in Budapest rollten die russischen Panzer erneut, und wieder 1968 in Prag; das Finale leitete die polnische Solidarnosz ein, 1989 fielen die kommunistischen Diktaturen. Da herrschte dann Klarheit.

Schwer zu sagen im Einzelfall und zeitnah, aus welchen Bestandteilen eine Demonstrantenmenge besteht, wieviele Demonstranten für welche Forderungen eintreten.

In Tunesien, in Ägypten, Lybien, Jemen und Syrien verhält es sich ähnlich. Eine heterogene Menge vor allem junger, arbeitsloser Männer wendete sich gegen die alten Autokraten. Ohne die hohe arabisch-islamische Geburtenrate und die daraus resultierende Jugendarbeitslosigkeit gäbe es die „Arabellion“ nicht. Das Motiv der „Freiheit“ spielt dabei eine Nebenrolle, etwa bei den koptischen Christen, die in Kairo für ihre Glaubensfreiheit demonstrierten, was andere Demonstranten akzeptierten, wovon aber nach dem Sturz Mubaraks nicht mehr die Rede ist. Der herrschsüchtige Islam bleibt ägyptische Verfassungsgrundlage. Die Kopten bilden weiterhin das Ziel mörderischer Angriffe.
So wie im Irak, der sich demokratisiert hat, aber bei gleichzeitiger Rückkehr der Macht der Religionsgruppen, der Schiiten und Sunniten, die beide immer wieder die verbliebenen Christen angreifen.

Demokratisierung heißt also nicht, daß die Freiheit des Individuums respektiert wird. Demokratisierung heißt nicht einmal, daß die Glaubensfreiheit anderer Religionsgruppen akzeptiert wird. In diesem Lichte kann, ja, muß man wohl die Stellungnahme des Oberhaupts der syrischen Christen verstehen, der vor einer einseitigen Parteinahme gegen den syrischen Diktator Assad warnt. Das tödliche Schicksal der irakischen Christen vor Augen, fürchtet er den Terror der sunnitischen und schiitischen Mehrheit, sollte sie an die Macht kommen.
Könnte es sein, daß die Demokratie nicht viel wiegt, wenn die Freiheit des Individuums nicht gesichert ist gegen die Mehrheit?