Montag, 5. September 2011

Wäre Barroso nicht gerne Kaiser?





Sieht so der zukünftige Kommissionspräsident aus?
(Bild: Kaiser Huizong, Wiki.)




In der FAZ gab es gerade zwei ganzseitige Staatsschulden-Beiträge. Im Dialog der Marie-Chr. Ostermann (Verbandsvorsitzende JUNGE UNTERNEHMER) mit Anton Börner (Groß- u. Außenhandelsverband) wurden grundsätzliche Positionen sichtbar (“ ‘Schuldenschnitt!’ ‘Und wer zahlt?’ “ FAZ 2.9.11). Der Angestellte Börner, und hier kann man andere Angestellte wie Ackermann dazunehmen, neigen zu einem systemischen Denken kurzfristiger Art: Wie können Mängel durch Hin- und Herschieben von Positionen bewältigt werden? Die unternehmerische Haltung ist subjektiv verantwortlicher. Ostermann wies darauf hin, daß die Eigenkapitalquote ihres Unternehmens weit über 50% liege, und daß dies bei anderen Familienunternehmen ähnlich sei; sie wüßten, daß sie allein verantwortlich seien und dächten deswegen langfristig und vorsichtig. Man kann hinzufügen: der Angestellte bekommt sein Gehalt gleichmäßig nach Vertrag, er haftet nicht, höchstens wird sein Vertrag nicht verlängert, und seine Familie hat mit seine Tätigkeit nichts zu tun.
Ganz anders sieht das bei Familienunternehmen aus, die grundsätzlich bestrebt sind, das Familienerbe weiterzugeben, was vielen auch, manchmal über mehrere Generationen hinweg, gelingt. Die vielen mittelständischen Unternehmen sind daher die wirtschaftliche Substanz eines Landes. Die Abhängigkeit einer Wirtschaft von Großunternehmen mit angestellten Managern bringt Schwankungsprobleme mit sich, die von Kapitalvernichtung (zB Fusionen der Art Daimler/Chrysler) bis zum Konkurs reichen können (Holzmann). Auch ihr Einfluß auf die Politik ist größer, sie können politische Funktionäre wie Gerhard Schröder zur Konkursverschleppung einsetzen, wodurch zusätzlicher Schaden bei anderen Firmen entsteht.
Das problematische Denken in großen Aggregaten wird bereits im Titel des zweiten Beitrags angesprochen:
“Das fatale Einheitsdenken in der EU” (FAZ 2.9.11), Alfred Schüller hat ihn verfaßt, der emeritierte Hochschullehrer für Volkswirtschaft und Mitglied des Kuratoriums der Fazit-Stiftung. Schon für die EWG damals konstatiert er ein illiberales Integrationsdenken, das sich nach Maastricht zu einer unkontrollierbaren Brüsseler “Kommandozentrale” materialisiert habe. In der Währungseinheit sieht er “Sprengstoff für die europäische Integration”. Für die Art der Integration, die wünschenswert ist, muß man ergänzen, für das wirtschaftliche und kulturelle Zusammenwachsen von unten her, nicht durch kollektivistische Verordnungen der Kommissionskommissare von oben. Die nehmen brisante Probleme gerne zum Anlaß, sich neue Kompetenzen anzueignen, wie gegenwärtig das Projekt einer zentralen Eurozonenwirtschafts- und Finanzregierung zeigt. Dem wachsenden Unmut in einzelnen Staaten begegnen sie dann mit neuen zentralen Vorhaben, den geplanten Einheits-Euro-Anleihen beispielsweise, mit denen dann die solide wirtschaftenden Länder bestraft werden.

Wenn man grundsätzlicher fragt, handelt es sich bei der Denkfigur EINHEIT nicht um eine totalitäre Denkfigur, wenn die Vielfalt von unten nicht den gleichen Rang erhält?
Die “Einheitsorganisation” Kath. Kirche verurteilte Galilei zu unbefristeter Haft, aber seine DISCORSI konnten in Holland gedruckt werden, Voltaire konnte sich vor dem “Einheitsstaat” Frankreich nach Preußen in Sicherheit bringen, wie die von den “Einheitsfranzosen” verfolgten Hugenotten schon zuvor. Das sind die Früchte der Vielfalt, die Europa voranbrachten. Meist steht das “Einheitsdenken” für weniger Entwickeltes, für starres Denken, für gebremste Dynamik, wenn nicht gar für Primitivität - ein Konzept von Totschlägern, wie im Falle der Ketzerverfolgung, oder ein Leitbild des Puppenstubendenkens, wie im Falle des kaiserlichen Chinas, das an fehlendem Wettbewerb erkrankte, lange siechte und zuletzt unterging.

- Der Dax heute auf 2-Jahrestief (5.258, -5%), Gold auf Allzeithoch (1.875), der € schwächelt (1,4099) und die Umlaufrendite 10jähriger Bundesanleihen mit 1,72% auf Allzeittief.